Die SMA200 (aktuell 1,786) steigt in den nächsten Wochen kontinuierlich an und kommt dem Kurs als Unterstützung zu Hilfe.
Vor dem Hintergrund des morgigen Hexensabbats kann ich mir einen charttechnisch motivierten kurzen Rücksetzer zur SMA200 gut vorstellen.
Solange der Kurs nicht mehr nachhaltig unter die SMA200 fällt, ist für uns Longies die Welt in Ordnung und wir können freudig den nächsten Inflationsdaten Ende März entgegensehen.
M.E. aktuell der gefährlichste Inflationsbeschleuniger ist der seit Wochen wieder steigende Ölpreis. Ruslland, der Opec und selbstredend auch US Bigoil kommt die aktuelle Ölpreisentwicklung sehr entgegen. Die seit Wochen fallende Zahl der aktiven Bohrlöcher zeigt m.E. deutlich, dass die Amis - entgegen der Beteuerungen der Biden Administration - nichts, aber auch gar nichts für fallende Ölpreise tun und den durch OPEC Förderkürzungen und Huthi Rebellion im roten Meer dargebotenen Free Lunch sehr gern mitnehmen.
Da die Ölpreisentwicklung offensichtlich spekulationsgetrieben und nicht etwa durch eine signifikant steigende weltweite Ölnachfrage getrieben ist, sollten die Notenbanken die durch den Ölpreis verursachte Inflation gedanklich ausklammern, da sie insoweit machtlos sind. Notenbankpolitik bekämpft vernünftigerweise nachfraginduzierte Inflation, die wir in Deutschland aktuell vor allem wegen Angebotsknappheit von Wohnraum bei den Mietpreisen sehen. Wenn die EZB den Mietpreisanstieg bremsen will, muss sie die Zinsen schnell und deutlich SENKEN, um den Neubau bezahlbaren Wohnraums wieder finanzierbar zu machen.
Für Aroundtown und Co. ist diese Situation am Beginn eines längeren Zinssenkungszyklus durchaus angenehm, da die Mieten absehbar weiter steigen, während die für Immobilienfinanzierungen relevanten langfristigen Zinsen bereits deutlich gesunken sind und tendenziell im Zuge der erwarteten Leitzinssenkungen weiter fallen dürften, was wiederum den Transaktionsmarkt anheizt und die Immobilienpreise stabilisieren sollte.
Kurzfristig erwarte ich im Vorfeld der Q4-Zahlen keine signifikante Kurssteigerung. GCP hat ihr Wohn-Immobilienportfolio zum 31.12.2023 um 9% abgewertet. LEG Immobilien musste das Immobilienportfolio sogar um mehr als 11% abwerten, da man verglichen mit GCP vor allem in Wohnungen in weniger attraktiven Städten als Berlin, München oder London investiert ist, wobei man im Fall von GCP konstatieren muss, dass die weiterhin unter 3,5% liegende Netto-Mietrendite in Berlin und München im aktuellen Zinsumfeld auf potenzielle Investoren hoch unattraktiv wirkt und weitere Wertberichtigungen nahelegt, sofern man die Mietrendite nicht schnellstens durch signifikante Mietsteigerungen in Richtung des für nachhaltige Profitabilität in Top-Cities erforderlichen "neuen Normalzustands" zwischen 4% und 5% anheben kann. Nachdem man auf dem teuersten Wohnungspflaster "London" mit qm-Mieten jenseits von 30 EUR offensichtlich in der Lage ist, Mietrenditen i.H.v. 5,1% zu erreichen, sollte das in den verglichen mit London spottbilligen deutschen Top-Cities Berlin und München doch auch zu schaffen sein...??? Oder hat man im Rausch permanent steigender Wohnimmobilienpreise die Objekte in Berlin und München mit derartigen Mondpreisen bewertet, dass man selbst nach der zum 31.12.2023 vorgenommenen 9%-Korrektur noch immer über bei Verkauf nicht erzielbare Buchwerte verfügt?
Angesichts des vergleichsweise hohen Engagements im Gewerbe-Immo-Bereich rechne ich bei Aroundtown für den Geschäftsbericht 2023 mit einem Wertberichtigungsbedarf des Immobilienportfolios zwischen 10% und 12%, in absoluten Zahlen also mit einen Abschreibungsbedarf i.H.v. ca. 3,3 MRD EUR. Nachdem man im Q3-Bericht erst 1,89 MRD EUR Wertberichtigungen erfasst hatte, dürfte in Q4 nochmals ein Milliardenbetrag (Schätzung: 1,4 MRD EUR) an zusätzlichen Wertberichtigungen kommen. Dass die Jahresbilanz 2024 verheerend aussehen wird, ist vermutlich auch dem größten Optimisten klar. Dass für 2024 nach Aussetzung der Zinszahlungen für perpetual notes keine Dividende fließt, dürfte auch klar sein.
Alles entscheidend ist der Ausblick und hier insbesondere die Frage, ob man zum 31.12.2023 bewertungstechnisch - endlich - glaubhaft tabula rasa gemacht hat oder auch für 2024 weitere Wertminderungen prognostiziert, so dass man befürchten müsste, dass Aroundtown im Geschäftsjahr 2024 erneut einen Konzernfehlbetrag ausweisen muss.
Im Sinne der Vertrauensbildung würde ich Aroundtown dringend anraten, tabula rasa zu machen und neben einer an den zum Bewertungsstichtag tatsächlich erzielbaren Veräußerungserlösen orientierten Höhe des Buchwertansatzes auch den zum 30.09.2023 noch bilanzierten Goodwill i.H.v. 1,18 MRD EUR komplett abschreiben, um das damit verbundene Damoklesschwert über den zukünftigen Ergebnissen endgültig loszuwerden und den Aktionären eine in höchstem Maße solide Bilanz zu präsentieren.
In Zeiten, da große Immobilienportfolien nur mit erheblichen Buchwertabschlägen veräußerbar sind, soll mir ein Wirtschaftsprüfer einmal erklären, wofür ein gedachter Erwerber bereit sein sollte, einen den Fair Value des materiellen Vermögens übersteigenden "Überpreis" (Goodwill) für die Organisationsstruktur des Unternehmens zu bezahlen?
Im Falle eines "tabula rasa"-Ansatzes rechne ich mit einem Konzernjahresfehlbetrag 2023 i.H.v. 3 bis 3,5 MRD EUR. Sollte insbesondere die m.E. dringend empfohlene Goodwill-Abschreibung unterbleiben, dürfte es auf einen Konzernjahresfehlbetrag 2023 in der Größenordnung von 2,2 bis 2,6 MRD EUR hinauslaufen.
https://www.aroundtown.de/fileadmin/user_upload/...023/AT_Q3_2023.pdf https://www.grandcityproperties.com/fileadmin/...2023/GCP_FY_2023.pdf
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