Dünger aus Biogas von Pionieren aus Oberösterreich 6.9.2007 Fünf Betreiber von Biogas-Anlagen entwickelten ein europaweit einmaliges Verfahren, um getrocknete Biogas-Gärreste zu hochwertigem organischen Gartendünger zu verarbeiten
Michaelnbach- Während deutsche und italienische Pflanzenschutz-Unternehmen noch immer am perfekten Dreh zur Herstellung von Dünger aus dem Biogasprozess feilen, haben fünf oberösterreichische Landwirte die Großen längst abgehängt: Alfons Humer, Betreiber der Biogas-Anlage „Agrar-Strom“ in Michaelnbach (Bezirk Grieskirchen), leistet gemeinsam mit vier weiteren Betreibern von Biogas-Anlagen europäische Pionierarbeit.
Denn aus Energiepflanzen wie Mais, Gras, Getreide und Sonnenblumen entsteht in Biogas-Anlagen nicht allein Strom und Wärme. Der getrocknete Gärrest dient auch als, hochwertiges Düngersubstrat. Geringe Mengen an mineralischem Stickstoff, vermischt mit duftenden Kakao-Schalen optimieren die Nährstoff-Zusammensetzung für den Einsatz als Universaldünger. Dieser kann sowohl in Baumschulen und Gärtnereien als auch bei Hobbygärtnern in Haus und Garten eingesetzt werden..
Als Alfons Humer 2005 mit Partner Alois Hutterer die 500-kW-starke Gemeinschaftsanlage „Agrar-Strom GmbH“ in Michaelnbach in Betrieb nahm – deren Ökostrom-Menge kann den Bedarf von etwa 1200 Haushalten decken – dachte er bereits an einer Weiterverarbeitung der Biogas-Substrate. Humer: „Wir haben am Trocknungs- und Veredelungsverfahren und an der Verarbeitung des Düngers zu Pellets eineinhalb Jahre gearbeitet. Inklusive Biogas-Anlage kostete das zwei Millionen Euro – eine Investition, die jetzt Früchte tragen soll.“ FÜNF BAUERN KOOPERIEREN Dafür zieht Humer mit den Landwirten Johann Wildfellner (Gallspach), Thomas Schmitsberger (Pötting), Josef Höckner (Utzenaich) und Stefan Reisinger (Kirchberg ob der Donau) an einen Strang. Diese vier Biogasanlagen-Betreiber liefern ihre getrockneten Gärreste zu Humer nach Michaelnbach, wo die Weiterverarbeitung zu Dünger stattfindet. Kürzlich wurde die Vermarktungsgemeinschaft „OÖ Biogassubstrat“ gegründet, um die Produkte unter der geschützten Marke „Organicus“ zu vertreiben.
Erhältlich sind eine rein organische Variante und ein durch Zusatz von etwas Harnstoff (Stickstoff) und Kakao organisch-mineralischer Dünger. Mit Hilfe der Kooperationspartner können im Jahr 1500 Tonnen „Organicus“ produziert werden. „Organicus“ zeichnet sich durch dauerhafte Bodenlockerungseigenschaften aus. Humer: „Das schafft eine lockere Bodenstruktur, in denen Organismen besonders aktiv sein können.“ Das erhöhe die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Krankheiten. Gleichzeitig könne der Boden in Trockenperioden deutlich länger Wasser puffern. Dank optimaler Nährstoffzusammensetzung sieht der Gärtner bereits nach einigen Tagen nach Anwendung des Düngers erste positive Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum.
Das neue Dünger-Produkt wird während der Sonderschau „ZukunftsLAND“ im Rahmen der Internationalen Landwirtschaftsmesse in Ried erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Alfons Humer und sein Team werden am Biogas-Stand in der Acker- und Gründlandhalle (Halle 27) anwesend sein. DIE ZUKUNFT ERLEBEN Klimawandel, Erdölknappheit und Umweltschutz fordern ein Umdenken bei der Verwendung von Energie, Grundstoffen und Rohstoffen. Die Land- und Forstwirtschaft kann den Energiebedarf mit erneuerbaren Energien erzeugen und damit klimaschädigende Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomkraft ersetzen. „ZukunftsLAND“ ist die bis dato umfassendste Sonderschau zu den Themen erneuerbare Energieträger, nachwachsende Rohstoffe, Grundstoffe und Baustoffe für Morgen. In Ried wird vom 5. bis 9. September erlebbar, was in 10 Jahren Standard sein wird. 40 Aussteller in sechs Hallen bieten einen Ausblick in die spannendsten Energie- und Rohstoffbereiche. „ZukunftsLand“ entstand auf Initiative des oberösterreichischen Agrar-Landesrates Josef Stockinger. Es handelt sich um eine Gemeinschaftsschau von Bund und Ländern in Zusammenarbeit mit der OÖ. Landwirtschaftskammer, der Rieder Messe in Verbindung mit Forschungszentren aus Bayern und Österreich.
|