näher anschaut, dann kann man sich tatsächlich fragen, ob es tatsächlich einen Putschversuch gegeben hat?
Erst nimmt er mit seinen Truppen völlig unbehelligt Rostow ein, zieht von dort dann ebenfalls völlig unbehelligt bis zu einer Restentfernung von 200 km in Richtung Moskau, bläst dann plötzlich alles ab, und zieht dann ebenfalls völlig unbehelligt nach Belarus, und Putin kündigt derweil an, aufgrund eines Deals mit ihm auf eine strafrechtliche Verfolgung Prigoshins zu verzichten?
Das wäre vermutlich so etwa der seltsamste Putschversuch der Militärgeschichte, …wenn es denn tatsächlich einer war.
Auch Prigoshins Begründung seines Abzuges, da nun der Moment gekommen sei, wo es zu Blutvergießen kommen könnte, wenn er weiterzöge, ist ganz und gar erstaunlich für jemanden, der tatsächlich putschen möchte....
Er wird ja kaum ernsthaft in Erwägung gezogen haben, dass ein Putsch ohne jegliche Gegenwehr Putins möglich sein könnte.... Wer putscht, der muss Blutvergießen dabei schon in Kauf nehmen, und wird dies in der Regel auch getan haben.
Seine Truppenstärke beträgt dabei gerade mal 25 k während die von Shoigu etwa 1 Mio beträgt.
…was natürlich erklären könnte, weshalb er nicht zu Kämpfen bereit gewesen ist. Aber dann fragt man sich, weshalb er den Putschversuch überhaupt unternommen hatte? Die Truppenstärken waren ja vorher bekannt, und einfach mal anzutesten, ob das russische Militär Putin nicht u.U. seine Gefolgschaft verweigern könnte, wäre bei einem Scheitern normalerweise ein sicheres Todesurteil gewesen. Dass Putin ihn hinterher unbehelligt abziehen lässt, war nun sicher nichts, womit er vorher hätte rechnen können…
…summa summarum lässt einen das ganze doch ziemlich erstaunt und verwirrt zurück.
Das einzige, was sich wohl gesichert feststellen lässt, ist dass es kampflose Truppenbewegungen der Wagnergruppe in Richtung Moskau und dann nach Belarus gegeben hat, und dass das nun der Ort ist, wo Prigoshin mit seinen Wagnersöldnern stationiert ist.
Dass es sich dabei um einen gescheiterten Putschversuch handelt ist nun die Erzählung dazu, tatsächliche Putschhandlungen bestehen dabei im Wesentlichen jedoch soweit alleine aus der vorgetragen Absicht Prigoshins. Auf der Ebene des faktischen sieht man lediglich unbehelligte Truppenbewegungen, die aus allen möglichen Motiven unternommen und auch zugelassen worden sein könnten.
Es ist zudem auch nicht so, dass der schwerstkriminelle Ex-Knacki Prigoshin nun seinerseits besonders Vertrauenswürdig wäre. Er gehört sogar zu denen, die Putins Propagandamaschine als Schlüsselfigur mitaufgebaut und organisiert haben sollen. Seine plötzliche Abkehr ist insofern ein weiteres verwunderliches Phänomen mit fraglicher Glaubwürdigkeit.
Eine Inszenierung erscheint mir da fast das wahrscheinlichere Szenario zu sein. Es heißt dann ja auch immer wieder, dass Putin weniger als Stratege, sondern eher wie ein Pokerspieler agiert.
Schon seine Verhandlungen mit dem Westen vor seinem Einmarsch erscheinen im Nachhinein als bloßer Bluff, bei dem es nur darum ging, seine Truppen, die von vornerein einmarschieren sollten, unter dem Deckmantel vorziehen zu können, nur als verhandlungstaktisches Drohpotenzial zu dienen, um dann alle zu überraschen, wenn er dann plötzlich wirklich einmarschiert.
Man wird jetzt sehen, ob Prigoshin von Belarus nun weiter gegen die Ukraine zieht, oder ob er dort nun weiter an seinen Putschplänen herumbastelt. Untätig herumsitzen wird er dort wohl ganz sicher nicht.
Und wenn die Geschichte vom Putsch tatsächlich stimmt, so wäre nun sicher damit zu rechnen, dass der Kreml alles täte, um im ersten Schritt seine Reputation und Glaubwürdigkeit zu zerstören und seinen Gegner zu diffamieren und ihn im zweiten Schritt, in welcher Weise auch immer, unschädlich zu machen. Die Sache einfach so auf sich beruhen zu lassen, kann Putin sich weder leisten, noch wäre er der Typ dafür.
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