http://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/...900171-2,00.html "Die Zölle hätten vor fünf Jahren kommen müssen" "Es ist jetzt einfach zu spät, um noch Weichen zu stellen", sagt eine Solar-Investorin. Inzwischen hätten sich die Chinesen am Markt etabliert und viele europäische Hersteller verdrängt. "Zölle hätten vor fünf Jahren kommen müssen." BGA-Chef Börner weint der Solarindustrie kaum eine Träne nach. "Wir müssen uns fragen, ob Europa überhaupt noch der richtige Standort für die Produktion von Solarmodulen ist." Solarmodule seien keine Hochtechnologie, sondern ein relativ einfaches, kopierbares Produkt, das in guter Qualität anderswo zu günstigen Preisen hergestellt werden könne. "Das ist eine Frage der weltweiten Arbeitsteilung; die Textilindustrie produziert ja ebenfalls überwiegend in Asien." Sogar die europäische Solarbranche selbst ist keineswegs einhellig begeistert von dem Brüsseler Vorstoß. "Die Zölle sind nicht im europäischen Interesse", sagt Vertriebsmanager Luc Graré vom größten europäischen Solarkonzern REC (Norwegen) gegenüber manager magazin online. "In Europa ergeben sich gewisse Vorteile für uns. Doch in Asien werden stattdessen viele chinesische Module auf den Markt geworfen und können zu mehr Preisdruck führen." Das Beispiel REC zeigt, wie heikel die Sache mit den Zöllen ist. Für das Unternehmen sind die Chinesen einerseits gefürchtete Billig-Wettbewerber. Und REC unterstützt durchaus die Sichtweise, dass der chinesische Staat den heimischen Firmen auf unzulässige Weise unter die Arme gegriffen hat. Doch auf der anderen Seite sind die Chinesen wichtige Kunden für Silizium - und davon brauchen sie weniger, wenn sie ihre Module in Europa nicht verkaufen können. Verhandlungslösung in letzter Minute? Damit ist REC in einer ähnlichen Lage wie der deutsche Konzern Wacker Chemie. "Strafzölle bremsen die Entwicklung der Solarindustrie und verteuern die Energiewende", sagt Konzernchef Rudolf Staudigl. Um die Frage, ob die Zölle der europäischen Branche insgesamt mehr nützen oder schaden, ist inzwischen ein Papierkrieg ausgebrochen. Eine Studie von Pricewaterhouse Coopers besagt ersteres, eine Prognos-Untersuchung letzteres. So oder so, will die Europäische Union eine Eskalation offenbar in letzter Minute verhindern. Es liefen bereits Verhandlungen mit China, heißt es in Kreisen, die mit der Sache vertraut sind. Ein Szenario, das gegenwärtig gehandelt wird, sieht demnach so aus: Die EU setzt die Zölle in Kraft, um sie kurz darauf wieder auszusetzen. Im Gegenzug verpflichten sich die Chinesen, ihren Herstellern den Export nicht mehr so zu erleichtern wie bisher. Eine in der Solarbranche dringend benötigte Zutat enthält dieses Szenario allerdings nicht: Echte Planungssicherheit. Und so werden die Zeiten für die Industrie so schnell nicht wieder besser. Das Gespenst eines allgemeinen Handelskrieges verlöre dabei aber deutlich an Schrecken.
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