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News - 26.09.07 10:26 Osteuropas Länder wechseln auf die Überholspur
Wer eine Geschäftsidee umsetzen will, der hat es in den osteuropäischen Ländern immer leichter. In einer Studie der Weltbank kommen die Staaten des früheren Ostblocks durchgängig auf hervorragende Noten, wenn es um die Rahmenbedingungen fürs Geschäft geht. Einige von ihnen laufen sogar vielen asiatischen und auch einigen westeuropäischen Ländern den Rang ab.
WASHINGTON. Mit Estland, Georgien und Lettland befinden sich inzwischen bereits drei Länder aus dieser Region unter den 25 Besten. Damit hat Osteuropa sogar vielen asiatischen und auch einigen westeuropäischen Ländern den Rang abgelaufen, die bislang noch vorne gelegen haben.
Das ist die größte Überraschung, die sich aus der Bewertung der jüngsten Untersuchung "Doing Business" der Weltbank ergibt, die am heutigen Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Studie hat sich in ihrem fünften Jahr als bedeutender Gradmesser für die Reformfreude und die Bereitschaft zum Bürokratieabbau eines Landes etabliert.
Spitzenreiter sind nach wie vor Singapur, Neuseeland, die USA und Hongkong. Danach folgen die europäischen Staaten Dänemark und Großbritannien. Deutschland findet sich hinter Belgien und vor den Niederlanden auf Platz 20. Am Ende der Liste mit 178 Ländernamen rangieren zwar vornehmlich Länder aus Afrika mit der Demokratischen Republik Kongo als Schlusslicht. Allerdings durchlitt die DR Kongo in der jüngeren Vergangenheit auch einen der schlimmsten Kriege auf dem afrikanischen Kontinent. Und gleichzeitig gibt es andere afrikanische Länder, die große Erfolge verzeichnen. Mauritius etwa ist im Ranking auf Platz 27 geklettert. Aufsteiger sind auch Kenia und Ghana.
Werden Rahmenbedingungen erleichtert, so zahlt sich das direkt aus. So kommen etwa in Georgien auf 100 Einwohner 15 registrierte Firmen. Das Land im Kaukasus liegt damit gleichauf mit Malaysia. Knapp dahinter belegen Tschechien, die Slowakei, Estland und Polen die weiteren Plätze. Einige der neuen Geschäftsideen in Osteuropa haben es schon zu Weltgeltung gebracht, wie etwa die estnische Firma Skype mit ihrem Angebot der Internettelefonie.
Deutschland, das sich gegenüber dem Vorjahr leicht um einen Platz verbessert hat, wird von der Weltbank für Verbesserungen bei der Registrierung von Unternehmen gelobt. Diese sei nun elektronisch möglich, was die Wartezeit verringere. Online könnten in Deutschland auch kleinere Klagen vor Gericht eingereicht werden. Negativ vermerkt wird allerdings, dass Deutschland die Gebühren für die Registrierung angehoben hat - das Land findet sich bei diesem Kriterium in der Gesellschaft von Paraguay und Zimbabwe. Wie im Vorjahr auf einem guten vierten Platz liegt Deutschland bei der Kreditbeschaffung, hinter Großbritannien, Hongkong und Australien. Trotz Änderungen bei den Arbeitsmarktgesetzen nimmt Deutschland jedoch einen bescheidenen Platz 137 ein, wenn es um die Einstellung von Mitarbeitern in Unternehmen geht.
Geht es um die Zahl der Reformen, die in einem Land angestoßen wurden, so liegt zum zweiten Mal in Folge Georgien vorne, gefolgt von Ägypten, Ghana und Kroatien. Während Südasien - angetrieben vor allem durch Indien - großen Reformeifer zeigt, scheint dieser in Südamerika eher erlahmt zu sein. Die Autoren der Studie spekulieren, dass dies auch mit den Wahlen zu tun haben könnte, die in den zurückliegenden zwölf Monaten alleine in 13 lateinamerikanischen Ländern neue Regierungen an die Macht gebracht haben.
Im arabischen Raum hat Ägypten auf fünf von zehn untersuchten Gebieten Fortschritte gezeigt. "Ägyptens Reformen gehen tief", loben die Autoren der Studie. So sei es dort wesentlich leichter geworden, ein Unternehmen zu starten, da das bislang erforderliche Eigenkapital deutlich gesenkt worden sei. Zudem habe sich die Zeit, bis alle bürokratischen Auflagen erfüllt sind, halbiert. Indem die Gebühren für die Registrierung von Eigentum reduziert worden seien, hätten viel mehr Menschen ihren Grund und Boden in den Grundbüchern eintragen lassen. Die Steuerhinterziehung sei dadurch zurückgegangen und die Einnahmen aus den Verwaltungsgebühren in den sechs Monaten nach Einführung der Reform seien um 39 Prozent gestiegen. Wer in Ägypten ein Import/Export-Geschäft registrieren lassen möchte, der müsse inzwischen nur noch fünf bis sieben Tage Wartezeit einkalkulieren.
Neben Ägypten hat eine Reihe von anderen Emerging Marktes große Erleichterungen für Geschäftsleute umgesetzt. Die Weltbank nennt hier China, Indien, Indonesien, die Türkei und Vietnam. Diese Länder stehen auch an der Spitze, wenn es um den Return-on-investment geht: In den Emerging Markets lässt sich im Verhältnis zum eingesetzten Kapital am besten Geld verdienen. "Es könnte kaum einen besseren Zeitpunkt zum Investieren geben", schlussfolgert enthusiastisch die Weltbank über diese Märkte.
Bei Reformen haben sich die Staaten vor allem auf den Markteintritt konzentriert. 39 Ländern haben den "start-up" vereinfacht, beschleunigt oder verbilligt. Von der Zahl her rangieren danach die Bemühungen bei Steuern und Verwaltung. Die Weltbank hebt dabei drei Länder besonders hervor: Saudi-Arabien, das die bürokratischen Barrieren für Existenzgründer abgebaut hat; Georgien, das einen Schutz für Investoren einführte und Russland, das erstmals ein Kreditbüro eröffnet hat, über das die Bonität der Kunden abgefragt werden kann.
Quelle: Handelsblatt.com
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