Wie ich bereits in meinem Blog http://feuerblume-hanabi.blogspot.com/2006/07/...s-netherland_13.html beschrieben habe, wird sich demnächst Entscheidendes tun:
Katapultstart mittels Netherland Sewell?
Wie aus der Pressemitteilung der Firma vom 8.6.2006 hervorgeht, hat EnerGulf Netherland, Sewell & Associates, Inc. beauftragt, Block 1711 zu begutachten und ein Finanzierungskonzept für das Projekt zu erstellen.
Block 1711 liegt offshore im namibischen Becken vor der nördlichen Küste Namibias entlang der internationalen Küste zu Angola. In dem 8.931 km2 großen Block wurden durch großflächige und moderne seismische Analysen zwei separate Explorationsprospekte ausgemacht,
1) das Kunene-Prospekt, das durch eine 650 km2 große seismische 3D-Untersuchung definiert ist und bei dem eine Anzahl von direkten Hydrokarbonanzeigen, die Gaskamine und BSR´s beinhalten und ein Ölteppich identifiziert wurden. Geschätztes Potential der Ressource 733 Millionen Barrel Öl (recoverable) und 5 tcf Erdgas.
2) das Hartmannprospekt, das durch eine 343 km2 große 2D-Untersuchung umrissen ist. Geschätztes Volumen der Ressource 2,2 Milliarden Barrel Öl (recoverable) und 6,4 tcf Erdgas.
3) Zudem soll es Anhaltspunkte, die auf weitere Ölquellen hinweisen, geben.
Nach Aussage von Dr. Bill St. John, EnerGulfs Senior Advisor, ist der Block 1711 "die attraktivste ungebohrte Struktur, die er in seiner 40 jährigen Karriere in der internationalen Öl- und Gasexploration jemals sah". Seiner Meinung nach kann jedes der beiden Projekte die Voraussetzungen eines sog. "Giant Field" erfüllen (nach der Definition der American Association of Petroleum Geologists +500 Millionen Barrel Öl).
Ähnlich optimistisch ist Leonid Lebedev, Mitgründer und Miteigentümer vom EnerGulf-Partner Sintezneftegaz: ,,Wir sind zuversichtlich, dass wir Öl oder Gas finden" (gegenüber der AZ Namibia am 31.3.2006).
Der Vertrag vom 31.3.2006, welcher ein 10%iges working interest beinhaltet und eine Explorationsdauer von 4 Jahren bei einer Verlängerungsmöglichkeit um weitere 2 Jahre fixiert, umschreibt geophysikalische Arbeiten ab 2006 und das Setzen von 2 Explorationslöchern ab 2007. Er zieht Kosten in Höhe von 8,4 Mio. USD, im Falle eine Verlängerung, von weiteren 3,7 Mio. USD nach sich, die es zu finanzieren gilt.
Auch wenn eine Fremdfinanzierung grundsätzlich möglich ist, so ist sie doch eher unwahrscheinlich, weil es einem Kreditvertrag wesensfremd ist, von vornherein eine (mögliche) Verlustbeteiligung in Kauf zu nehmen, Kreditverträge beeinhalten nämlich auch keine Gewinnbeteiligung für den umgekehrten Fall, sondern verbriefen das Recht auf einen vereinbarten Zins. Zwar hätte eine Fremdfinanzierung den Vorteil, dass bei ihr nicht eine erhöhte Stückzahl an Aktien den Kurs verwässert, jedoch würden die anfallenden Zinsaufwendungen ebenfalls den Gewinn schmälern.
Somit verbleibt im Ergebnis nur eine Finanzierung mittels Kapitalerhöhung oder die Beteiligung von Risikokapital, wobei angesichts des zu finanzierenden Volumen aller Projekte früher oder später ein Listing an der US- oder der britischen Börse unausweichlich sein dürfte.
Zu welchem Preis die Aktie bei einem Börsengang plaziert werden kann, wird wesentlich von dem in Auftrag gegebenen Gutachten, seiner Vermarktung und der Phantasie der Anleger abhängen. Entscheidend wird dabei nicht nur der Wert der Ressource selbst sondern auch der Inhalt der abgeschlossenen Verträge sein.
Über deren Inhalt ist bisher, abgesehen von der Kostenseite, recht wenig bekannt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Geldsumme, die der neue Hauptlizenznehmer Sintezneftegaz investierte im Vergleich zum alten Vertrag binnen vier Monaten mehr als verhundertfachte, was, so die AZ Namibia am 31.3.2006, nach gut informierten Kreisen am Ministerium für Bergbau und Energie (MME) eventuell auf eine Option zurückzuführen sei, nach Abschluss erfolgreicher Explorationsarbeiten bei der Vergabe anschließender Förderlizenzen bevorzugt behandelt zu werden.
Mit dieser Spekulation lag die AZ vollkommen richtig, denn mit Pressemitteilung von 31.03.2006 verlautbarte Sintez: “In accordance with Namibian legislation, the company will be granted a production license for the block in case a discovery is made thereon”. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf die Artikel 42 und 43 des Petroleum Act, 1991 hinzuweisen, welche den Ablauf des Verfahrens detailliert beschreiben.
“Teil des Vertrages ist auch die Förderung des fossilen Rohstoffs”, folgerte die AZ Namibia am 3.4.2006.
Betriebswirtschaftlich gesehen ist, bei sonst gleichen Umständen, der Variante "Explorationslizenz mit Option auf eine Förderlizenz" der Vorzug vor der Variante "Explorationslizenz mit anschließender Förderlizenz" zu geben.
Denn bei der ersten Variante hat es der Explorer als Inhaber der Option in der Hand, ob er die Option ausübt oder nicht. Ist die Exploration erfolglos geblieben, wird er selbstverständlich die Option nicht ausüben und sich dadurch die Anschaffungskosten der Förderlizenz ersparen. Im der zweiten Alternative hingegen kommt er nicht umhin, im Nichterfolgsfalle die bereits gezahlten Anschaffungskosten der Förderlizenz als "versunkene Kosten" abschreiben.
Auch für den Fall, dass die Exploration erfolgreich war, ist ein "Explorationsvertrag mit Option auf eine Förderlizenz" die günstigere Alternative, weil der negative Cashflow aus den Anschaffungskosten der Förderlizenz weiter in der Zukunft liegt (CFn statt CF0) und sich aus dieser Tatsache ein höherer "Net present Value" (NPV) ergibt.
Es bleibt abzuwarten, ob Netherland, Sewell & Associates, Inc. sich zur Ressourcenchance, z.B. mittels NPV-Bewertung (vgl. "Boosting Profitability of the Shelf" von Natalia Glukhova), äußert, vielleicht sogar eine Bewertung nach dem Black-Scholes-Optionspreismodell vornimmt (vgl. Valuing Mineral Opportunities as Options), oder es bei einer quantitativen Schätzung der Ressource belässt.
Was die Ressourcenchance angeht, wird es interessant sein, ob sich die Berechnungen mit denen decken, die ich in diesem Board veröffentlicht habe und die mit einem Cashflow von 5,87 Mrd. USD und einem Net Present Value (NPV) von 1,13 Mrd. USD abschließen (vgl. den Artikel "Der Stoff, aus dem die Träume sind").
Zur Berechnung ist anzumerken, dass hier sehr konservativ gerechnet und z.B. ein Sicherheitsabschlag von 20 % gemacht wurde. Desweiteren wurden die Cashflows liniear verteilt. In der Realität verläuft jedoch die Förderkurve glockenförmig mit einer Erhöhung am Anfang und bei Offshore-Projekten mit einem ausgeprägten Tableau. Dadurch ergeben sich deutlich geringere Abzinsungsbeträge und in der Folge ein merklich höherer NPV.
Dennoch ist der von mir mittels geschätzter Zahlen errechnete NPV ein geeigneter Wert, um daran die Ziele des Shareholder-Value festzumachen. Allerdings muss dazu die Abzinsung teilweise rückgängig gemacht werden und auf den Betrachtungshorizont aufgezinst werden.
Unterstellt man, dass die Exploration bis zum 31.12.2009 erfolgreich abgeschlossen werden kann, ergäbe sich, bei sonst gleichen Umständen, zu diesem Betrachtungsstichtag ein möglicher Shareholder-Value von 1,58 Mrd. USD.
Nimmt man an, dass die Gesellschaft nur dieses eine Projekt hat und mit einer Finanzierung über 26 Mio. neue Aktien auskommt, insgesamt also auf 50 Mio. Aktien kommt, könnte für Ende 2009 ein Kursziel von 31 USD oder 24 Euro ausgegeben werden, wobei der Markt solche Entwicklungen bekanntlich schon früher antizipiert.
In der Realität sind allerdings Verbundeffekte und Korrelationen mit anderen Projekten zu berücksichtigen. Projekte mit günstigem Aufwands-Ertragsverhältnis, wie das in der DR Congo, werden den Shareholder-Value nach oben ziehen, eher ungünstige (wie das in der alten Nigeria-Definition) oder gar erfolglose Projekte werden ihn belasten.
Angesichts der derzeitigen Notierung von 0,81 Euro, was einer Börsenkapitalisierung von rd. 25 Mio. Euro entspricht, besitzt diese Aktie eine enorme Kurschance.
Allerdings sind auch die Risiken, und hier insbesondere das typische Explorerrisiko (Fundrisiko), nicht zu vernachlässigen. Dazu ist allerdings anzumerken, dass es sich in Namibia um mindestens 2 Prospekte handelt, was das Risiko diversifiziert. Zudem liegen bei beiden Prospekten qualifizierte 3D- und 2D-Analysen vor.
Das operationale Risiko, damit ist in erster Linie das technische Risiko gemeint, ist durch die Zusammenarbeit mit der kapitalstarken und erfahrenen Sintez-Gruppe stark eingegrenzt.
Die sogenannten Overground-Risiken, insbesondere die politischen Risiken, sind in Namibia als gering einzustufen.
Das Marktpreisrisiko (Risiko, dass der Rohölpreis sinkt) kann allenfalls temporär schlagend werden. Längerfristig - die Kalkulation bezieht sich immerhin auf einen Zeitraum von fast 30 Jahren - ist von deutlich höheren Ölpreisen auszugehen. A report prepared by energy economists at the French investment bank Ixis-CIB has warned crude oil prices could touch $380 a barrel by 2015s.
Ausführungen zur Gewinnschwelle ("Break Even"), die bei etwa 20 USD je Barrel liegen dürfte, enthält der Beitrag "Never try to argue with an idiot".
Ein erfolgreicher Börsengang würde natürlich durch einen höheren Kurs entscheidend begünstigt, was wiederum bedingt, dass die entscheidenden Aspekte adäquat kommuniziert werden. Nach Lage der Dinge wird Energulf wahrscheinlich nicht am Bullvestor vorbeikommen, auch wenn dessen Renommee aufgrund der De-Beira-Affäre mehr denn je angekratzt ist.
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