Die letzten postings kann ich alle nachempfinden, die sprechen mir sozusagen aus der Seele, und zwar beide Seiten.
Da ist die zunächst einmal die Stammtischseite, die sagt, unsere Poliiker wären alle unfähige Dummschwätzer. Ein großer Teil der Politiker belegt diese These tagtäglich ein ums andere Mal. Kein Wunder, da entweder Lehrer oder Beamte oder Juristen. Irgendwie alles Berufsstände, mit denen schon jeder irgendwann einmal unangenehme Erfahrungen gemacht hat. Und wenn die sich dann noch erdreisten, eine Politik zu machen, die man selbst für nicht gut befindet, dann ist die Schublade endgültig zu.
Die rationale Seite in mir sagt aber, dass ich von all diesen Berufsständen schon genügend positive Gegenbeispiele getroffen habe (gut, bei den Beamten vielleicht weniger). Daher muß der desaströse Eindruck also nicht zwingend kommen. Zur Sicherheit nochmal die Gegenprobe gemacht: Was, wenn unsere Politiker alles nur Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure und Mediziner wären. Kurz überlegt und festgestellt, dass in all diesen Kategorien das Verhältnis von schwachen und hellen Köpfen nicht viel anders ist als in den oben Erwähnten.
Nein, auch wenn's mir manchmal schwerfällt, ich glaube auch nicht, dass es wirklich besser wäre, wenn bestimmte oder andere Berufsstände die politische Szene bestimmen würden. Abstrakt betrachtet, muß ein Politiker m.E. nur eine schnelle Auffassungsgabe, analytisches Denkvermögen und stark ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten sowie einen Schuß Führungskompetenz haben. Das benötigte Fachwissen sollte er sich aneignen können, das Detaillierte liegt in Beraterstäben und Expertengremien.
Das heißt, der Wähler sollte weniger auf irgendwelche populistischen Floskeln sondern mehr auf die angesprochenen Fähigkeiten achten, wenn er eine Partei oder einen Abgeordneten wählt. Der Rest ergibt sich von alleine. Also, vielleicht liegt es doch einfach nur am dummen Wähler, der ständig die falschen dahin wählt.
Im dritten Ansatz spreche ich den Wähler allerdings wieder frei, teilweise zumindest, und komme auf das mangelhafte Angebot, das ihm zur Verfügung steht. Die fähigen Leute, die wirklich Großes in ihrem Beruf geleistet oder eine elitäre Ausbildung genossen haben, denken doch nicht im Traum daran, in die Politik zu gehen. Die enden als Partner einer Unternehmensberatung, im Vorstand von Daimler, als Geschäftsführer im eigenen Unternehmen oder in einer internationalen Kanzlei. Wieso sollen die sich vor dem verständnislos jammernden Volk verbiegen, den Clown auf irgendwelchen schwachsinnigen Veranstaltungen mimen und sich die Tomatenreste vom Kopf wischen? Und das alles für ein Fünftel oder max. ein Drittel des Gehalts?
Also was bleibt: Ein paar Idealisten und massig Leute, die es an die Schaltstellen der Wirtschaft nicht schaffen würden und zusätzlich weder mit ihrem Beruf noch mit ihrem Gehalt zufrieden sind, aber dafür genügend Zeit haben, sich vehement politisch zu engagieren. Einem wirklichen Wettbewerb der Kompetenzen müssen sie sich ja nicht aussetzen, die Konkurrenz kocht mit demselben Wasser, die Topofthepops spielen sowieso in einer anderen Liga.
Ich würde mal sagen, dass es in den meisten anderen Ländern nicht viel anders läuft. Zwei Ausnahmen kenne ich allerdings: Die USA und Frankreich. Beim einen ist es durchaus üblich, dass man nach einer Wirtschaftkarriere in die Politik geht, beim anderen gibt es den politischen Führerschein (ENA), den kiwi angesprochen hat. Ob das Endergebnis dort allerdings wesentlich besser ist, keine Ahnung.
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