ROUNDUP 2: Air Berlin und TUIfly verständigen sich auf Eckpunkte einer Allianz 13:22 17.03.09
(neu: mehr Hintergrund, Aktienkurs, Analystenstimme)
BERLIN/HANNOVER (dpa-AFX) - Die Fluggesellschaften Air Berlin (Profil) und TUIfly haben sich nach monatelangen Verhandlungen auf Eckpunkte einer Allianz verständigt. Die Unternehmen streben an, sich gegenseitig aneinander zu beteiligen, wie Air Berlin am Dienstag mitteilte. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft plant dazu eine Kapitalerhöhung. Damit wird die Konsolidierung auf dem deutschen Flugmarkt weiter vorangetrieben.
Die Air-Berlin-Aktie sprang nach den Nachrichten am Morgen um mehr als 14 Prozent in die Höhe. Um die Mittagszeit lag sie aber nur noch mit 2,91 Prozent im Plus bei 3,54 Euro. TUI-Papiere (Profil) gab um 4,71 Prozent auf 3,75 Euro nach. Die Titel der TUI-Touristiktochter TUI Travel (Profil), zu der TUIfly gehört, rutschen kurzzeitig in den Keller, erholten sich aber wieder und lagen zuletzt mit 1,49 Prozent im Plus bei 238,25 britischen Pence.
EXPERTE: VORTEILE FÜR AIR BERLIN
Analyst Uwe Weinreich von der UniCredit sieht durch die geplante Kooperation grundsätzlich Vorteile für Air Berlin. "Dadurch wird der Wettbewerb für Air Berlin und TUIfly/Hapag-Lloyd Express entzerrt, wodurch sich das Ergebnis verbessern sollte", urteilte der Experte. Es scheine, dass die Transaktion eher für Air Berlin finanzielle Vorteile habe. "Allerdings stehen und fallen die Vorteile für Air Berlin mit den finanziellen Details, die noch ausgehandelt werden."
Air Berlin zufolge soll TUIfly künftig nur noch für das eigene Chartergeschäft verantwortlich zeichnen. Das Städte-Streckennetz soll dagegen an Air Berlin übergehen. Geplant ist, dass sich TUI Travel mit Sitz in London mit bis zu 20 Prozent an Air Berlin beteiligt. Umgekehrt will sich Air Berlin in gleicher Höhe an TUIfly beteiligen. Die Verhandlungen sind den Angaben zufolge in einem fortgeschrittenen Stadium. Die Zustimmung der Aufsichtsgremien der Unternehmen sowie der Kartellbehörden steht allerdings noch aus. Ein Sprecher des TUI-Konzerns in Hannover bestätigte lediglich die Gespräche, wollte aber zu den Details nicht Stellung nehmen.
Air Berlin hat derzeit 125 Maschinen und 127 Ziele im Streckennetz, TUIfly 41 Maschinen und rund 80 Ziele. Unangefochtener Branchenführer in Deutschland ist die Lufthansa.
TUI TRAVEL ALS NEUER GROSSAKTIONÄR
Im Falle einer Allianz steigt TUI Travel zum neuen Großaktionär von Air Berlin auf. Anfang Januar hatte der russischstämmige US-Milliardär Leonard Blawatnik als Hauptaktionär sein Paket von 18,94 Prozent der Anteile an Air Berlin nach gut sieben Monaten wieder verkauft.
Der deutsche Flugmarkt ist bereits seit längerem in einer Phase der Konsolidierung. Angesichts der Wirtschaftskrise rechnen Flughäfen und Fluggesellschaften in diesem Jahr mit einem schrumpfenden Markt. Dies dürfte den Preiskampf noch einmal verschärfen.
LTU AUF DEM PRÜFSTAND
Air Berlin hat bereits die Konkurrenten dba und LTU übernommen. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hatte aber vergangene Woche bekräftigt, bei dem Düsseldorfer Ferienflieger LTU komme "alles auf den Prüfstand". Auch ein Verkauf werde geprüft. Ein bereits vereinbarter Zusammenschluss von Air Berlin mit dem Ferienflieger Condor war Mitte 2008 geplatzt.
Die TUI-Tochter ist bereits seit langem auf der Suche nach einem Partner. Eine Fusion mit dem Lufthansa-Ableger Germanwings und Condor war gescheitert. TUIfly war 2007 aus der Zusammenführung der Billigflugmarke HLX und der Ferienflugtochter Hapagfly entstanden. Die Fluggesellschaft ist eine 100-prozentige Tochter von TUI Travel, die wiederum zu 51 Prozent vom TUI-Konzern kontrolliert wird.
TUIfly gilt seit langem als Sorgenkind des Konzerns. Als Problem galt die Größe - TUIfly ist zu groß, um sie mit Pauschalreisegästen der TUI auszulasten, und zu klein, um im Markt langfristig allein zu bestehen. TUIfly wäre bei der skizzierten Lösung weniger stark vom Ticketverkauf abhängig und könnte so rentabler werden. Aus Sicht der Arbeitnehmer dürfte die geplante Allianz mit Air Berlin die beste Lösung sein. Es dürfte nun voraussichtlich nicht zu einem größeren Stellenabbau kommen, wie dies vermutlich bei einem Verkauf der Fall gewesen wäre./stw/hoe/zb
Quelle: dpa-AFX
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