Nokia wurde meiner Ansicht nach unverhältnismäßig "verprügelt". Der übertriebene Fall der Aktie lässt vermuten, dass Hedgefonds mit Leerverkäufen "den schnellen Euro" gemacht haben. Shortseller sind aber bekanntlich potenzielle Käufer. Irgendwann MÜSSEN sie sich wieder eindecken.
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Hier ein paar Fakten und Argumente zu Nokia:
- die Aktie fiel in nur zwei Monaten vom Höchstkurs von 18,90 Euro auf derzeit 11,13 Euro - ein Rückgang von über 40 Prozent. Dabei lagen die Gewinne im letzten Quartal mit 17 cents nur 2 Prozent unter der Erwartung von 19 cents.
- Nokia ist - finanziell - das europäische Microsoft. Mr. Softie hat über 50 Milliarden Dollar auf dem Konto, Nokia hat Cash-Reserven von rund 10 Millarden.
- Nokias Umsätze lagen mit 7,7 Milliarden Euro (= 9,2 Mrd. Dollar) im letzten Quartal höher als die von INTEL (ca. 8,1 Mrd. Dollar).
- die Dividendenrendite von Nokia liegt derzeit bei 2,7 Prozent (und ist wegen der hohen Cash-Bestände sicher), das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 12,5 - nicht schlecht für den Weltmarktführer in einer Zukunftstechnologie. Denn mit der Einführung des schnellen UMTS dürften sich Handys und Notebooks immer weiter annnähern. Vielleicht checken wir unsere Email schon bald alle über Handy...
- Nokia hat Marktanteile verloren, von zuvor 34 Prozent auf jetzt 29,3 Prozent. Dies liegt daran, dass die Finnen den Trend zum Klapphandy (Samsung, Motorola) verschlafen haben. Es gab auch zuwenig Kamera-Handys. Das Game-Handy NQ war in der alten Version auch kein Hit. Die neue Modellpalette (z. B. das neue NQ) wird die Versäumnisse nachholen.
- Ursache: Nokia hat sich ein wenig zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der Konzern wurde umstrukturiert in die vier neuen Unterabteilungen Multimedia, Netzwerk, Handys, Enterprise Solutions. Diese Umstruktierung, die Nokia am Markt langfristig stärken wird, kostet Geld - schätzungsweise 7 cents im nächsten Quartal. Nokia ist so ehrlich, die Kosten in die Prognose für das nächste Quartal einfließen zu lassen. Dadurch werden nur rund 12 cents prognostiziert. Rechnet man die 7 cents als einmalige Kosten mit rein, kommt man wieder auf 19 cents. US-Firmen sind nicht so ehrlich. Sie würden 19 cents prognostizieren - inklusive "one-time items" von 7 cents. Fazit: viel Aufregung um Nichts.
- der kometenhafte Anstieg der Gewinne bei den Konkurrenten Motorola und Samsung - in der Presse als Niedergang Nokias interpretiert - liegt nur zum kleinen Teil an deren Handy-Geschäft. Bei Samsung beispielsweise haben sich die Gewinne verdreifacht, weil Samsung Weltmarktführer bei Speicherchips ist, deren Preise sich seit Weihnachten fast verdoppelt haben. Dies allein als Erfolg von Samsungs Handys zu deuten ist unsinnig.
- der extrem hohe Euro-Kurs im letzten Quartal (Spitze: 1,29 US-Dollar) hat die Gewinne von in Dollar fakturierenden Firmen wie Motorola aufgeblasen, die von Europäern wie Nokia hingegen geschmälert. Mit dem Euro-Höhenflug könnte es beim Anziehen der US-Wirtschaft aber bald vorbei sein. Derzeit steht der Euro wieder bei 1,18 USD. Entsprechend werden die Gewinne von Nokia wieder steigen.
- Nokia reagiert mit Preissenkungen auf die verlorenen Handy-Marktanteile. Die Finnen können sich das leisten, weil sie - als Marktführer - wegen der großen hergestellten Stückzahlen geringere Herstellungskosten haben (die Marge liegt bei 20 Prozent). Damit macht Nokia - wie schon zuvor - die Wettbewerber, denen diese "economy of scale" fehlt, fertig. Siemens etwa verdient nur etwa einen Euro pro verkauftem Handy.
- im Zukunftsmarkt UMTS mischt Nokia ganz vorn mit.
- die Auftragslage im Netzbereich ist auch sehr gut. Gerade erhielt Nokia von Vodaphone den Auftrag, die Netze in Australien und Neuseeland auszubauen.
- charttechnisch könnte sich ein Doppelboden rausbilden. Die Aktie liegt derzeit auf dem "Irak-Kriegstief" von März 2003.
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Ich bin (zum Glück) kein Analyst. Sollte jemand Gegenargumente und/oder Richtigstellungen haben, bitte ich darum im Forum.
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