hier ein Beitrag bzgl. Demokraten in den USA und die Auswirkungen auf die Wirtschaft Die Hightech-Agenda der Demokraten
Die amerikanischen Börsen haben den unerwartet deutlichen Sieg der Demokraten bei den jüngsten Wahlen besser verkraftet als erwartet. Von einer kurzzeitigen Korrektur, die viele Analysten prophezeiht hatten, ist nichts zu sehen. Anleger haben erkennt, dass das Klischee von den Demokraten als Gefahr für das Wirtschaftswachstum nicht stimmt.
Dass unter einer möglichen demokratischen Führung die Steuern explodieren und die Wirtschaft einbrechen würde, gehörte in den Wochen vor den Kongresswahlen ebenso zu den Angstbildern in republikanischen Werbespots wie die seit Jahren propagierte Aussage, dass die Partei das Land nicht vor Terroristen schützen könnte und über die Einführung der Schwulenehe die Weiten zwischen New York und Kalifornien in einen großen Sündenpfuhl verwandeln würde.
Je mehr sich die Wall Street nun mit dem Klischee der Demokraten auseinandersetzt, desto mehr bröckelt es. Sicher, es gibt einige Unternehmen in Corporate America, die sich einen Sieg der Republikaner gewünscht hätten. Viele aber vor allem, weil sie sich jahrelanger Lobby-Arbeit und mit Millionen-Spenden den ein oder anderen korrupten Politiker gekauft hatten und seit Jahren mit Rückendeckung aus Washington absahnen konnten. Hauptverlierer mit den Republikanern sind die Pharma-, die Öl- und die Rüstungsindustrie.
Andere Sektoren dürften hingegen vom Wahlsieg der Demokraten und dem damit verbundenen Machtwechsel im Kongress profitieren. Allen voran die Hightechs. Vor allem die prominente Stellung der kalifornischen Abgeordneten Nancy Pelosi, die von der Oppositionsführerin zur Sprecherin des Repräsentantenhauses und damit hinter Präsident Bush und seinem Vize Cheney zur Nummer Drei in den USA wird, könnte einigen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnen.
Zu Pelosi haben zahlreiche Hightechs einen kurzen Draht. Die meisten Branchenriesen sind im Silicon Valley angesiedelt und damit in einem der wichtigsten Bezirke in Pelosis Staat. Zwei nahe Verbündete Pelosis, die regionalen Abgeordeneten Anna Eshoo und Zoe Lofgren aus dem Silicon Valley, werden direkt von Apple-Chef Steve Jobs, Yahoo-Gründer David Filo und zahlreichen Chefs von Hewlett-Packard unterstützt.
Sie alle dürften in den nächsten Jahren von einer Hightech-Agenda profitieren, die längst zum Parteiprogramm der Demokraten gehört. In ihr stehen Forderungen nach Breitband-Zugriff auf das Internet für alle Amerikaner, also auch in strukturschwachen Regionen, oder der flächendeckende Ausbau des Wi-Fi-Netzes in den ganzen USA, der bis 2010 kabellosen Internetzugang an jedem Punkt des Landes ermöglichen soll.
Jedem Amerikaner überall Zugang zum Internet zu gewähren ist ein Projekt der Pelosi-Fraktion, ein anderes ist die künftige Kostenstruktur im Web. Die Demokraten haben sich stets für Gleichberechtigung im Netz ausgesprochen und gegen ein von den Republikanern und der Telekom-Industrie befürwortetes Konzept, nachdem Breitband-Leitungen mit eigenen Gebühren belegt werden würden. Was den Telekom-Firmen eine zusätzliche Einnahmequelle beschert hätte, hätte im Netz eine Zweiklassen-Gesellschaft geschaffen, die Branchenriesen Yahoo und Google, Microsoft und Ebay kämpfen dagegen seit langem.
Auf die Unternehmen kommen unter der demokratischen Mehrheit viel Arbeit und viele Chancen zu. Entsprechend wichtig ist für die Branche, weiterhin auf die besten Hightech-Spezialisten der Welt zurückgreifen zu können. Das war bislang schwierig, denn die Zahl der H-1B-Visa für spezialsierte Techniker ist seit acht Jahren auf 65 000 pro Jahr festgelegt – diese Obergrenze soll nun angehoben werden. Die Republikaner hatten dies im Zuge der allgemeinen Einwandererdebatte verhindert, um vor dem Wähler als prinzipientreu dazustehen, obwohl es im eigentlichen Sreit um Visa in den letzten Jahren nicht um Hightech-Spezialisten aus Indien ging, sondern um illegale Einwanderer aus Mexiko, die sich mit Billigjobs durchschlagen.
Die hätten den Hightech-Sektor wohl nicht vorangetrieben, die von den Demokraten wieder umworbene Zielgruppe der studierten Spezialisten jedoch sehr wohl. In den nächsten zwei Jahren hat die Branche nun ein Potenzial wie seit langem nicht mehr.
Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc. Quelle: http://www.wsc.de/index.php?id=11608 Beste Grüße vom Gesellen
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