Ein heute 90-jähriger Deutscher hat bisher mindestens sechs Währungen erlebt; wenn er im Westen gelebt hat gottlob „nur“ fünf. Das macht im Schnitt alle 15 Jahre eine neue Währung. Auch wenn die Wahrnehmung der jungen Generation eine andere ist, Währungen hierzulande kommen und gehen zu häufig. So muss man sich vom linearen Denken verabschieden, dass die Währung ein statischer Faktor unseres Lebens ist.
Vor nicht einmal 100 Jahren, im August 1914, also in den ersten Kriegstagen, wurde das erste monetäre Ermächtigungsgesetz verabschiedet: das Deutsche Reich erhielt direkt Zugang zum Notenbankkredit und die Unterlegung der Banknoten durch Gold wurde gesetzlich untersagt. Die dadurch verbundene Geldschöpfung führte aber erst sieben Jahre später und lange nach Kriegsende ab 1921 zur galoppierenden Hyperinflation.
Im November 1923, also nur wenige Tage nach dem „Hitler-Putsch“ in München, wurde von Reichsmark auf Rentenmark umgestellt. Die Staatsschuld des Deutschen Reiches verminderte sich so von 164 Milliarden Mark auf sage und schreibe 16 Pfennige (die „Schuldenbremse“ der Weimarer Republik).
Das zweite monetäre Ermächtigungsgesetz kam 1933, als die Deutsche Reichsbank den „Weisungen und der Aufsicht des Führers und Reichskanzlers“ unterstellt wurde. Die Finanzierung des Zweiten Weltkrieges erfolgte so geräuschlos, dass selbst 1948, drei Jahre nach dem Krieg, die Deutschen mehrheitlich an den Fortbestand der Reichsmark glaubten. Allerdings hat ein nicht unbedeutender Teil der Deutschen, damals wie heute, das geldpolitische Unheil geahnt und dem System nicht mehr vertraut. Was war im Ersten und Zweiten Weltkrieg die Alternative, sein Vermögen gegen Währungsverlust oder Inflation abzusichern? Wie heute auch begannen viele Bürger, sich zu verschulden und ihr Vermögen gehebelt in Immobilien zu investieren. Diese vermeintliche Absicherung hat der deutsche Staat immer zum eigenen Vorteil zu nutzen gewusst, konsequenterweise immer nach dem Zerfall des alten Systems zur Finanzierung des neuen. ...
https://www.welt.de/finanzen/article13825424/...m-Waehrungscrash.html
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