08.11.2010 HSH-Nordbank-Chef Nonnenmacher vor dem Aus Der umstrittene HSH-Nordbank Vorstandsvorsitzende Dirk Jens Nonnenmacher. (Foto: dpa) Kiel/Hamburg (dpa) - Die Weichen für eine Entlassung des umstrittenen Vorstandschefs der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, scheinen gestellt: Am Dienstag wollen die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein gleichlautende Beschlüsse über die Zukunft des 47-jährigen Bankmanagers fassen. Wie der Kieler FDP- Fraktionschef Wolfgang Kubicki am Montag bestätigte, gab es dazu schon am Sonntag zwischen Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen "ein Gespräch unter Männern", wie Medien das Treffen genannt hatten. Laut "Spiegel Online" wollen die Regierungen als Haupteigner der Landesbank den Aufsichtsrat um die Entlassung Nonnenmachers bitten. Eine offizielle Bestätigung gab es hierfür nicht. Nonnenmacher selbst sagte: "Dazu ist mir nichts bekannt." Der Chef des Aufsichtsrates, Hilmar Kopper, soll dem "Spiegel"-Bericht zufolge beauftragt werden, einen Nachfolger für Nonnenmacher zu suchen. Sollte er dies verweigern, soll der Rauswurf in einer außerordentlichen Hauptversammlung durchgesetzt werden. Mit zusammen 85,5 Prozent sind die beiden Länder die größten Anteilseigner an dem Institut. Der Aufsichtsrat stand bislang hinter Nonnenmacher. Einem "Focus-Online"-Bericht zufolge hat Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) bereits eine gemeinsame Erklärung vorbereitet, die an diesem Dienstag vorgelegt werden soll. Darin werfen Hamburg und Schleswig-Holstein Nonnenmacher vor, dass seit Monaten immer wieder neue Vorwürfe im Zusammenhang mit Personalangelegenheiten aufgetaucht seien. Außerdem bestünden Zweifel am Aufklärungswillen der Bank. Hinzu kämen der erhebliche Vertrauensverlust und die Befürchtung, dass die Querelen negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben könnten. Kubicki rechnet unterdessen nicht damit, dass Nonnenmacher im Falle seiner Entlassung eine Abfindung erhält. Dagegen sprächen zu viele Anhaltspunkte, sagte er und verwies auf die Affären der Bank und die staatsanwaltlichen Ermittlungen in Hamburg, Kiel und New York. Die kleinen Koalitionspartner der CDU - die FDP in Kiel und die Grünen in Hamburg - dringen seit Tagen massiv auf die fristlose Entlassung, weil Nonnenmacher kein Vertrauen mehr genieße und Schaden von der HSH Nordbank abgewendet werden müsse. Noch am Montag hatte Nonnenmacher in Kiel dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur HSH Nordbank Rede und Antwort gestanden. Dabei kündigte er an, sich künftig nicht mehr zu den sogenannten Bespitzelungsaffären und Abhörskandalen zu äußern, weder öffentlich noch in nichtöffentlichen Sitzungen. Er habe dies seinem Mandanten geraten, sagte der Rechtsbeistand Nonnenmachers, Prof. Heinz Wagner. Während die Linke in Kiel einen Rauswurf Nonnenmachers als "überfällig" begrüßte, äußert sich der SPD-Obmann im Untersuchungsausschuss, Jürgen Weber, kritisch: Dem Gremium lägen keine Dokumente und Aussagen vor, die eine fristlose Kündigung rechtfertigten. "Wenn die Landesregierungen in Schleswig-Holstein und Hamburg trotzdem diesen Weg gehen, kann das für Schleswig-Holstein eine teure Tasse Tee werden." Nonnenmacher sei allerdings vorzuhalten, dass es ihm nicht gelungen sei, die Bank aus den Negativschlagzeilen herauszuführen. Zu Beginn der Sitzung hatte Nonnenmacher in einer Erklärung noch einmal den Vorwurf, die von der HSH Nordbank engagierte Sicherheitsfirma Prevent AG habe eine FDP-Veranstaltung am 22. Juli 2009 bespitzeln lassen, als "blanken Unsinn" zurückgewiesen. Es habe sich bei der Diskussion zum Thema "HSH Nordbank - vom Bankenstar zum Finanzwrack" um eine öffentliche Veranstaltung mit 300 Teilnehmern gehandelt, über die es im Internet eine mehr als zweistündige Aufzeichnung gebe. Im Raum stehen zudem Vorwürfe, die Bank habe gegen eigene Mitarbeiter falsche Verdächtigungen erhoben, um sie entlassen zu können. Im Untersuchungsausschuss ist dies jedoch kein Thema. Das Gremium soll nur klären, wie die HSH Nordbank in eine existenzgefährdende Schieflage kam und nur durch Milliardenfinanzspritzen und - Bürgschaften von Hamburg und Schleswig- Holstein gerettet werden konnte. Quelle: dpa-info.com GmbH Börse & Märkte •
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