kann ich Dir ohne genaue Kenntnis der Vertragsgestaltung auch keine exakte Antwort geben. Fakt ist aber, dass durch den Kurssprung von 50 auf 70 ein Gewinn angefallen ist, der den Verkäufern von Aktien und in sehr viel größerem Umfang den Verkäufern von Kaufoptionen, die man besser als Stillhalter in Wertpapieren bezeichnet, entgangen ist - ihnen aber vermutlich nicht entgängen wäre, wenn die Meldepflichten eingehalten worden wären. Läuft der Prozess auf dieser Schiene und ist der Gewinn bei Schäffler gelandet (für die Banken gibt es lediglich eine Provision), würde sich die Schadenersatzforderungen gegen Schäffler richten. Haben die Banken eigenverantwortlich gehandelt und würde der Gewinn bei ihnen anfallen (was nicht glaube, denn könnte Schäffler den Deal nicht finanzieren und die Übernahme ist für sie nur machtbar, weil sie wegen der Nichtmeldung unter Wert einkaufen konnten), dann würden sich die Schadenersatzforderungen gegen die Banken richten. Ganz kompliziert ist die dritte Variante, dass die Banken zwar selbständig agiert haben, aber die Gewinne an Schäffler abzuführen haben (die Gestaltung, die ich vermute), würde sich der Schadenersatz auch gegen die Banken richten, die sich dann das Geld bei Schäffler wiederholen müssten.
Die Frage ist: Wer waren die Stillhalter bei den Optionsgeschäften, bei denen ca. zwei Milliarden Schaden entstanden ist, und werden sie klagen?
Zum ersten Teil der Frage: Das dürften Publikumsfonds gewesen sein, die mit einer weiteren Seitwärtsbewegung gerechnet haben und ihre Rendite durch das Schreiben der Optionen, was mit dem Kassieren von Optionsprämien einhergeht, aufbessern wollten. Die größten Stillhalter dürften unter Deka, Union-Investment, DWS und der Investmentgruppe der Commerzbank zu suchen sein. Auch das könnte ein Grund gewesen sein, warum die Deutsche Bank und die Commerzbank einen Rückzieher gemacht haben, denn dann hätten deren Fondsgesellschaften die Mütter verklagen müssen. Deka und Union-Investment haben keinen Grund nicht zu klagen. US-Pensionsfonds müssten nach meinem Wissensstand sogar klagen, weil sie in solchen Fällen gesetzlich verpflichet sind, das Beste für die von ihnen Betreuten herauszuholen - eigentlich deutsche Fonds auch, aber die dürfen wegen der extrem bankenfreundlichen Rechtssprechung in Deutschland auch schon einmal schlafen bzw. einschlafen. Wenn jemand mit dem Klagen anfängt, dann wird es meines Erachtens von den US-Pensionsfonds ausgehen, wenn denn einer fett drinhängt.
Die Materie ist unglaublich verzwickt, weil es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie ein derartiges Ausmaß und eine derartige Häufung von Rechtsbrüchen gab wie bei Conti, wo man durch das Setzen von Fakten in einem nie dagewesenen Ausmaß Fakten zu schaffen versucht. Ich gehe davon aus, dass die Führung des Bafin mit ihrem unfähigen Chef Sanio, der seine Unfähigkeit schon bei IKB bewies, den Fall nicht überstehen wird. Da wird einiges auseinanderfliegen. Unternimmt das Bafin nichts, wird es mit Sicherheit Dienstaufsichtsbeschwerden hageln, weil dem geltenden Recht nicht zur Durchsetzung verholfen wurde, denn wenn z.B. ein Bußgeld und seien es auch nur 200.000 Euro fällig ist, ist gegen die Schadenersatzforderungen nur sehr schwer etwas zu machen. Etwas schwieriger wird es ohne Aktien des Bafin - daher werden meines Erachten bei Passivität des Bafin zunächst Dienstaufsichtsbeschwerden laufen, um Strafbescheid zu erzwingen, der die Positionen im Zivilprozess mit Milliardenforderungen verbessert.
Und das war heute:
ROUNDUP: Conti-Aufsichtsrat lehnt Übernahmeangebot von Schaeffler ab 17:55 23.07.08
HANNOVER (dpa-AFX) - Der Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental (Profil) hat das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe zurückgewiesen. Der angebotene Preis sei nicht angemessen, teilte Conti am Mittwoch nach einer Krisensitzung des Kontrollgremiums in Hannover mit. Der Aufsichtsrat unterstütze das Vorgehen des Vorstands. Es gebe eine "einhellige Stellungnahme", sagte Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg. Das Vorgehen der Schaeffler-Gruppe solle weiter juristisch geprüft werden.
Es solle nun Verhandlungen mit Schaeffler geben. Eine Einigung mit Schaeffler sei erstrebenswert. Schaeffler solle seine Absichten konkretisieren, sagte Vorstandschef Manfred Wennemer. Vize-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE sagte, die Gewerkschaften würden alles tun, um die Interessen der Arbeitnehmer in die Gespräche einzubringen. Es müsse eine Sicherheit für Arbeitsplätze und Standorte geben sowie keinen Verkauf von Unternehmensteilen./hoe/DP/sb
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