Die Ölbranche kann in diesen Tagen wirklich wenige Investoren von sich begeistern. Bedingt durch das Coronavirus und eine schwächere Nachfrage nach dem schwarzen Gold sind die Notierungen von Brent und WTI im Moment stark volatil. Und mit den jeweiligen Kursen auch die Aktien, wie beispielsweise die von Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S).
Neben den schwankenden Ölpreisen sind es hier jedoch auch durchwachsene Zahlen, die zusätzlich Pessimismus verbreitet haben. Zwar gab es dabei einige Einmaleffekte zu berücksichtigen, nichtsdestoweniger hat der britisch-niederländische Öl- und Erdgasmulti gegenwärtig einfach einen Lauf, und zwar einen Negativlauf.
Bemerkenswert ist jedoch das aktuelle Kursniveau im Vergleich zum Ölpreisniveau, was grundsätzlich auf eine günstige Bewertung schließen lassen könnte. Lass uns hier im Folgenden einmal einen Blick auf einige bemerkenswerte Zahlen riskieren: Das letzte Mal, als Royal Dutch Shell so tief notierte …
Wie wir mit Blick auf den aktuellen Aktienkurs feststellen können, gab es ein solches Kursniveau inzwischen seit einigen Jahren nicht mehr. Die B-Aktie von Royal Dutch Shell notiert so beispielsweise gegenwärtig bei 21,67 Euro (27.02.2020, maßgeblich für alle Kurse). Mal ehrlich, kannst du dich noch daran erinnern, wann das Kursniveau das letzte Mal so tief gewesen ist?
Falls nicht, lass uns deine Erinnerungen hier ein wenig auffrischen: Ein solches vergleichsweise preiswertes Bewertungsmaß hat es das letzte Mal zum Frühjahr und bis zur Mitte des Jahres 2016 gegeben. Zu dieser Zeit ist es damals zu einer erheblichen Ölschwemme, bedingt durch die OPEC, gekommen, die mit einem Überangebot die US-amerikanischen Schieferölproduzenten aus dem Markt treiben wollte. Dabei sind die Ölpreise zwischenzeitlich auf ein Niveau von sogar unter 30 US-Dollar je Barrel gesunken, wodurch Ölkonzerne stark zu kämpfen hatten und sich fortan auf Kostensenkungen und eine stärkere Profitabilität konzentrieren mussten.
Das letzte Mal, als die Preise so günstig waren, hing daher mit einer Marktsituation zusammen, in der Royal Dutch Shell und viele andere Ölkonzerne mit Verwerfungen des Ölmarktes ringen mussten. Nur, dass das eben bei einem aktuellen Ölpreisniveau von über 52 US-Dollar je Barrel Brent nicht unbedingt der Fall ist. Tatsächlich würde ein solches Preisniveau (wenn wir belastende Einmaleffekte einmal ausklammern) sogar ausreichen, um die derzeitige Dividende in Höhe von 0,47 US-Dollar operativ decken zu können. Die Dividendenrendite in Höhe von derzeit rund 7,9 % scheint somit noch immer stark und nachhaltig zu sein. Historisch zuverlässig ist sie sowieso. Es gibt natürlich Probleme, aber …
Grundsätzlich könnte Royal Dutch Shell dabei natürlich andere Probleme besitzen. Der britisch-niederländische Konzern investiert so beispielsweise stark in die Zukunft und seine zukünftige Neuausrichtung, um auch im Markt der Elektrizität weiterhin Fuß zu fassen.
Zudem existieren einige Sorgen, was die Produktion und auch die Nachhaltigkeit der Produktion betrifft. Durch Devestitionen ist so beispielsweise das Level der täglichen Förderungen zuletzt gesunken, außerdem würden die Ölvorräte auf dem derzeitigen Stand lediglich noch für eine Dauer von ca. acht Jahren reichen, was möglicherweise größere Probleme sind, die es hier anzugehen gilt. Probleme, allerdings, die lösbar erscheinen.
Für den Moment ist und bleibt Royal Dutch Shell daher ein starker, und auf dem derzeitigen Ölpreisniveau sogar profitabler Konzern, der sich seine Dividende wohl auch auf absehbare Zeit wird leisten können und mit Hochdruck an einer besseren und diversifizierteren Konzernstruktur arbeitet. Eine Perspektive, die gefällt, auch wenn mittelfristig natürlich ebenfalls weiterhin in Ölprojekte investiert werden muss, was möglicherweise einen Teil der Gewinne und des Cashflows benötigen wird. Eine attraktive Chance?
Die spannende Frage, die sich Investoren daher nun möglicherweise stellen sollten, ist, ob die Anteilsscheine von Royal Dutch Shell auf dem derzeitigen Bewertungsmaß nicht vielleicht eine attraktive Chance darstellen. Eine fast 8-prozentige Dividendenrendite sowie ein noch immer nachhaltiges und operativ starkes Geschäftsmodell mit einigen, jedoch vermutlich bereits eingepreisten Baustellen formen hier einen soliden Mix. Einkommensinvestoren sollten hier vielleicht gerade jetzt einen näheren Blick riskieren.
Quelle: Motley Fool
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