Erfurt - Die Eon Thüringer Energie AG will mit der Gründung einer Stiftung Kommunen den Aufbau von eigenen Solaranlagen erleichtern. Was gut klingt wirft bei Kritikern die Frage nach den Hintergedanken auf.
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Will mit der Stiftung KomSolar den Ausbau der Photovoltaik in Thüringen vorantreiben: Eon-Vorstand Reimund Gotzel. Bild: |
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Erfurt - Mehr saubere Energie für Thüringen, produziert von Solaranlagen in Thüringer Kommunen, gewonnen aus Solarmodulen Thüringer Produktion und nutzbar gemacht durch Wechselrichter, die in Arnstadt gefertigt werden. Das ist die Vision, die die Eon Thüringer Energie AG gestern in Erfurt vorstellte. Wirklichkeit werden soll sie durch die von Thüringens größtem Energieversorger iniziierte Stiftung "KomSolar". Der griffige Name soll für kommunale Solarenergie stehen, denn Eon-Vorstandschef Reimund Gotzel sieht in der Stiftung eine Unterstützung für Kommunen, die sich mit dem Gedanken tragen, die Umweltbilanz des eigenen Ortes aufzubessern, bislang aber noch nicht den richtigen Weg gefunden haben.
Eine halbe Million Euro steuert Eon zum Stiftungsvermögen bei, weitere 4,5 Millionen Euro gibt eine Bank. Die fünf Millionen Euro sollen laut Gotzel im ersten Anlauf für rund 100 neue Solaranlagen mit einer Leistung von durchschnittlich 15 Kilowatt reichen. Im Blick hat er vor allem Schulen, Kindergärten oder Rathäuser. "Natürlich denken wir in erster Linie an die Installation von Dachanlagen, doch wo es sich anbietet, kann auch eine Fassade mit Solarmodulen verkleidet werden", sagt Stefan Reindl. Freiflächenanlagen schließt das Unternehmen allerdings zunächst aus. "Dafür würde auch das Stiftungsvermögen nicht ausreichen", meint Gotzel.
Er räumt ein, dass Eon keineswegs unter die Gutmenschen gegangen sei, sondern schon eigene Interessen mit der Stiftung verfolge. Auch wenn deren Einnahmen nicht etwa an das Unternehmen zurückfließen, sie sollen an gemeinnützige Zwecke in den Kommunen ausgeschüttet werden. "Unser Ziel ist es, Wertschöpfung in der Region zu halten. Warum sollten wir den Betrieb von Solaranlagen immer nur Investoren überlassen, die nicht aus Thüringen kommen?" Helfen soll dabei die Schaffung eines regionalen Wirtschaftskreislaufes.
Nur Thüringer Produkte
So sollen die Solarmodule aus Thüringer Produktion stammen. Rahmenverträge seien bereits mit Bosch Solar und mit Schott geschlossen. Die Wechselrichter, die den aus der Sonne gewonnen Gleichstrom in für das Stromnetz benötigten Wechselstrom umformen, soll Sunways aus seinem Arnstädter Werk beisteuern. Die Installation sollen ausschließlich Thüringer Handwerker übernehmen. Und natürlich bleibt auch noch etwas bei der Eon hängen: die Wartung übernehmen natürlich Techniker der Eon. "Auch wenn dieser Posten zum Selbstkostenpreis durchgereicht wird, sichert er Arbeit bei uns im Haus", versichert Gotzel.
Und bei den Kommunen soll auch noch einmal Geld hängen bleiben. Einmal durch die Verpachtung der Dachflächen, denn Betreiber der Solaranlagen wird die Stiftung, deren Gründung noch durch das Finanzamt abgesegnet werden muss. Zum anderen soll ein Teil der Einnahmen durch den Betrieb der Solaranlagen an die Kommunen zurückfließen. Sonnenstrom wird durch das Erneuerbare Energien Gesetz besonders lukrativ vergütet. Für 20 Jahre garantiert. Nur so rechnet sich bislang die Investition in Solarstrom.
Zu guter Letzt sollen die Einnahmen der Stiftung aus der Einspeisevergütung zumindest zum Teil an die Kommunen fließen. Um dort in gemeinnützige Zwecke in Kultur, Sport oder Bildung investiert zu werden. Also zum Beispiel in neue Bücher für die Bibliothek oder ähnliches. Natürlich muss von den Einnahmen auch der Betrieb der Stiftung bezahlt werden und der Unterhalt der Solaranlagen.
Gotzel sieht in der Idee der Eon eine Hilfestellung für die Kommunen. Diese stoßen bislang mit der Idee, eigene Solaranlagen zu betreiben, oft noch auf Vorbehalte in der Kommunalverwaltung. Eine Erfahrung, die auch Viernaus (Kreis Schmalkalden-Meiningen) Bürgermeister Manfred Hellmann (Linke) machen musste. Als er seine Gemeinde zum Solardorf umbauen wollte, bekam er vom Landkreis die Auskunft, der Ort dürfe nicht aus Betreiber auftreten. Das Innenministerium hat diese Rechtsauffassung inzwischen zwar korrigiert, doch für Viernau kam das zu spät. So verdient das meiste Geld inzwischen ein Betreiber, der nicht aus Thüringen kommt. "Zu dem wir aber ein gutes Verhältnis haben", versichert Hellmann.
Die Gründung der Stiftung kann nach seiner Meinung vor allem Kommunen helfen, die sich noch gar nicht mit dem Thema erneuerbare Energien beschäftigt haben. Trotzdem müsse man das Vorhaben der Eon kritisch hinterfragen. "Schließlich ist der Kernpunkt unserer künftigen Energieversorgung die Frage, wie unsere Stromnetze aussehen. Nach meiner Meinung müssen diese dezentral organisiert sein, und das widerspricht den Interessen der Konzerne", sagt Hellmann. Schließlich würden die ein Gutteil ihres Geldes mit dem Betrieb der Netze verdienen. Das bestreitet auch Eon nicht. 30 Millionen Euro sollen bis 2013 investiert werden, damit die Thüringer Leitungen den Strom aus der erneuerbaren Energie überhaupt aufnehmen können.