Solarindustrie droht Pleitewelle Solarbranche: Subventionen sollen erneut gekürzt werden Weil die Förderung weiter gekürzt wird, nimmt der Preisdruck zu, sagt Frank Asbeck, Chef von Solarworld. Größe könnte zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. von Joachim Spiering, Euro am Sonntag Der zunehmende Preisdruck in der Solarindustrie, ausgelöst durch Überkapazitäten und Förderkürzungen in Deutschland, wird zu einer Pleitewelle unter den Herstellern führen. Schon dieses Jahr erwarten Branchenkenner das Aus etlicher Firmen. „Bei diesen niedrigen Preisen können nicht mehr alle mithalten“, sagt Frank Asbeck, Chef der Bonner Solarworld. Er erwartet Pleiten sowohl in Deutschland als auch bei chinesischen Firmen. Ähnlich sieht das Andreas Hänel, Vorstand von Phoenix Solar. Er rechnet damit, „dass es in zehn Jahren noch maximal zehn große Modulhersteller geben wird, die sich den Markt zu 80 Prozent teilen“. Vor allem Firmen, die stark auf den deutschen Markt konzentriert sind und wenig internationales Geschäft haben, dürften Probleme bekommen. Zudem gibt es etliche Hersteller, deren Produkte veraltet sind, die aber im vergangenen Jahr dank der enormen Nachfrage dennoch verkauft werden konnten. 2010 wurden in Deutschland Schätzungen zufolge Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von sieben Gigawattpeak (GWp) verbaut. Vorausgesetzt, diese würden rund um die Uhr Strom produzieren, entspricht dies sieben Atomkraftwerken. Deutschland war damit wieder einmal der mit Abstand größte Solarmarkt der Welt. Um diesen grotesk großen Zubau einzudämmen, wurden in den vergangenen Wochen in Berlin diverse Steuerungsmodelle diskutiert. Dazu gehörte eine Deckelung des jährlich zugelassenen Zubaus – für die Solarindustrie eine Horrorvorstellung. Sie befürchtet eine ähnliche Entwicklung wie in Spanien, wo nach der Einführung eines Deckels der Markt schlagartig eingebrochen ist. Auch deshalb gibt sich die Solarindustrie, zumindest offiziell, mit der vergangene Woche beschlossenen Förderanpassung zufrieden. Die Regelung sieht vor, dass die für Anfang 2012 geplante Absenkung der Fördersätze auf den 1. Juli 2011 vorgezogen wird, wenn in der ersten Jahreshälfte die Nachfrage zu stark ist. Diese vorgezogene Reduzierung kann je nach Höhe des Marktwachstums drei bis 15 Prozent betragen. Sollte sich der Markt abkühlen und die Hochrechnung ein Wachstum für das Gesamtjahr 2011 von weniger als 3,5 GWp erwarten lassen, werden die Fördersätze wie vorgesehen erst 2012 angepasst. Konkret bedeutet dies, dass 2011 der Zubau in Deutschland irgendwo zwischen 3,5 und 5,0 GWp landen wird. Das Marktvolumen sinkt also – im besten Fall – um knapp 30 Prozent, womöglich auch deutlich mehr. Obwohl es bereits massive Überkapazitäten gibt, investieren viele Firmen stark in neue Produktionsstätten. Das Kalkül: Nur wer in großen Mengen produzieren kann, ist groß und effizient genug, um die anstehenden Preisschlachten mitmachen zu können. So erweitert Aleo Solar sein Stammwerk von 180 auf 280 Megawatt (MW), Solarworld baut die Produktionskapazitäten sogar von 150 auf 550 MW aus. Zudem wird das Heil im Ausland gesucht. So läuft der italienische Markt recht gut, und auch in den USA zieht die Nachfrage an. Ein Grund: In Kalifornien und anderen Sonnenstaaten ist Solarstrom zur Mittagszeit, wenn die stromfressenden Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, inzwischen nicht mehr teurer als konventioneller Strom. Eine ähnliche Entwicklung könnte dank der stark sinkenden Einspeisevergütung schon bald in Deutschland eintreten, so Asbeck. „2012 wird eine Kilowattstunde Solarstrom weniger als 25 Cent kosten, während der normale Haushaltsstrom auf über 25 Cent je Kilowattstunde klettern wird.“
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