Mobilfunk-Service Drillisch-Aktie günstig bewertet im Aufwärtstrend
22. August 2005 Drillisch zählt zu jenen Unternehmen, die in der Hohezeit der New Economy an die Börse gegangen sind. Und dern Aktien eine wüste Berg- und Talfahrt hinter sich haben. Der Mobilfunk-Dienstleister kam am 22. April 1998 zu 86 Mark je Anteilsschein an den Neuen Markt. Bereinigt um Aktiensplits betrug der Preis 7,17 Mark oder 3,66 Euro. Gemessen am Emissionspreis haben Aktionäre, die seit Anfang an dabei sind, gut 17 Prozent mit dem Titel verdient.
So mancher Anleger dürfte aber früh abgesprungen sein, da der erste Kurs seinerzeit splitbereinigt mit 27,50 Mark oder 14,06 Euro festgestellt worden war. Das reizte zu umgehenden Gewinnmitnahmen.
Wer diesem Impuls folgte, hat sich in der Folgezeit eine Menge Kummer erspart. Denn die Notiz fiel nach dem Rekordhoch von fast 17 Euro zu Anfang 1999 mit der Baisse bis auf 53 Cent, die am 9. Oktober 2002 noch für die Aktie zu bezahlen waren. Aber seitdem ist es mit dem Papier insgesamt sehr schön aufwärts gegangen. Wer zu Tiefkursen zugegriffen hat, kann sich über einen Kursgewinn von rund 700 Prozent freuen.
Allein binnen Jahresfrist hat der Nebenwert um gut 53 Prozent zugelegt - und seinen seit Oktober 2002 ausgebildeten und trotz einer Schwächephase im Jahr 2004 bewahrten Aufwärtstrend fortgeschrieben. In den jüngsten vier Wochen ist der Titel um gut zwölf Prozent teurer geworden. Profitiert hat er von einem als positiv eingestuften Halbjahresbericht. Diesem zufolge ist das Umsatzwachstum zwar an Grenzen gestoßen, doch hat das Unternehmen die Ertragskraft erheblich gestärkt und die Ergebnisprognose angehoben. Trotz des schönen Kursanstiegs auf aktuell 4,26 Euro ist Drillisch noch günstig bewertet und bietet Dividendenphantasie.
Vorsteuergewinn fast verdoppelt
Die 1983 gegründete Gesellschaft vermarktet Mobilfunk-Produkte von T-Mobile, Vodafone und E-Plus, sowhl im Prepaid/Debit- als auch im Vertragsbereich (Kredit/Postpaid). Zudem betreibt es eine Software-Dienstleistungssparte.
Im ersten Halbjahr setzte Drillisch 161,9 Millionen Euro um. Das waren 4,8 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2004. Die Prognose von SES Research unterlief die AG dabei um 1,1 Millionen Euro. Gleichwohl kommentierte SES-Analyst Jochen Reichert die Drillisch-Zahlen wohlwollend. Die Ertragskraft sei stärker als von ihm erwartet gesteigert worden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 40 Prozent auf 14,1 Millionen Euro und der Vorsteuergewinn um 97 Prozent auf 12,8 Millionen Euro, woraus sich eine Vorsteuerrendite von fast acht Prozent errechnet. Auch diese Zahl lag über den Schätzungen von SES, das als einziges Analysehaus die Drillisch-Aktie bewertet.
Preiswettbewerb als Hauptrisiko
Reichert macht für die steigenden Gewinne die Billig-Marke „Simply” und eine sinkende Rate von Kündigungen verantwortlich. Gegenüber den Netzbetreibern würden die Käufer der mit einem monatliche Kündigungsrecht ausgestatteten SIM-Karten von „Simply” als Vertragskunden dargestellt. Deshalb dürfte Drillisch eine ordentliche Provision von 70 bis 100 Euro pro Nase erhalten, kalkuliert der Analyst. 50 Prozent dieser Provisionen würden ergebniswirksam.
Reichert geht davon aus, daß Drillisch die Margen längerfristig zwischen 7,5 Prozent und 8,5 Prozent halten kann; zuvor hatte er nur mit 6,5 bis 7,5 Prozent gerechnet. Da der Mobilfunk den Charakter einer Wachstumsbranche langsam einbüße, würden Neukunden gezielter geworben und Subventionen nur noch punktuell eingesetzt. Als Hauptrisiko nennt er einen scharfen Preiswettbewerb bei Billig-Marken wie „Simply”. Allerdings könnten Kunden sinkende Tarife zum Anlaß nehmen, um mehr zu telefonieren. Und dies würde auch Drillisch nützen. Gleiches gilt für die Annahme, daß mehr Kunden als bisher künftig feste Verträge ablehnen werden. „Dies bedeutet, daß sich Drillisch einem leicht wachsenden Markt gegenüber sieht.”
SES: Dividendenrendite bei 4,6 Prozent
Auf jeden Fall sieht Reichert bei der Gesellschaft das vierte „schwarze” Jahr in Folge und bis 2007 weiter steigende Gewinne. Für dieses Jahr rechnet er mit 46 Cent je Aktie und für 2007 mit 50 Cent. Zudem geht er davon aus, daß für 2005 eine Dividende gezahlt wird; 20 Cent je Aktie sollte Drillisch nach seiner Meinung liefern, knapp 54 Prozent des Nettogewinns. Daraus errechnet sich eine stattliche Dividendenrendite von 4,65 Prozent. Und wenn Drillisch wie von SES erwartet für 2007 dann 34 Cent zahlen sollte, könnten Anleger mit einer Dividendenrendite von fast acht Prozent (!) rechnen.
Diese Aussicht macht den Titel interessant, obwohl er schon gut gelaufen ist. Dessen ungeachtet ist die Aktie mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von 9,6 für dieses Jahr und 8,6 für 2006 alles anderes als teuer. Auch der Trend spricht für die Aktie. Allerdings läuft die Aktie nun auf eine Reihe charttechnischer Hürden zu; die erste steht in Gestalt des Jahreshochs bei 4,38 Euro. Die nächsten Hürden folgen bei 4,50 und 4,60 Euro. Ein Sprung über das Jahreshoch wäre als technisches Kaufsignal zu interpretieren.
FAZ-NET-INVESTOR
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