Erneuerbare Energien schaffen den Durchbruch
Renditen mit Sonne, Wind und Wasser waren lange ein Nischenthema. Ausgerechnet das Öl-Desaster ändert das
Die Verlierer der Ökokatastrophe vom Golf von Mexiko sind schnell ausgemacht. Klar ist, dass die Schäden für die Umwelt gravierend sind, auch, wenn sich das genaue Ausmaß derzeit noch nicht abschätzen lässt. Sicher ist außerdem, dass die ansässige Tourismusbranche und die Fischereiindustrie erhebliche Einbußen erleiden. Inwieweit Schadensersatzzahlungen des britischen Ölmultis BP diese kompensieren werden, wird sich erst in einigen Jahren herausstellen.
Zu den größten Verlierern zählt auch der Mineralölkonzern selbst. Der Börsenwert von BP halbierte sich zwischenzeitlich und umfangreiche Vermögenswerte werden zwangsverkauft. Und der bisherige Konzernchef Tony Hayward wird nun nach "Sibirien geschickt", wie es unter anderem die "Bild"-Zeitung formulierte.
Auch auf die Gefahr hin, dass es im ersten Moment zynisch klingen mag: Für Anleger eröffnet das Öldesaster im Golf von Mexiko gute Investmentchancen. Denn es gibt einige Unternehmen, die am Unglück gut verdienen. Umfangreiche Aufträge gibt es beispielsweise für den amerikanischen Spezialisten für Giftmüllbeseitigungen Clean Harbors. Dessen Aktie stieg nach der Explosion Deepwater Horizons zwischenzeitlich um mehr als ein Viertel, bevor sie zuletzt wieder korrigierte.
Vom Spezialchemiehersteller Nalco kaufte BP den kompletten Vorrat Corexit. Dabei handelt es sich um eine Art Lösungsmittel für Erdöl. Die Chemikalie ist allerdings hochgradig toxisch und dementsprechend umstritten. Der Aktienkurs von Nalco reagierte ebenfalls mit Kursaufschlägen, allerdings nur kurzfristig.
Vom BP-Unglück profitiert außerdem der Ölpreis: Er wird sich mittel- bis langfristig verteuern. An die Förderplattformen werden höhere Sicherheitsstandards gestellt. Dies bedeutet zusätzliche Aufträge für die darauf spezialisierten Werften und höhere Kosten insbesondere für die Tiefseebohrungen. Zudem ist zumindest zwischenzeitlich mit einer Drosselung der Produktion im Golf von Mexiko zu rechnen. Auch dies wirkt preistreibend für das schwarze Gold. Anzeige
Mögliche Förderkürzungen treffen auf eine stetig steigende Energienachfrage. Die Volksrepublik China ist mittlerweile nicht nur die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch der größte Verbraucher von Energie. Selbst wenn dort kurzfristig die Konjunktur abkühlen sollte, ist ein Ende der steigenden Energienachfrage nicht in Sicht. Experten nehmen bereits wieder Preise von bis zu 200 US-Dollar für ein Fass Rohöl für die kommenden Jahre ins Visier. Von höheren Ölpreisen profitieren generell die Erneuerbaren Energien.
Je stärker der Preis für den fossilen Energieträger steigt, desto näher rückt die Netzparität. Aus Sicht der Stromproduzenten ist diese dann erreicht, wenn alternativ erzeugte Energie dieselben Kosten verursacht wie konventionell erzeugter Strom. Neben einem höheren Ölpreis lässt auch der technische Fortschritt die Netzparität immer näher rücken.
Ein hoher Nachfrageschub für die Wind- und Solarindustrie ist darüber hinaus aus China zu erwarten. Die Volksrepublik beklagt mittlerweile jedes Jahr mehrere Dutzend Milliarden US-Dollar an Opportunitätskosten durch Umwelt- verschmutzung. Bislang produziert China 70 Prozent seiner benötigten Energie durch die Verfeuerung von Kohle. Doch bereits heute ist das Reich der Mitte der weltweit größte Investor in Erneuerbare Energien.
Einschränkend muss man sagen, dass nicht alle Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien vom anstehenden Boom profitieren werden. Westlichen Herstellern macht vor allem der harte Preiswettbewerb chinesischer Konkurrenten zu schaffen.
Zudem sind zum Teil erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Produktionsstätten erforderlich. Diese können insbesondere kleinere Unternehmen kaum leisten. Firmen wie Solar Millenium, Conergy oder Q-Cells zeigen, dass Unternehmen auch dann ins Schlingern kommen können, wenn die Rahmenbedingungen und Zukunftsaussichten der Branche insgesamt positiv sind. Eine Solarworld AG agiert dagegen beispielsweise offenbar deutlich erfolgreicher in den sich ständig ändernden Marktverhältnissen.
Anleger sollten sich daher unbedingt umfangreich über technische Entwicklungen, Förderprogramme und Konkurrenzverhältnisse informieren, bevor sie in einzelne Unternehmen investieren. Kann der Privatinvestor dieses nicht leisten, sollte er die Aktienauswahl besser einem Anlage-Profi überlassen. Einige Nachhaltigkeitsfonds erzielen beispielsweise bereits seit Jahren eine überdurchschnittliche Wertentwicklung.
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