11. Oktober 2010, 17:33 Uhr Proteste gegen S21: Auch die Wirtschaft wehrt sichUnternehmer, die gegen ein milliardenschweres Bauprojekt sind? Eigentlich nicht vorstellbar. Doch in Stuttgart erreicht der Streit um den geplanten Bahnhofsneubau jetzt auch die Wirtschaft. Von David Weyand Auch eine Gruppe von Unternehmern schließt sich dem Protest gegen S-21 an© EPA/Marijan Murat Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Stuttgart titelt in der Oktoberausgabe des "Magazin Wirtschaft": "Wirtschaft freut sich auf S-21". Auf acht Seiten erklärt die IHK ihren Mitgliedern, warum der Neubau des Stuttgarter Bahnhofs und die dazugehörigen Projekte vernünftig sind. Auch Bahnchef Rüdiger Grube, der Industrielle Hans-Peter Stihl und andere regionale Unternehmenslenker präsentieren im Heft ihre Argumente für Stuttgart 21. Aber stimmt das? Freut sich wirklich die ganze Wirtschaft? Direkte Demokratie im antiken Griechenland muss ähnlich ausgesehen haben: Im Hof des Kulturzentrums "Forum 3" in Stuttgart haben sich am Mittwoch vergangener Woche etwas über 100 Menschen versammelt. Die meisten sitzen auf Biergartenstühlen in einem Kreis, manche querbeet auf Steinen und Mauern. René Engelhardt ergreift das Wort. Würde er keinen Anzug und Krawatte tragen, man könnte ihn für einen etwas in die Jahre gekommenen Studentenführer halten. Überhaupt erinnert die basisdemokratische Atmosphäre stark an eine Uni-Veranstaltung. Aber der Schein trügt: hier sitzen nur Unternehmer zusammen. Engelhardt, Chef eines kleinen Handelsunternehmens für Maschinen, ist einer der Organisatoren. Es ist das erste Treffen Stuttgarter Unternehmer gegen S-21. Von der Resonanz ist er überwältigt, ein wenig wohl auch überfordert. Er fragt in die Runde, ob jemand Erfahrung mit dem Ablauf und der Moderation einer solchen Veranstaltung hat. Eigentlich war ein Raum für 20 Personen reserviert, mit einer solchen Resonanz hat niemand gerechnet. "Das gibt's nicht, das ist echt Wahnsinn", freut sich Engelhardt. IHK-Präsident "zu stark in S-21 verwickelt"Wichtiges Gesprächsthema ist das aktuelle Magazin der IHK. René Engelhardt ist über die eindeutige Positionierung des Interessenverbandes zum Megaprojekt S-21 empört. Er wirft dem Präsidenten der Stuttgarter IHK, Herbert Müller, vor, "zu stark in S-21 verwickelt zu sein". Sein Einsatz für das Projekt gehe "weit über das Maß einer sachlichen Auseinandersetzung" hinaus. Dabei heiße es doch eigentlich in den Statuten, dass sich die IHK zu Objektivität verpflichte und Unabhängigkeit von Einzelinteressen gewähre. .... Architekten, Rechtsanwälte, Grafikdesigner, Unternehmensberater, Handwerker - es sind überwiegend Kleinunternehmer und Selbstständige, die an dem Treffen teilnehmen. "Die anspruchsvollen Ausschreibungsbedingungen können wir Kleinen doch gar nicht erfüllen. Dass können nur international agierende Bau- und Industriekonzerne", sagt eine Frau. "Die wollen so viel Kapital wie möglich herausschlagen und vergeben Aufträge an Subunternehmer weiter, welche Billigarbeitskräfte, aber keine lokalen Handwerksbetriebe einsetzen", usw.... http://www.stern.de/politik/deutschland/...ft-wehrt-sich-1612751.html Aber die Macht in der IHK und vor allem das gehör für die massiv spendenden Großunternehmen ist halt bei der lobbyhörigen CDU viel besser ausgeprägt. Was will man schon vom Klein- und Mittelstand erwarten? Die haben auch keine Aufsichtsratsplätze zu bieten wie Herrenknecht für Späth.... Innenminsister Rech: "beim Schloss von Versailles habe man auch nicht nach den Kosten gefragt" ----------- Innenminsister Rech: "beim Schloss von Versailles habe man auch nicht nach den Kosten gefragt"
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