hier der FTD-Artikel von letzter woche, den ich angesprochen habe. was für eine grandiose idee: simyo-offerten in schokoriegeln..
Mobilfunk-Discounter feilen an Angeboten von Kristina Spiller, Hamburg Die neuen Billiganbieter im deutschen Mobilfunkmarkt basteln an Ideen, wie sie sich trotz knapper Margen und immer mehr Rivalen behaupten können. So plant Simyo-Chef Rolf Hansen neue Vertriebswege neben dem Internet und Kooperationen mit anderen Onlineshops. Simyo-Chef Rolf HansenBlau.de-Geschäftsführer Martin Ostermayer sagt: "Im nächsten Jahr werden wir sehen, ob wir noch spezifischere Marktsegmente angehen." Zugleich rüsten etablierte Anbieter gegen die Discounter auf. So will der Mobilfunkdienstleister The Phone House mit einer Supermarktkette kooperieren und plant weitere Angebote im Billigsegment.
Nur wenige Monate nach dem Start mehrerer Mobilfunkfirmen, die mit günstigen Einheitstarifen und Onlineverkauf den etablierten Anbietern Marktanteile abringen wollen, suchen die Discounter nach weiteren Wegen zu schnellem Wachstum. Denn ihre Gewinnmargen sind bei Preisen von 18 bis 19 Cent je Minute gering, und eine große Kundenbasis für ein erfolgreiches Geschäft daher dringend nötig.
Zwar schätzen Experten, dass etwa 20 Prozent der deutschen Handykunden Billigtarife kaufen wollen. Doch immer neue Firmen wie Easymobile und Klarmobil.de drängen nach Simyo und Blau.de auf den Markt. Langfristig dürften sich die Discounter einen Kampf ums Überleben liefern. Darauf stellt sich auch Simyo-Chef Hansen ein: "Ich erwarte, dass im Konkurrenzkampf zwei bis drei Billiganbieter übrig bleiben." Wie es in Branchenkreisen heißt, soll Simyo jetzt bereits rund 350.000 Kunden gewonnen haben.
Dabei verlassen sich die Unternehmen aber nicht nur auf ihre Billigtarife. So will Hansen über Gutscheine für Simyo-Offerten etwa in Schokoriegelverpackungen oder Ähnlichem neue Kunden gewinnen. Zudem prüft er die Kooperation mit einem Online-Handyverkäufer. "Wir denken darüber nach, im Internet auch Bündelangebote anzubieten. So könnten wir mit einem Handyverkäufer im Web kooperieren und unser Angebot zusammen mit dessen Mobiltelefonen verkaufen", so Hansen.
"Wir tasten uns jetzt in den Markt hinein"
Blau.de-Geschäftsführer Ostermayer sagt, "wir tasten uns jetzt in den Markt hinein". Bis Ende kommenden Jahres will er rund 500.000 Kunden gewonnen haben und längst Gewinne schreiben. "Dann sollten wir eine Gewinnmarge von fünf bis sechs Prozent erzielen", sagt er. In Kürze soll die Marketingkampagne für Blau.de starten.
Aus Sicht von Philipp Geiger, Telekomexperte der Unternehmensberatung Solon, ist es zudem für die Anbieter wichtig, spezielle Marktsegmente zu erschließen, wie es sich auch Ostermayer für Blau.de vorstellen kann: "Der Preisverfall führt erst mittelfristig zu einem starken Anstieg der Nutzung. In den nächsten Jahren müssen die verbleibenden Nischen im Markt erschlossen werden", sagt er. Solche Nischen könnten Angebote etwa für für Jugendliche, Senioren oder Sportler sein.
"Die Discounter müssen aber aufpassen, dass sie sich dabei nicht verzetteln und die Vertriebskosten hochschnellen", warnt Arno Wilfert von Arthur D. Little. Wichtig sei der Aufbau und Erhalt eines Discounterimages. "Solch eine Marke muss jedes neue Angebot mittragen können", sagt der Berater. Auch Axel Freyberg, Telekomexperte bei AT Kearney, warnt: "Die Neustarter müssen extrem aufpassen, dass sie sehr schlank aufgestellt bleiben, um bei den geringen Margen durch sehr niedrige Kosten überleben zu können."
Vorbereitung auf Billigkonkurrenz
Die etablierten Anbieter bringen sich darüber hinaus für den verstärkten Angriff der Billigkonkurrenz schon in Stellung. Vor allem Mobilfunkdienstleister wie Debitel und Mobilcom, die Verträge der Netzbetreiber weiterverkaufen, müssen reagieren. Die Firmen sind durch ihre geringen Margen von der Billigkonkurrenz besonders betroffen. So hat Mobilcom Klarmobil.de gestartet, Debitel die Discounttochter Debitel light. "Alle versuchen, die Kosten zu senken. Wir haben sie in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent gedrückt und müssen das nochmals tun", sagte Ralf-Peter Simon, Chef des Mobilfunkdienstleisters The Phone House, der FTD.
Zudem plant er eigene neue Angebote. "Mit einem bundesweit agierenden Supermarkt-Discounter arbeiten wir mit Hochdruck an einem Billigangebot", kündigte Simon an. Zudem werde in wenigen Wochen ein DSL-Internetangebot verkauft. Auch ein eigenes, Simyo-ähnliches Produkt sei im Weihnachtsgeschäft geplant. Das solle aber werthaltiger werden. "Wir wollen uns dabei vom Preisdruck mit einigen neuen Angeboten abkapseln", sagt Simon.
Dabei müssen die etablierten Anbieter auch deswegen schnell reagieren, weil die Billigkonkurrenz ihnen vermehrt lukrative Vertragskunden wegschnappt. "Mehr als die Hälfte der von uns anvisierten Nutzer sind Vertragskunden", sagt etwa Blau.de-Manager Ostermayer.
Aus der FTD vom 05.10.2005
|