Quelle: http://www.ftd.de/unternehmen/autoindustrie/...ffler-Deal/422328.html
(Eigener Zusatz: Von Seiten Schaefflers wurde dem nachstehende Bericht allerdings entgegengetreten und gesagt, dass an der Übernahme festgehalten werde!)
Angst vor Rückzug Conti-Aktionäre bangen um Schaeffler-Deal von Angela Maier (München) Reinhard Hönighaus (Brüssel) und Sven Clausen (Hamburg)
Unter den Aktionären des Autozulieferers Continental wächst die Furcht, dass der Kauf des Dax-Konzerns durch die Schaeffler Gruppe platzt. "Die Investoren sind extrem nervös", sagte der Vertreter eines Fonds, der seine Conti-Aktien nach Schaefflers Angebot zum Kauf eingereicht hat.
Die Aktionäre sind besorgt, dass das fränkische Familienunternehmen den Deal noch nicht zur kartellrechtlichen Genehmigung bei der EU-Kommission angemeldet hat. "Wir bekommen dafür keine schlüssige Begründung", sagte der Fondsvertreter gegenüber der FTD.
In seinem Angebot hatte Schaeffler geschrieben, man wolle den Kauf bis 15. August 2008 anmelden. Sind bis 12. März 2009 nicht alle nötigen Kartellfreigaben eingeholt, kann Schaeffler den Deal scheitern lassen. Dies würde aber Schadensersatzklagen nach sich ziehen.
Schaeffler hatte im Juli den Angriff auf den fast dreimal so großen Reifenhersteller und Autozulieferer gestartet - allerdings mit dem Ziel, nur zwischen 30 und 49 Prozent der Anteile einzusammeln. Aufgrund des sich rapide verschlechternden Umfelds wurden Schaeffler bis Mitte September jedoch 90,2 Prozent angedient. Die Gruppe wird zwar gut 40 Prozent der eingesammelten Anteile an zwei Banken weiterreichen, sie werden dort aber nur geparkt. Nach Angaben aus Bankkreisen trägt Schaeffler das Risiko für die gesamten gut 90 Prozent und muss den Kredit von mehr als 10 Mrd. Euro, den die Franken für die Übernahme aufnehmen müssen, komplett selber bedienen.
Aktie des Dax-Konzerns im Fall
Die zunehmende Sorge der Investoren schlägt sich in den Kursen für die Conti-Aktien nieder, die bis 16. September eingereicht worden sind. Diese werden separat von den regulären Conti-Papieren gehandelt. Der Kurs der eingereichten Papiere fiel am Donnerstag um 5,8 Prozent auf 66,20 Euro und damit deutlich unter die 75 Euro, die Schaeffler je Aktie zahlen will. "Vereinfacht gerechnet taxiert der Markt die Wahrscheinlichkeit für ein Platzen des Deals ungefähr auf ein Viertel", sagte Analyst Marc-René Tonn von M.M. Warburg. Am Freitag gab die Aktie noch einmal leicht um 0,3 Prozent nach. Ein Schaeffler-Sprecher sagte: "Die Intention, Conti zu übernehmen, besteht unverändert. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Kartellfreigabe zu bekommen."
Angesichts ständig neuer Hiobsbotschaften aus der Auto- und Bankenbranche gibt es die Spekulation, Schaeffler könnte sich mit dem Deal überheben. Die Franken kommen auf einen Umsatz von 8,9 Mrd. Euro, ihr operativer Gewinn wird auf 1 Mrd. Euro geschätzt. Maria-Elisabeth Schaeffler, Miteignerin des Unternehmens, sagte auf einer Betriebsversammlung, die Ziele für 2008 würden nicht erreicht. Personalchef Kurt Mirlach ergänzte nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall, in den nächsten drei Jahren müssten die Verwaltungskosten um 15 Prozent sinken. Das Investitionsvolumen will Schaeffler gegenüber dem Rekordstand der Vorjahre um 35 Prozent zurückfahren.
Banken können Darlehen nicht weiter streuen
Die negative Entwicklung bringt auch Schaefflers sechs Banken in die Bredouille, die Darlehen von mehr als 10 Mrd. Euro stellen. Eigentlich wollten die Royal Bank of Scotland, UBS, Unicredit, die Dresdner, die Commerzbank und die Landesbank Baden-Württemberg ihre Kredite teilweise an andere Institute weitersyndizieren. Dies wird derzeit von Bankern jedoch als unmöglich eingeschätzt. "Wir machen nicht mit, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass andere mitmachen", sagte der Vertreter einer internationalen Bank, die noch relativ gut kapitalisiert ist. Mehrere Vertreter des Kreditkonsortiums betonten jedoch, die Finanzierung stehe.
Im Umfeld von Schaeffler hieß es, die Anmeldung der Fusion sei in wenigen Wochen zu erwarten. In Kreisen der EU-Kommission wurde bestätigt, dass Schaeffler Informationen nachliefern müsse. Da der Conti-Deal nicht mehr als feindlich einzustufen sei, solle Schaeffler auch Conti-interne Daten zu möglichen Überschneidungen bei Märkten und Produkten aufarbeiten. Zusammen mit Schaeffler umfasst das Angebotsspektrum von Conti mehr als 20.000 Produkte. "Für die Fusionskontrolle muss das alles gesammelt und sauber aggregiert werden", hieß es. Wettbewerbsexperten in Brüssel ließen aber wenig Zweifel daran, dass die Fusion zügig genehmigt wird.
Gegen ein Scheitern der Übernahme spricht auch, dass Schaeffler die Geschicke bei Conti bereits mitbestimmt. So hat Conti sein Geschäft analog zur Schaeffler-Struktur in eine Automotive Group einerseits und eine Kautschuksparte andererseits gegliedert. Conti-Manager und Banker sehen dies als Vorbereitung für einen Verkauf der Reifensparte. Der Erlös von geschätzt 7 Mrd. Euro würde dem Konzern Erleichterung verschaffen: Schaeffler und Conti kommen zusammen auf Schulden von 22 Mrd. Euro, denen 2008 nur ein operativer Gewinn von 4,2 bis 4,5 Mrd. Euro gegenüberstehen dürfte. Schaeffler hat zwar Bestandsschutz zugesichert. Mit Zustimmung von Conti sind die Franken aber befugt, das Reifengeschäft zu veräußern.
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