Blaubär, haben wir kräftig einen drauf gemacht. Wir - das heißt, diejenigen, die sich den Humanwissenschaften zugewandt haben, mit noch nem exotischen Orchideenfach obendrauf, der Verpflichtung, ins Theater zu gehen, kulturelle Veranstaltungen mitzunehmen und die Probleme der Menschheit in Kneipen usw. keinesfalls zu ignorieren.
Die Mediziner (Medizinstudenten) waren weg vom Fernster. Die mußten arbeiten.
Im Beruf ähnlich. Ich hab ner Freundin oft gesagt : Wie könnt ihr nur! Ihr werdet ausgebeutet mit Diensten rund um die Uhr, und ein unausgeschlafener Arzt ist auch nicht gerade gut für die Patienten! Ihr seid die einzigen, die nicht protestieren um das zu ändern !
Sie hat gesagt : Ist doch mein Beruf! Hab ich mir doch ausgesucht !
Später, nach der Krankenhauszeit, haben sich die Ärzte niedergelassen, Kredite aufgenommen für die Praxis, Familie gegründet, und waren drin in der Mühle. Mußten Geld verdienen. Viel Geld. Hat dann gedauert, bis sie wieder im Gleichgewicht waren.
Besagte Freundin ist als Allgemeinmedizinerin auf Homöopathie umgestiegen. Kein Kredit für die Praxis, das war unnötig. Stabile finanzielle Verhältnisse durch Praxis im eigenen Haus. Kein Stress, Problemfälle gingen an die Fachärzte und in die Krankenhäuser.
Die Krankenhausärzte sind im Stress geblieben. Tatsächlich, ich kenne einen Hallodri, dem wir`s nie zugetraut hätten. Er ist Medizinprofessor geworden, und zwar ein guter. Andere sind, wie Du beschreibst, dabei draufgegangen. Ein Freund ist in der Onkologie gelandet und hat selbst einen Psychoknacks bekommen. Nein, er hat nicht die Patienten umgebracht. Er mußte aufhören, seinen Traumberuf an den Nagel hängen.
Den Komplementärmedizinern geht es gut - im allgemeinen. Sie mußten keine Tag- und Nachtdienste schieben, sich nicht bis über die Ohren verschulden um eine Praxis aufzumachen, sie haben bei der Berufsausübung keinen Stress, s. o..
Du hast also nicht so unrecht, Blaubär. Trotzdem gibt es hervorragende Weißkittel. Nur um für etwas Verständnis zu werben. Ich differenziere im eigenen Interesse. Aber ich werde den Berufsstand sicher nicht beschimpfen.