Zur Sicherheit: Ich bin (leider für die Sache) kein absoluter Bilanzfachmann, aber ich habe im Job jahrelang im Rahmen der EBITplanung mit Controllern und Prüfern gearbeitet. Rückstellungen und Abschreibungen sind da immer wieder Thema. Rückstellungen sind per se in der Höhe NICHT sicher (man kann die Definition auch einfach googlen), daher kann jetzt keiner sicher sagen, dass es nicht 15 Mio € werden.
Worauf ich referenziere ist, dass man Rückstellung erst steuerechtlich wirksam macht und machen kann, wenn der Betrag auch in dieser Größenordnung in absehbarer Zukunft eintritt. Sprich, Eintritt und Größenordnung sind hinreichend wahrscheinlich und absehrbar. Wenn sie nahezu sicher sind, muss man sie sogar buchen. Schlicht gesagt: Wenn Bayer hier vorschnell irgendwas rein schreibt, haben sie die Steuer bei sich stehen.
Umgekehrt habe ich das ja schon erläutert. Nicht nur wir Anleger mögen unklare Risiken, auch Kreditgeber und Ratingagenturen. Wenn also eine Unternehmung Rückstellungen bildet und die dann signifikant erhöht werden müssen, wird das als planerische Unsicherheit reinterpretiert. Auch das ist intuitiv. Wenn ein Unternehmen keine vernünftigenen Forecast liefert und ich mit großen vagen Bilanzrisiken leben muss, dann will ich mehr Sicherheiten. Und wenn sich herausstellt, dass ich wusste, dass die Rückstellung zu klein ist oder sehr wahrscheinlich zu klein ist, dann kan mir das im schlimmsten Fall als Bilanzbetrug ausgelegt werden. Von daher, man kann und sollte nie was ausschließen, aber wenn wir unterstellen, dass wir es bei Bayer mit einem Finanzbereich zu tun hat, der weiß, was er tut und tun muss, dann ist die Buchung ein sehr klarer Hinweis, dass Byer gute Chance sieht, dass Verfahren zeitnahe in dieser Größenordnung beizulegen. Aber sicher ist am Ende nur, dass nichts sicher ist.
|