Sicher interessant für Quere mit Abitur, für die eine argumentfreie VT einfach zu billig ist und die deshalb nach 'evidenzbasierter' Leugnung spicken. Die Methode ist allerdings nicht sonderlich kompliziert, wenn auch zeitaufwendig: Man nehme öffentlich zugängliches Datenmaterial aus seinem Kontext und stelle es, gern auch etwas zurechtgeschnitten, 'als Beweis' in den eigenen. Da sollte es aber schon dann auch irgendwie reinpassen und wenn doch nicht, muss man es halt 'übersehen'. Was immer schon falsch war am Positivismus, der heute Evidenzbasierung heisst, nämlich die freche Missachtung des Plausibilitätskriteriums, wird in der evidenzbasierten VT zur vollen Ausreifung radikalisiert.
Das allerfrechste dabei ist aber die Zumutung, sich für eine Kritik der evidenzbasierten Leugnung durch einen endlosen Datenwust wühlen zu müssen. Und das nicht nur einmal, den jeden zweiten Tag kommt eine ähnliche These und die wieder mit endlosem Statistikmüll. Da ist man dann froh, wenn andere den Job übernehmen mühsam nachzuweisen, was Plausibilität von vorherein ausschliessen kann.
Die Behauptung oben 'Die Überlastung der Intensiv liegt an der drastischen Reduzierung der Betten seit August 2020 aufgrund einer neuen Abrechnungsmodalität (vorgehaltene Betten lohnen sich nicht mehr)...' könnte und sollte man natürlich aufgrund fehlender Plausibilität gleich in die Tonne werfen. Wer wühlt, kann aber auch folgendes finden: 'Die Daten haben mehrere Einschnittpunkte, etwa die Einführung der Meldepflicht am 16. April 2020 und die zusätzliche Angabe der in 7 Tagen aktivierbaren Plätze für die Notfallsituation ab dem 03. August 2020. Der Knick, den die Zahl der freien Betten hier macht, erklärt sich laut DIVI wie folgt: Betten, die bislang mangels anderer Möglichkeiten als "frei" angegeben wurden, konnten nun als "inaktiv" angegeben werden, um damit die Kapazitäten für die Notfallsituation zu verdeutlichen. Diese Möglichkeit nutzten die Kliniken.'
Und: "Die Situation bleibt stabil, weil in den Krankenhäusern dafür gesorgt wird, dass sie stabil bleibt", sagt DIVI-Sprecherin Nina Meckel. So könnten bei einem Engpass weniger schwerwiegende Fälle, die normalerweise auf der Intensivstation überwacht würden, auf andere Stationen verlegt werden. Dann tauchten sie entsprechend nicht mehr als belegtes Bett im Intensivregister auf. Den Punkt, dass Patienten durch Verlegungen aus der Intensiv-Statistik herausfallen, führt auch Ralf Kuhlen an, der Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) ist...'
Und: 'Auch Behandlungsdauer- und aufwand, die, wie bereits beschrieben, durch die Pandemie stark gestiegen sind, können in den Daten nicht berücksichtigt werden: Ein Unfallpatient aus dem Jahre 2019, der drei Tage auf der Intensivstation war, habe in diesen absoluten Zahlen den gleichen numerischen Wert wie ein Covid-19-Patient, der wochenlang beatmet wird.'
Alles über Intensivbetten hier: https://www.br.de/nachrichten/wissen/...-nicht-alles-verraten,SUl57fT ----------- a la primera línea en pandemia
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