Arcandor: Eick verspricht mehr Transparenz
Donnerstag, 19 März 2009 Eine Art Regierungserklärung gab Karl-Gerhard Eick am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Essener Handels- und Touristikkonzerns Arcandor AG ab. Erst seit Anfang des Monats steht er als Nachfolger von Thomas Middelhoff an der Spitze des Unternehmens. „Diese Hauptversammlung kommt für mich eigentlich zu früh. Denn natürlich muss ich noch viele Dinge besser verstehen und Hintergründe kennen lernen,“ räumte er daher vor den versammelten Aktionären in Düsseldorf ein. Trotzdem scheint nach Eicks Antrittsrede klar, dass zumindest ein neuer Ton in Essen Einzug gehalten hat. Hatte man zuletzt häufig ebenso visionäre wie vage Aussagen zur Entwicklung des Konzerns vernommen, so setzt der neue Konzernchef auf einen deutlich nüchterneren Stil. „Es ist nicht die Zeit der großen Strategien oder gar Visionen. Jetzt ist die Zeit der Konsolidierung. Und das heißt: Kärrnerarbeit,“ betonte Eick.
Wichtig sei vor allem, wieder Vertrauen in das Unternehmen zu schaffen. Das sei auch „Chefsache“, so der neue Vorstandsvorsitzende. „Was braucht es, um Vertrauen herzustellen und zu erhalten? Klarheit, Gradlinigkeit, Offenheit und Verlässlichkeit. Dafür stehe ich,“ bekräftigte er. Der ehemalige Finanzvorstand der Deutschen Telekom, nach eigenen Worten ein „langjähriger, überzeugter Finanzer“, versprach eine „grundsolide Finanzpolitik“ bei Arcandor. Nach diversen Umbauten der Konzernstruktur in den vergangenen Jahren hatte der Konzern zuletzt mit vielfach bereinigten Zahlenwerken operiert und damit häufig eher Verwirrung gestiftet. Unter dem Strich stand zum Ende des Geschäftsjahres 2007/2008 jedoch ein Nettoverlust nach Minderheiten in Höhe von 745,7 Millionen Euro. Das sei „beunruhigend“, so Eick.
Da angesichts der vorgelegten Resultate die Finanzierung im vergangenen Herbst erst nach schwierigen Verhandlungen gesichert werden konnte, liegt hier naturgemäß ein Aufgabenschwerpunkt für den Vorstandschef: „Priorität hat die mittelfristige Stabilisierung der Finanzierung des Konzerns und die nachhaltige Sicherstellung der Liquidität. Dem werden wir alles andere unterordnen,“ erklärte er und ergänzte: „Die Verhandlungen mit den Banken zu einem Erfolg zu führen, ist eine große Herausforderung – es ist keine 'mission impossible'.“ Notwendig sei vor allem eine Konsolidierung der operativen Kerngeschäftsfelder.
Ob dabei die jetzige Konzernstruktur beibehalten werde, ließ Eick letztlich offen: „Ich bin davon überzeugt, dass Arcandor mit drei Geschäftsbereichen bestehen kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir die operative Performance deutlich verbessern und die Finanzierung sicherstellen. Eine Aufspaltung des Konzerns, die jetzt von manchen wieder gefordert wird, ist nicht meine Priorität. Aber ich sage Ihnen auch: Ich vertrete keine dogmatische Position.“ Wichtig sei nun, dem Konzern, eine „nachhaltige und langfristige Perspektive“ zu geben. „Sollte es unter dieser Perspektive Sinn machen, das Portfolio, unser Geschäft oder unsere Geschäftsstruktur zu verändern, dann werden wir das auch machen,“ betonte Eick.
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