Zielvorgaben sind im Regelfall dazu da um sie nicht zu erreichen. Zielvorgaben werden immer deutlich optimistischer gesetzt als sie realisierbar sind. Dies ist nicht nur bei der Energiewende so, sondern zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. So setzen sich Unternehmen langfristige sehr optimistische Ziele, die sie im Regelfall nicht erreichen. So werden Großprojekte optimistisch kalkuliert, usw.
D.h. Niemand wird auf Biegen und Brechen die 80% durchsetzen. Wenn 2050 = 50% stehen, dann ist das wie ich finde ein gutes und aus heutiger Sicht realistisch erreichbares Ziel.
Und was den Tropfen auf den heißen Stein angeht, da muss ich widersprechen. Momentan verbraucht eine Minderheit der Menschheit ( westlichen Industrienationen ) den größten Teil der Energie und ein Vielfaches dessen was z.B. Menschen in Schwellen- und Drittländern verbrauchen. Gerade deshalb ist es wichtig, die Dekarbonisierung voran zu treiben, denn mit dem steigenden Wohlstand in den Schwellenländern steigt der Verbrauch trotz der Dekarbonisierung weiter deutlich an. Würden wir nichts dagegen unternehmen und weiter auf dem hohen Niveau die Karbonisierung vorantreiben, so müssten wir in 2050 doppelt so viel Öl, Kohle und Gas zu Tage fördern wie wir es aktuell tun. Da stelle ich mir die Frage, wenn wir bereits Heute schon tausende Meter in der Tiefsee nach Öl bohren müssen und es sich scheinbar lohnt, Öl unter widrigsten Bedingungen zu fördern, z.B. in der Arktis oder Antarktis, so frage ich mich, wo man aus heutiger Sicht die Verdoppelung der Fördermengen hernehmen will? Nun könnte man stattdessen Kernkraftwerke bauen, doch auch da benötigt man spaltbares Material, welches es nur in sehr geringen Mengen gibt, in wesentlich geringeren Mengen als Beispielsweise Gold. Flüssigsalzreaktoren könnten eine Alternative sein, jedoch wohl nicht vor 2030. Selbst wenn man davon ausgehen würde, man würde ab 2030 solch Reaktoren on Masse bauen, so dauert es Jahrzehnte um die Energiewirtschaft umzustellen. Während dieser Zeit hat sich der Ölpreis in Folge der massiv steigenden Nachfrage dann Vervielfacht, liegt dann vielleicht bei 250$ und dann wird der Strompreis für die Industrie das kleinste Übel sein, dann werden sich eine Vielzahl von Materialien und Grundstoffe und vor allem auch der Transport deutlich verteuern. Dann zahlt der Berufspendler ( 20.000km/Jahr ) statt der 150 bis 200€ pro Monat dann 750 bis 1000€.
Deshalb gibt es meiner Meinung nach keine Alternative zur Dekarbonisierung und wiegesagt, nur weil Jemand optimistische unrealistische Ziele ausgerufen hat, stellt dies ein gesundes Maß an Dekarbonisierung nicht in Frage. Damit sind wir auch nicht Allein, denn China betreibt selbst eine wesentlich intensivere Dekarbonisierung, geht wesentlich radikaler bei der Energiewende vor. China verbraucht dennoch mehr Kohle, Öl und Gas weil das Wachstum an Wohlstand so hoch liegt, dass die Maßnahmen der Energiewende geringer ins Gewicht fallen. China hat aber gar keine andere Wahl, weil die Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden bedingt der Karbonisierung sehr hoch sind. China hat auch verstanden, dass Kernkraft nur eine kleine Alternative ist, weil Kernkraftwerke eben nicht binnen kürzester Zeit errichtet sind und zudem die Frage der Lagerung des Mülls ungeklärt sind bzw. es keine wirklich nachhaltige Lösungen gibt.
Also sehe die Zielvorgaben nicht als Naturgesetze an, sondern schlichtweg als Richtungsvorgabe. Am Ende wird es politisch nicht durchsetzbar sein, wenn die Kosten auf ein unerträgliches Niveau steigen. Bislang jedoch liegen die Kosten zwar hoch, jedoch sind sie wie man sieht, bislang erträglich.
|