Hab ich auf onvista gefunden:
Ab Freitag wird sich zeigen, ob das Wunderhandy iPhone der Telekom den erhofften Imagebonus bringt. Für Hersteller Apple erweist es sich schon jetzt als Glücksgriff
von Stephan Bauer Sasha wird singen. Der deutsche Schlagerbarde gibt sich neben zahlreichen anderen Gästen aus Showbusiness und Wirtschaft die Ehre, wenn die Telekom-Tochter T-Mobile kommenden Freitag in Köln den deutschlandweiten Verkaufsstart des Wunderhandys iPhone feiert. Nach dem Willen von T-Mobile-Chef Hamid Akhavan soll es ein ganz besonders schillerndes Fest werden, Dresscode: "glamour- chic". Es soll ein Signal sein, das in die Zukunft des Konzerns weist: Die Deutsche Telekom bleibt zwar Magenta, doch sie wird weltoffen, erfolgreich und innovativ – so wie das Produkt von Tech-Trendsetter Apple.
Die Erwartungen von Telekom-Chef René Obermann an das Geschäft sind enorm. "Wenn man sich die Voranmeldungen anschaut, können wir von einer gewaltigen Nachfrage ausgehen", deutete Obermann jüngst seine hohen Ansprüche an.
Allein der Erfolg von AT?&?T Wireless, dem amerikanischen Exklusivpartner von Apple, dürfte Obermann schon den Mund wässrig machen. Die jüngsten Zahlen des zweitgrößten US-Mobilfunkers für das Ende September ausgelaufene Geschäftsquartal lassen keinen Zweifel: Das iPhone hat eingeschlagen. Fast zwei Millionen US-Kunden gewann AT?&?T Wireless von Juli bis September. In einem gewöhnlichen Quartal liegt die Zahl der neuen Vertragskunden der Amerikaner bei rund einer Million. Ein paar hunderttausend Prepaid-Kunden mit Bezahlkarte kommen regelmäßig hinzu.
Der Rest geht somit auf das Konto des schlanken Kultprodukts. "Wir rechnen damit, dass AT?&?T im zweiten Halbjahr 2007 allein durch das iPhone eine Million neue Kunden gewinnen wird", sagt Andrew Neff, angesehener Branchenexperte der Investmentbank Bear Stearns. Wen wundert‘s, dass die Bonner schon ganz nervös dem Verkaufsstart in ihren T-Punkten entgegenfiebern. Schließlich wollen Obermann und sein Mobilfunk-Manager Akhavan endlich mal richtig glänzen. Denn ein Jahr nach dem Amtsantritt des 44-Jährigen und seines engsten Verbündeten an der Telekom-Spitze hat sich das Bild des Konzerns in der Öffentlichkeit immer noch nicht zum Positiven gewandelt. Der Kundenschwund in der gebeutelten Festnetzsparte hält unvermindert an. Die Telekom gilt vielen nach wie vor als träger Beamtentanker, der sich nur schwer vom alten Ballast befreien kann.
Apple-Chef Steve Jobs, der die Telekom-Chefs im September mit einem öffentlichen Auftritt anlässlich der Bekanntgabe der Partnerschaft in Berlin beglückte, soll nun bei der Renovierung helfen. In der Branche gilt es als durchaus möglich, dass der Transfer kalifornischer Siegerausstrahlung an den Rhein ein Stück weit funktionieren könnte. "Apple ist eine der attraktivsten Marken im elektronischen Konsumentengeschäft. Das iPhone wird helfen, das Image von T-Mobile als dynamischer Player gegenüber der Konkurrenz aufzupolieren", sagt Thomas Friedrich, Analyst bei der Unicredit.
Doch im exklusiven Vertrieb des Kulttelefons muss für die Bonner mehr rausspringen als ein netter Werbeeffekt. Schließlich ist der Deal für die Telekom teuer. Gerüchten zufolge reicht T-Mobile, wie wohl auch AT?&?T Wireless, jeden zehnten Euro am iPhone-Umsatz an Apple weiter. "Es geht auch darum, wirtschaftlich erfolgreich zu sein", hatte Obermann deshalb in Berlin die Exklusivpartnerschaft mit den Amerikanern kommentiert.
Kurz vor Weihnachten soll das iPhone insbesondere das Neukundengeschäft des deutschen Mobilfunkmarktführers tüchtig befeuern. Zwar vermag derzeit niemand zu prophezeien, dass den Deutschen ein vergleichbarer Kundenansturm ins Haus steht wie AT?&?T Wireless in den USA. Experten sehen allerdings eine durchaus beachtenswerte Aufwärtsentwicklung bei den Kundenzahlen voraus. "Ich rechne mit rund 100?000 iPhone-Kunden im Weihnachtsgeschäft", sagt etwa Frank Rothauge, Analyst bei Sal. Oppenheim. Zum Vergleich: Im guten Dezemberquartal des Jahres 2006 gewannen die Bonner samt den Bezahlkarten rund 750?000 neue Kunden hinzu.
Obermann würde es wohl freuen – zumal die iPhone-Interessenten so etwas wie das Sahnehäubchen im Kundenportfolio eines Mobilfunkers sind. Die T-Mobile-Kunden produzieren Schätzungen zufolge in diesem Jahr Monatsrechnungen von im Schnitt 17 Euro. Der billigste iPhone-Vertrag jedoch kostet bereits 49 Euro im Monat – zuzüglich 399 Euro für das Objekt der Begierde. Pauschal können für zwei Jahre bis zu 89 Euro monatlich fällig werden. "Der Durchschnittsumsatz der iPhone-Kunden dürfte sehr hoch sein. Das wird sich positiv für T-Mobile auswirken", sagt Unicredit-Experte Friedrich.
Vor allem das Datengeschäft der Bonner sollte dank des iPhone aufblühen. Zu den größten Vorzügen des Produkts nämlich zählt das bequeme Surfen im Web per berührungsempfindlichem Bildschirm. Und so könnte T-Mobile auch den Datenprimus des deutschen Mobilfunks, Erzrivale Vodafone, im Geschäft mit mobilem Internetverkehr überflügeln. "T-Mobile kann mit dem iPhone auch hier die Marktführerschaft gewinnen", sagt Analyst Rothauge. Diese Nummer-1-Position aber hätte strategische Bedeutung. Schließlich gilt das Datengeschäft als letztes großes Wachstumsfeld im hart umkämpften Mobilfunk.
Auch für das US-Hightech-Aushängeschild Apple erweist sich der forsche Sprung ins eiskalte Wasser des Handymarkts mehr und mehr als Glücksgriff. Seit Juni haben die Kalifornier rund 1,2 Millionen Geräte in den USA verkauft. Jüngst musste Chef Steve Jobs sogar die Bremse im Vertrieb einlegen. Um Verkäufe in den Schwarzmarkt abseits des Netzbetriebs bei AT?&?T zu unterbinden, dürfen US-Kunden inzwischen nur noch mit Kreditkarte maximal zwei Geräte ordern. Dies wird Experten zufolge wohl auch nicht verhindern, dass Apple im laufenden Jahr rund drei Millionen iPhones verkaufen wird. Das laufende Weihnachtsquartal, so verkündete Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer unlängst selbstbewusst, "dürfte das beste in der Unternehmensgeschichte werden".
Bis Ende kommenden Jahres will Steve Jobs bereits zehn Millionen der handfreundlich abgerundeten Mobiltelefone im Metall- und Glas-Look an den Mann bringen. Marktforscher in den USA rechnen inzwischen sogar damit, dass die Kalifornier das ursprünglich als sehr ehrgeizig angesehene Ziel übertreffen könnten.
Zudem scheint auch Jobs Strategie aufzugehen, mit den leicht zu bedienenden Handys und digitalen Musikspielern, den iPods, Käufer für die teureren Notebooks und Computer zu gewinnen. Inzwischen rangieren die Kalifornier hinter Hewlett-Packard und Dell auf dem dritten Rang in den US-Computerverkaufslisten. Produktneuheiten wie das jüngste Betriebssystem Leopard vermarkten die Amerikaner zudem so geschickt wie kaum ein anderes Hightech- Unternehmen. "Die Story wird immer besser", lobt Bear-Stearns-Analyst Andrew Neff. Wohl unweigerlich werden auch die Kölner Partygäste kommenden Freitag das ungewohnt leichtgängige Surfgefühl des Apple-Handys kennenlernen. Ob Schlagerbarde Sasha mit seinen Sangeskünsten da gegenhalten kann, ist indes ungewiss.
-ch-
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