Nackte Gier bei HSBC
Europas größte Bank HSBC hat zwei Investmentbankern inmitten der Finanzkrise ein Jahresgehalt in zweistelliger Millionenhöhe gezahlt. Nach dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht des britischen Instituts erhielt einer der Banker umgerechnet 15,2 Mio. Euro, der andere 12,2 Mio. Euro. Nach Angaben aus Finanzkreisen handelt es sich bei den beiden um ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank, die im Januar 2008 zu HSBC gingen. Den Konzernangaben zufolge haben sie deutlich mehr verdient als Konzernchef Mike Geoghegan, dessen Gehalt sich 2008 auf 1,9 Mio. Euro belief. Hochgetrieben wurden die Vergütungen durch eine im ersten Beschäftigungsjahr garantierte Bonuszahlung und Entschädigungen für durch den Arbeitgeberwechsel entstandene Bonus- und Verdienstausfälle. Massiver Gewinneinbruch Europas größte Bank HSBC kämpft mit rasant steigenden Kreditausfällen in den USA und plant deshalb die größte Kapitalerhöhung der britischen Wirtschaftsgeschichte. Das bislang von der Finanzkrise relativ verschonte Institut schockierte die Börsianer am Montag mit einer Gewinnhalbierung und der Ankündigung, einer Kapitalerhöhung über 12,5 Mrd. Pfund (umgerechnet 14,2 Mrd. Euro) - der größten in der britischen Wirtschaftsgeschichte. HSBC besorgt sich frisches Geld Die als vorsichtig geltende HSBC will nach eigenen Angaben für eine weitere Zuspitzung der Krise vorsorgen und sich gleichzeitig Spielraum für Übernahmegelegenheiten verschaffen. In den USA streicht das Geldhaus nun mehr als 6000 Stellen und schließt Hunderte Filialen. Im Gegensatz zu vielen Rivalen - wie etwa der mittlerweile größtenteils verstaatlichten Royal Bank of Scotland - ist die HSBC bislang ohne Finanzspritzen des Staates ausgekommen. In den USA rächte sich im vergangenen Jahr die Übernahme des auf Konsumentenkredite spezialisierten US-Instituts Household, das HSBC vor sechs Jahren für 14 Mrd. Dollar gekauft hatte. Auf das US-Geschäft schrieb HSBC nun mehr als zehn Mrd. Dollar ab. Dadurch brach der Vorsteuergewinn um 62 Prozent auf 9,3 Mrd. Dollar ein. Abgesehen von der Firmenwert-Abschreibung belief sich das Minus lediglich auf 18 Prozent und der Gewinn auf 19,9 Mrd. Dollar. Keine Konsumentenkredite mehr Der Direktoriumsvorsitzende Stephen Green räumte ein, dass die Household-Übernahme ein Fehler war. Nun will HSBC mit Ausnahme von Kreditkarten in den USA die Vergabe von Konsumentenkrediten vollständig einstellen. Einschließlich der Abschreibung verbuchte HSBC in den USA sogar ein Minus von 15,5 Mrd. Dollar. Die Verluste durch Kreditausfälle schossen konzernweit um 44 Prozent auf 24,9 Mrd. Dollar in die Höhe. HSBC will nun gut fünf Mrd. Aktien für je 254 Pence an Privatinvestoren verkaufen. So viel Geld hat sich in Großbritannien noch nie ein Unternehmen per Kapitalerhöhung beschafft. Dabei räumt das Geldhaus den Anlegern einen unerwartet hohen Rabatt auf den gegenwärtigen Aktienkurs ein, der daraufhin in London massiv nachgab. Mehrere Großaktionäre haben bereits angekündigt, die Kapitalerhöhung mitzutragen, um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Den bisherigen Rekord für eine britische Kapitalerhöhung hält die RBS, die sich im vergangenen April auf diesem Weg zwölf Mrd. Pfund besorgte.
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