DJ UPDATE Von Alexander Becker
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG will in den kommenden Jahren mit dem Energy-Sektor stärker als der Markt wachsen. Der weltweite Markt werde dabei bis 2010 um rund 9% pro Jahr wachsen, sagte Sektor-CEO Wolfgang Dehen am Dienstag während des Capital Market Days des Energy-Sektors in München.
Dehen bekräftigte die Margenziele seines Sektors. Demnach peilt der Energy-Sektor im Geschäftsjahr 2009/10 eine operative Marge von 11% bis 15% an. Der Energy-Sektor ist mit einem Umsatz von zuletzt rund 20 Mrd EUR der zweitgrößte Sektor von Siemens. Siemens hat sein Kerngeschäft seit Jahresbeginn 2008 in die drei Sektoren Industry, Energy und Healthcare aufgegliedert.
Die Analysten der UniCredit sehen in den vom Energy-Management getätigten Aussagen keine Überraschungen und finanziellen Einblicke, die ihre fundamentale Sicht ändern würden. So habe Sektor-CEO Dehen darauf verwiesen, dass das Geschäft nach wie vor gut laufe und in den vergangenen Wochen ein "großes Momentum" gezeigt.
Mit rund 40 Mrd EUR verfüge Siemens hier über einen "starken Auftragsbestand", der so hoch wie noch nie in der Unternehmensgeschichte sei, so die Analysten. "Unser Eindruck ist, dass sowohl Siemens als auch der Energy-Bereich auf gutem Wege sind, die gesteckten Ziele zu erfüllen". Sie bewerten Siemens mit einem "Buy-Rating" und einem Kursziel von 105 EUR.
Siemens profitiere im Energiebereich von mehreren günstigen Markttrends. So verweist Dehen unter anderem auf die hohen Energiekosten und die zugleich steigende Nachfrage nach Energie sowie die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Ebenfalls positiv werde sich die alternde Infrastruktur bei Kraftwerken wie Stromnetzen und die steigende Komplexität von Energiesystemen auf das Siemens-Geschäft auswirken.
Die einzelnen Divisionen des Energy-Sektors haben laut CEO Dehen bereits heute eine marktführende Position. Während Power Transmission weltweit bereits Marktführer sei, bekleide Siemens mit den Divisionen Oil & Gas, Fossil Power Generation, Power Distribution und Service Rotating Equipment jeweils eine Nummer-Zwei-Position.
Der CEO der Sparte Fossil Power, Michael Süss, verwies darauf, dass die grundlegende Margensituation in seinem Bereich nach wie vor "gut" sei. Siemens hatte Mitte März wegen Problemen bei der Umsetzung von Großprojekten eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr ausgegeben. Im zweiten Quartal verbuchte Siemens Sonderbelastungen im Volumen von 857 Mio EUR aus den Projektrisiken. Auf konventionelle schlüsselfertige Kraftwerkslösungen, die von Fossil Power Generation angeboten werden, entfielen mit 559 Mio EUR der Großteil dieser Belastungen.
Laut UniCredit-Analysten bekräftigten sowohl Joe Kaeser wie auch Dehen am Vorabend, dass künftig jeder Bereich seine Ziele zu erfüllen habe. Laut Dehen müssen alle Neuaufträge diese Maßnahmen erfüllen. Er werde daher keine "strategischen Projekte" erfüllen. Im kommenden Geschäftsjahr werde Siemens Kraftwerks-Projekte im Volumen von rund 3 Mrd EUR abliefern, die dabei in Folge der Projektüberprüfung und Sonderbelastungen aber keine Marge liefern werden.
Künftiger Wachstumstreiber soll vor allem das Geschäft mit Gasturbinen sein. So würden Gasbefeuerte Kraftwerke mehr als 40% des zukünftigen Marktes ausmachen, so Divison-CEO Süss. Entsprechend liege auch das Hauptaugenmerk seiner Divison auf diesem Markt.
Der CEO der Division Oil & Gas, Frank Stieler, kündigte vor den Analysten an, dass sich sein Bereich im laufenden Geschäftsjahr von einem Teil des Geschäfts trennen werde. Nähere Ausführungen dazu machte der Manager nicht, kündigte aber an, dass diese Desinvestition im Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahrs 2007/08 ergebniswirksam werde.
Eine aggressive Wachstumsstrategie will Siemens offenbar im Bereich Renewables verfolgen. Hier soll das Geschäft von derzeit weltweit Platz sechs bis zum Jahr 2012 unter die Top drei der Branche geführt werden. Dabei will das Unternehmen auch das Produktportfolio ausweiten. Siemens konzentriert sich derzeit bei erneuerbaren Energien vornehmlich auf den Windkraftmarkt.
Anfang April hatte der Leiter der Division Renewable Energy bei Siemens, Rene Umlauft, in einem Interview mit Dow Jones Newswires angekündigt, sich noch in diesem Jahr über ihr Windenergiegeschäft hinaus mehr auf erneuerbare Energien konzentrieren zu wollen. Auf diese Weise wolle der Technologiekonzern vom boomenden Markt für andere "grüne" Energien profitieren.
Erste Entscheidungen über neue Investitionen in den Bereichen Solar-, Biomasse- und geothermische Energie wollte das Unternehmen den damaligen Angaben zufolge in der zweiten Jahreshälfte treffen. "Wir analysieren derzeit den Markt und schauen nach Möglichkeiten. Dieses tun wir jedoch Schritt für Schritt - denn zuerst müssen wir den Markt verstehen", so Umlauft damals.
Quelle: VWD 01.07.2008 14:28:00
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