SDK AktionärsNews Nr. 172 2 9 . 0 8 . 2 0 0 8
AKTUELLES Morphosys Aktie vor neuem Höhenflug?
Um die Aktie der Martinsrieder Biotechnologiegesellschaft ist es in den letzten Jahren eher ruhiger geworden. Nach mehreren Kooperationsmeldungen mit großen Pharmakonzernen, u.a. auch mit Novartis, in den Jahren 2003 und 2004 folgte ein rasanter Kursanstieg der Morphosys Aktie von 10 Euro Anfang 2004 auf bis zu 55 Euro Anfang 2006.
Danach erwies sich der Kurs als sehr volatil und bewegte sich in der Spanne zwischen 34 und 60 Euro. Anfang Dezember 2007 machte die Gesellschaft dann mit einer umfassenden Kooperation mit Novartis auf sich aufmerksam, welche über die nächsten zehn Jahre ein Volumen von über 1 Mrd. US-Dollar haben könnte . Diese Meldung führte zu einem unmittelbaren, heftigen Kursanstieg auf über 50 Euro, welcher aber aufgrund der danach einsetzenden Finanzmarktturbulenzen nicht von Dauer war.
Seit Ende Juli jedoch befindet sich die Aktie in einem stetigen Aufwärtstrend. Gleichzeitig vermelden immer mehr Pharmariesen die Übernahme von Biotechnologiegesellschaften mit Aufschlägen von an die 100% auf den letzten Aktienkurs vor Bekanntgabe der Übernahmepläne. Dies sollte Anlass genug sein, sich die Morphosys AG einmal genauer anzusehen.
Zwei Segmente, drei Bewertungseinheiten
Die Morphosys AG gliedert sich in zwei große Segmente: Die Sparte der Forschungsantikörper (FAK) und die Sparte der therapeutischen Antikörper (tAK). Erstere wurde vor allem durch Zukäufe in der jüngeren Vergangenheit auf ein ansehnliches Umsatzvolumen von erwarteten 20 Mio. Euro im laufendem Geschäftsjahr verstärkt.
Hinter der Sparte Forschungsantikörper verbirgt sich im Wesentlichen das Dienstleistungsgeschäft rund um die Herstellung von maßgeschneiderten Antikörpern für Forschung und Diagnostik. Diese Dienstleistung basiert auf der HuCAL(Human Combinatorial Antibody Library)-Technologie. Diese ermöglicht den nahtlosen Übergang von einem in kurzer Zeit hergestellten Antikörperfragment mit hervorragenden Bindungseigenschaften in einen vollständig humanen Antikörper, der ein Medikamentenkandidat sein könnte.
Diese Technologie stellt auch das Grundgerüst für die zweite Sparte, die der therapeutischen Antikörper, dar. Anhand der HuCAL-Technologie werden im Auftrag von Pharmakonzernen und für die eigene Entwicklung Antikörper identifiziert, die im weiteren Verlauf zu Medikamenten entwickelt werden sollen. Diese Sparte soll nach den Planungen des Vorstandes insgesamt mindestens 52 Mio. Euro Umsatz erzielen. Der große Vorteil der tAK-Sparte ist, dass diese in den letzten Jahren bereits einen positiven Cashflow und ein positives Ergebnis erwirtschaftete.
Für beide Sparten zusammen erwartet Morphosys ein operatives Ergebnis von 9 bis 11 Mio. Euro im laufendem Geschäftsjahr. Bewertet man nun Morphosys nur als reinen Dienstleister mit den Sparten FAK und tAK, dann notiert die Aktie mit einem sehr hohen KGV von über 40. Jedoch muss beachtet werden, dass die Gesellschaft neben diesen zwei Segmenten auch noch eine dritte, die in Zukunft wohl bedeutendste, Bewertungseinheit hat.
Partner- und eigene Entwicklungspipeline sorgen für Kursphantasie
Die dritte zu bewertende Einheit bei Morphosys ist sicherlich die Pipeline. Morphosys erhält in Zukunft von allen Pharmapartnern, die aus einem Morphosys-Antikörper ein marktreifes Medikament entwickeln, eine Umsatzbeteiligung. Diese liegt in den meisten Fällen im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Von diesen Antikörpern der Pharmapartner befinden sich zur Zeit vier in der klinischen Phase eins. Weitere werden in der Zukunft folgen, da sich mehr als 50 Projekte noch in der Forschung und Präklinik befinden. Sollte sich nur eins dieser Medikamente als Blockbuster erweisen, so würde allein aus der Umsatzbeteiligung jährlich ein hoher zweistelliger Millionenbetrag an Morphosys fließen. Des Weiteren hat Morphosys durch die Kooperation mit Novartis in Zukunft die Möglichkeit, sich selbst umfangreich an der Entwicklung eines Medikaments zu beteiligen, so dass eine spätere Umsatzbeteiligung auch höher ausfallen würde.
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