Olmert kämpft ums politische Überlebenvon Silke Mertins (Jerusalem)Nach dem vorläufigen Ende der Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah sieht sich Regierungschef Ehud Olmert scharfer Kritik ausgesetzt. Oppositionsführer Benjamin Netanjahu warf ihm vor, beim Krieg gegen die Hisbollah auf ganzer Linie versagt zu haben.- Israels Ministerpräsident Ehud Olmert
"Ein Scheitern beim Erkennen der Bedrohung. Ein Scheitern, dieser Bedrohung zu begegnen. Ein Scheitern im Management des Krieges. Ein Scheitern im Management der Heimatfront", diagnostizierte der Chef des Likud-Blocks. Die Kritik der Opposition könnten Olmert und seine Regierung verkraften - wenn sie aus den eigenen Reihen nicht ebenso heftig attackiert würden. Nach dem Waffenstillstand an der Front geht für Olmert und seinen Verteidigungsminister Amir Peretz jetzt der Kampf ums politische Überleben los. Nicht nur die Opposition, auch die Öffentlichkeit will wissen, ob das, was im Libanon erreicht wurde, wirklich das Leben von 116 Soldaten - Wehrpflichtige und Reservisten - wert war. Ein Untersuchungsausschuss soll Antworten liefern. Persönliche Gründe für KritikDie Abrechnung mit Olmert und dessen Regierung deutete sich seit längerem an. Wochenlang hatten sich Politiker und Kommentatoren mit Kritik an den ausbleibenden militärischen Erfolgen gegen die Hisbollah zurückgehalten - nun hat das ein Ende. Ein Vorgeschmack bot Transportminister Schaul Mofas: Als es um die Ausweitung der Bodenoffensive im Libanon ging, lieferte er sich mit Peretz einen heftigen Streit. Eine große Operation mit Bodentruppen habe keinen Sinn mehr, so sein Einwand. Sie komme drei Wochen zu spät. Mofas hat persönliche Gründe für die Kritik: Olmert entzog ihm nach den Wahlen Ende März das Verteidigungsministerium und gab den Posten um der Koalition willen dem unerfahrenen Arbeitspartei-Chef und Ex-Gewerkschaftsführer Amir Peretz, der sich außenpolitisch profilieren wollte. "Verantwortungslos" nannte Mofas den Deal. Mofas wird sich auch in Position bringen, falls Olmerts Stuhl als Chef der Kadima-Partei wackeln sollte. Denn Olmert ist nicht nur am Vorhaben gescheitert, den Krieg gegen die Hisbollah zu gewinnen. Auch eines seiner Hauptanliegen - der Rückzug aus dem Westjordanland - wird nach dem, was nach dem Gaza- und Libanonabzug geschehen ist, vorerst nicht möglich sein. Kritik auch an PeretzDoch Mofas könnte auch selbst unter Beschuss geraten. Denn der Krieg hat verheerende militärische Fehler aufgezeigt, die in seine Amtsführung fallen. So sammelten Eltern von Reservisten Geld, weil die Armee ihnen keine kugelsicheren Westen und Helme zur Verfügung stellte. Viele Soldaten starben, weil die Panzerung ihrer Fahrzeuge nicht gegen die Raketen der Hisbollah ausreichte. Mofas wird sich auch fragen lassen müssen, warum er es zuließ, dass die Hisbollah sich derart aufrüsten konnte. Peretz wird sich indes auf Attacken der Generäle in seiner Arbeitspartei einstellen müssen. Die Parteifreunde aus dem Militär werfen ihm vor, dass er aus Karrieregründen ein für das Überleben des jüdischen Staates zentrales Ministerium übernommen habe, ohne dafür qualifiziert zu sein. Nach ihrer Lesart hat er für sein persönliches Fortkommen Israels Sicherheit riskiert. http://www.ftd.de/politik/international/104827.html
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