Am Freitag hat Vestas ja überraschend sehr schwache 2022er Vorbazahlen gebracht inkl. einer nicht gerade guten 2023er Guidance.
Ein paar Tage zuvor hat ja auch schon Gamesa richtig erschreckende Vorabzahlen zum abgelaufenen Q1 2022/2023 gebracht mit einem EBIT-Verlust von sage und schreibe 760 Mio. €. Dieser riesige Verlust beinhaltet 472 Mio. € an höheren Gewährleistungs- und Reparaturkosten, die bei einer Überprüfung der installierten Anlagenflotte entdeckt wurde. Mit der neuen Gamesa Turbinenplattform 5X hat man auch noch Probleme, aber die scheint Gamesa nun den Griff bekommen zu haben, laut eigener Aussage.
Ist man ja von Gamesa solche "Horrormeldungen" schon länger gewöhnt, so ist das bei Vestas eigentlich nicht der Fall. Aber Vestas kam am Freitag auch mit richtig miesen Zahlen und musste die 2022er Margenguidance schon wieder nach unten revidieren und zwar sehr deutlich. Die EBIT-Marge wird nun bei minus 8% liegen und nicht bei minus 5%. Gründe: "einzelne Ereignisse in Q4" sowie "Verzögerungen bei einer begrenzten Anzahl von Projekten".
In Q4 musste Vestas zusätzliche Gewährleistungsrückstellungen bilden und weitere Kosten durch Projektverzögerungen sind angefallen. Diese zusätzliche Kosten haben sich in Q4 auf 210 Mio.€ aufsummiert. Dazu gab es in Q4 noch Abschreibungen von 95 Mio. € auf das Offshore Geschäft durch die Vestas Offshore-Turbine V174-Turbine aufgrund einer "erwarteten herausforderten Rentabilität" und wegen des niedrigeren Offshore Auftragseingang.
Auch die 2023er Guidance von Vestas ist nicht die Beste. Die EBITt-Marge visiert Vestas nun bei im schlechten Fall minus zwei Prozent und bestenfalls bei drei Prozent an. Der 2023er Vestas-Umsatz soll bestenfalls bei 15,5 Mrd. € liegen (2022: 14,5 Mrd. €/2021: 15,6 Mrd. €). Doch bei einem schlechteren Verlauf könnten auch nur 14 Mrd. € raus kommen. Wie man an der Umsatzguidance sieht, geht Vestas in diesem Jahr von geringeren Windkraftinstallationen aus, die sich nach Vestas Angaben auf Umsatz und Rentabilität auswirken werden.
Wie nun Q4 bei der Nordex gelaufen ist, schwer zu sagen, aber die Vorabzahlen von Gamesa und Vestas verheißen mit Sicherheit nichts Gutes. Auf der anderen Seite sind aber die Kosten dann schon teilweise recht deutlich gefallen. So liegen nun die Seetransportkosten um gut 80% unter dem Rekordpreis von vor 5 Monaten und liegen nun wieder auf dem Niveau wie vor 3, 4 Jahren. Der Stahlpreis ist von seinem Hoch im April 2022 (1.450 €/Tonne) zwar auch deutlich nach unten marschiert (aktuell bei 740 €/Tonne), liegt aber aktuell immer noch fast doppelt so hoch, wie vor 3,4 Jahren. Also hier ist bis jetzt noch keine richtige Kostenentspannung in Sicht. Die Lieferkettenprobleme lösen sich offenbar so allmählich auf, so dass Projektverzögerungen und die darauf folgende Kosten in diesem Jahr deutlich gg. 2022 zurück gehen sollten. Ein Indiz dafür ist, dass Nordex in Deutschland in Q4 353 MW an Turbinenleistung in Betrieb nehmen konnte. Das waren 45% aller deutscher Nordex Installationen von 2022. Wobei die Windprojektierer nach wie vor die langen Lieferzeiten bei den Tansformatoren beklagen. Bei der Kunsstoffseite scheint mittlerweile auch Ruhe rein gekommen zu sein. So geht TPI davon aus, bei denen kauft Nordex etwa 35% aller benötigten Rotorblätter in der Türkei, Indien und Mexiko dazu, dass nach der Erhöhung der Rotorblattpreise im letzten Jahr von etwas über 5%, in diesem Jahr wohl keine weitere Preiserhöhungen erfolgen werden.
Ich gehe von einem höherem Umsatz in diesem Jahr gg. 2022 bei Nordex aus und zwar um mindestens 250 Mio. €. Wie bei Vestas ging auch bei Nordex der Turbinenauftragseingang in MW im letzten Jahr deutlich zurück. Vestas verbuchte auf MW-Basis einen Auftragseingangrückgang von 19% auf 11,2 GW und Nordex von 23% auf 6,3 GW. In Euro konnte Vestas in 2022 den Auftragseingang sogar um 2% auf 11,9 Mrd. € erhöhen und bei Nordex ging der Auftragseingang auf Euro Basis um 6% auf 5,35 Mrd. € leicht zurück (2021: 5,68 Mrd. €/2020: 4,22 Mrd. €). Während Vestas von rückläufigen Turbineninstallationen in diesem Jahr ausgeht, sehe ich das bei Nordex aktuell so nicht auf MW Basis. Wenn dann nur ein leichter Rückgang. Mein 2023er Nordex Auftragsbuch gibt derzeit 6.546 MW her (2021: 6.679 MW/2022e: 6.771 MW). Wobei ich davon aus gehe, dass zu meinem 2023er Nordex-Auftragsbuch schon noch das eine oder andere MW dazu kommen wird. Von dem her ist es schon recht wahrscheinlich, dass Nordex in diesem Jahr auf ein ganz ähnliches MW Installationsniveau kommen wird/könnte, wie im letzten Jahr. Was aber mit Sicherheit der Fall sein wird, Nordex wird weniger Turbinen installieren in diesem Jahr wie in den letzten beiden Jahren, da Nordex immer größere Turbinen verkauft, wie an den Auftragseingängen zu sehen ist (2020: 4,54 MW/Turbinen - 2021: 4,86 MW/Turbinen - 2022: 5,12 MW/Turbinen). Die Nordex Turbinen der 5 MW-Klasse wie N163 (von 5,7 bis 6,8 MW) und die N149/5700 lassen grüßen. 2020 hat Nordex 1.533 Turbinen global in Betrieb genommen (3,62 MW/Turbine), 2021 waren es 1.619 (4,13 MW/Turbine), im letzten Jahr dürften es um die 1.455 gewesen sein (4,65 MW/Turbine) und in diesem Jahr sind es nach meinem aktuellen 2023er Nordex Auftragsbuch 1.322 (4,95 MW/Turbine). Obwohl sich das Installationsniveau in MW von 2021 zu 2023 kaum unterscheidet, ist der Rückgang bei den Windturbinen Installationen mit rd. 300 bzw. 18% dann doch recht signifikant.
Dazu kommt noch, dass der Installations-Turbinenpreis von Nordex in diesem Jahr um etwas über 5% auf 0,764 bis 0,77 Mio. €/Turbinen steigen wird. Wird man aber erst so richtig im 2. Hj. 2023 an den Margen erkennen können. Das wird natürlich dem Umsatz wie auch den Margen helfen helfen. Nordex selbst hat ja im November beim Q3 CC gesagt, dass in Q4 möglicherweise eine EBITA-Marge von um die 6% drin sein könnte. Wäre ja dann von dem EBITA Ziel von 8% icht mehr allzu weit entfernt.
Alles in allem gehe ich in diesem Jahr bei Nordex von einem Umsatz zwischen 5,7 Mio. € bis 5,8 Mio. € aus (4,5 bis 6,5% gg. 2022) inkl. eines Wachstum beim Service/Wartung von etwas unter 10% auf um die 560 Mio. €. Die Margen sollten sich in diesem Jahr von Quartal zu Quartal verbessern, großteils wegen der positiven Entwicklung der Installations-Turbinenpreise, aber auch weil die deutlich geringeren Kosten gg. 2022 bei den Seetransportkosten ja nicht sofort bei Nordex ankommen werden in Q1.
Die dänische Jyske Bank hat es am Freitag meines Erachtens recht gut auf den Punkt gebracht mit ihrer Vestas Analyse und ihrem Kommentar "Vestas enttäuscht erneut", denn 2023 wird für die Mühlenbauer ein schwieriges Übergangsjahr, bei dem man so gut wie möglich die Kosten in Zaun halten muss und ab Q4 2023 bzw. ab 2024 könnten die Mühlenbauer dann endlich durchstarten. Zumal ja dann die deutlich höheren Turbinenpreise von über 20% erst ihre Wirkung auf die Margen haben werden. Die Jyske Bank gibt sich für 2024 optimistisch mit "Vestas könnte die Rentabilität im Jahr 2024 wiederherstellen". Zwar muss/wird die Jyske Bank wegen der 2023er Guidance seine EBIT-Schätzung sehr deutlich reduzieren, aber man wird keine Margen/Gewinn Anpassungen für 2024 vornehmen, da die 2024er Aussicht auf eine zunehmende Aktivität in den USA und einen höher als erwarteten Preis für die im vierten Quartal erhaltenen Bestellungen gestützt werden. Der Preis pro Megawatt ist in 2022 um 55% gestiegen, im Vergleich zum Durchschnitt des Jahres 2020. Das sollte laut der Jyske Bank ausreichen, um die steigenden Inputkosten zu kompensieren und somit die Rentabilität im Jahr 2024 wiederherzustellen:
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