" [...] wer ist [...] denn wirlich ein Antizykliker?" Nach meiner - am längerfristigen Horizont - angelehnten Definition derjenige, der sich aus allem mittelmäßigen Kursgeschiebe strikt heraushält (wozu ich z.B. auch einen Dax zwischen 5 und 7000 Punkten zähle), In diesem "Schiebebereich" kann alles passieren, kaum zu prognostizieren, ob er nach unten oder oben abdreht. Jenseits bzw. an genannten Marken aber, wird es hochinteressant. Hier gewinnt man enorm an Prognosesicherheit hinzu, sprich man bekommt ein wesentlich besseres CRV für seine antizyklischen Einsätze. Zumindest haben die letzten 20 Jahre gezeigt, das in diesen Fällen ein konsequent antizyklisches Anlageverhalten belohnt wurde. Man benötigt dafür allerdings Ausdauer und in meinen Augen auch die Fähigkeit, die Börse (= das Tagesgeschäft) nicht allzu nah an sich ranzulassen. Denn als Privatanleger ist man informationsmäßig eh im Hintertreffen und tut m.E. gut daran, das Ganze mit einer gewissen Distanz zur Kenntnis zu nehmen und das Kursgeschehen quasi wie ein Waidmann vom Hochsitz aus zu verfolgen. Folge: 99% der Zeit verbringt man mit Warten. Warten auf Über- oder Untertreibungen in den Indizes etc. Ich weiß, ist nicht jedermanns Sache, da relativ "unspektakulär" und langweilig anmutend. Aber was soll man als "kleiner" Privatanleger denn sonst machen? Daytrading? Fonds kaufen? Versuchen, ein "Experte" zu werden? Nee, nee, nach meiner Erfahrung alles Kokolores (zumindest für die breite Masse). Je eher man aufhört, ein Experte sein zu wollen, desto besser (so meine ganz persönliche Erfahrung). Denn die einzig verlässlichen Informationen, die unsereins rund um die Börse zur Verfügung gestellt werden, sind die aktuellen und historischen Kursniveaus. Auf wen bzw. was soll man sich also - mittel- bzw. längerfristig - verlassen können, außer auf die Preiskurven und die Erkenntnis, dass diesbezügliche Über- und Untertreibungen (in soliden Basiswerten) in den allermeisten Fällen auch wieder korrigiert werden? Wer kann schon zuverlässig sagen, ob z.B. ein Dax auf aktuellem Niveau über- oder untertrieben ist? Letzlich niemand. Deshalb sollte man sich auf dem gegenwärtigen Niveau auch besser raushalten und sämtliche Kommentare ignorieren. Aber ab 7.000 Punkten riecht es auch ohne nähere betriebs- oder volkswirtschaftliche Kenntnisse nach einer (zumindest sich anbahnenden) Übertreibung, ebenso wie im September bei temporär knapp unter 5000 Punkten. Ergo: Sobald man beginnt, den "Schwefelgeruch" oder die euphorischen Fanfarenklänge wahrzunehmen, startet man mit kleinsten Positionen in die Gegenrichtung und verdoppelt diese jeweils bei gegenläufiger Tendenz in angemessenen Abständen und zwar solange, bis die zur Verfügung stehende Gesamtsumme "verhackstückt" wurde. Dabei sollte man in kalkulatorischer Hinsicht die Dauer und das Ausmaß einer gegenläufigen Tendenz allerdings nicht unterschätzen. Ja, ich weiß, klingt alles recht banal und neunmalklug. Aber Erfolg beruht - neben viel Glück - letzlich vor allem auch auf der Fähigkeit, seine bescheidenen Möglichkeiten inklusive Unzulänglichkeiten richtig einzuschätzen und dennoch aus dem Wenigen, was einem zur Verfügung steht, das Maximum herauszuholen. Und da ist es eben so, das die allermeisten Privatanleger auch durch das Studieren von Börsenbriefen, Charts, Bilanzen etc. pp nicht auf einen grünen Zweig kommen. Deshalb meine Meinung: Keep it simple = Nur kaufen, wenn die historische Preiskurve (= nur diese ist maßgeblich, nicht hingegen die eigenen Meinung bzw. die Meinung anderer oder das eigene Gefühl) einen (relativ) günstigen Preis indiziert bzw. verkaufen wenn das Gegenteil der Fall ist. Und sich dabei unbedingt in erster Linie an den Indizes orientieren bzw. nur in Einklang mit diesen handeln. Denn: Fallen die Indizes, geht es auch bei den Basiswerten (in aller Regel) nur noch darum, wie hoch der Verlust ausfällt. Sind aber die Indzies nach unten geprügelt worden, lässt sich mit fast jedem Wert ein akzepabler Gewinn erzielen. Übrigens auch mit ein Grund, warum ich von einer "Einzelwertanalyse" nicht viel halte. Jeder Bankberater erklärt Otto-Normalverbraucher, er solle sich genau über Vor- und Nachteile etc. der Aktie informieren. Abgesehen davon, dass die diesbezüglich zur Verfügung stehenden Informationen fragwürdig erscheinen, bringt dies auch nicht viel, wenn die Indizes crashen oder die gesamte Branche (unverhofft) in Schwierigkeiten gerät. Daher in meinen Augen zum großen Teil absoluter Humbug diese Einzelwertanalysen. Man erfährt eh nicht bzw. viel zu spät, was dort (bzw. in der jeweiligen Branche) tatsächlich abläuft. Daher besser (primär) an der Preiskurve der Indizes orientieren, quasi als ein allen anderen Überlegungen übergeordnetes Kauf- bzw. Verkaufsignal. Aber muss letztlich natürlich jeder selber wissen. Meines Erachtens allerdings für jeden "Hobby-Börsianer" mit stark begrenztem Zeitkontingent (Beruf, Familie etc. pp) ein absoluter gangbarer Weg, dauerhaft erfolgreich agieren zu können. Man muss sich realistischerweise eben nur von dem Gedanken verabschieden, ein Experte sein zu wollen und stattdessen viel Geduld mitbringen. Letztlich basiert natürlich jeder Einsatz auf purer Spekulation. Aber dies ist ja auch für sich gesehen nichts negatives, solange man konsequent danach trachtet, für seinen Einsatz auch tatsächlich das bestmögliche CRV zu erhalten, sprich man sich diesbezüglich in Geduld üben kann bzw. mag. Und in diesem Zusammenhang bietet eben eine antizyklischen Strategie auf Basis mittel-bis längerfristiger Erwartungen vor allem dann ein hervorragendes CRV, wenn die Indizes auf Tauchstation gegangen sind bzw. sich im Höhenflug befinden. Anzeichen dafür, dass sich dies in naher Zukunft ändern könnte, vermag ich nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Die Börse basiert ja gerade auf dem Prinzip, dass wenigen Gewinnern unzählige Verlierer gegenüberstehen, sodass man sich auch in seinem Anlageverhalten an den entscheidenden Punkten unbedingt conträr zum Mainstream ausrichten und somit an der Minderheit orientieren sollte. Und letztere kauft eben dann, wenn Panikwellen geritten werden und verkauft, wenn die Schönste aller Welten zum Greifen nah erscheint. An den (entscheidenden) Wendepunkten bringen m.E. auch Fundamentalanalyse oder Charttechnik nicht mehr viel. Während die Fundamentalanalytiker noch etwas entrückt in ihrer ausgeklügelten Faktenwelt schwelgen, werden die von den Charttechnikern unermüdlich aufgestellten res und subs wie Streichhölzer gebrochen. Sprich der Zug hat den Bahnhof bereits verlassen, sich hierbei aber nicht an den "Fahrlplan" der Charttechniker bzw. Fundamentalanalysten gehalten, sodass beide diesem nur noch ungläubig hinterherschauen können. Beide aber eint die Hoffnung bzw. der feste Glaube an einen "Rückläufer", der jedoch - wen wundert´s - gar nicht mehr eintritt. So kann es dann passieren, dass Gegenentwicklungen von beiden Vertretern komplett "verschlafen" werden. Daher m.E. einfacher und sicherer, sich an folgendes Motto zu halten: (Sukzessive) Kaufen, wenn die Kanonen donnern und (sukzessive) verkaufen, wenn die Violinen spielen und anschließend einfach Geduld an den Tag legen. Aber muss letztlich jeder selbst wissen. GN8 @ all
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