und wodurch haben sich unsere Lebensumstände schließlich dermaßen geändert, wenn nicht durch den Fortschritt der Natur - und der Sozialwissenschaften?
Was Du da beschreibst, kommt vielleicht dem mittelalterlichen Gefängnis oder Armenhaus gleich. Nehmen wir an, Du sprichst von Deutschland. Dort kam das Trinkwasser aus Brunnen oder Quellen. Da das Grundwasser noch nicht mit Giften kontaminiert war, kann man das als einen Pluspunkt gegenüber der heutigen Wasserversorgung verbuchen. Das, was unser heutiger Nachbar übrigens zur Toilettenspülung nimmt, kommt aus der gleichen Wasserleitung und vom gleichen Versorger wie unser Trinkwasser.
Bis in unsere Neuzeit hinein war bei den Familien ein Zimmer, meist die Küche, Lebensmittelpunkt und wurde per Ofen geheizt. Nachts schlief man unter den dicken Federbetten in den kalten Schlafzimmern, oder auch, beim Bauern, über den Kuhställen. Schimmel war aufgrund der Baumaterialien nicht das Problem, das er heute darstellt in unseren abgeschotteten, rundum isolierten Alt-Neubauten.
Brot war lange den Wohlhabenden vorbehalten, so überhaupt vorhanden - es gab eher Getreidebrei. Dazu Bauernobst - gemüse und Feldfrüchte. Wo es möglich war, wurde gesammelt. Beeren, Pilze, Kräuter. Wissen darüber war vorhanden und wurde praktiziert von weisen Frauen - Medizinfrauen, die irgendwann, auch bis in unsere Neuzeit hinein, geächtet, als Hexen verschrien und schließlich auf Scheiterhaufen verbrannt wurden durch eine bigotte Kirche. Sehr viel wertvolles Wissen ging dadurch und mit ihnen verloren. Als die Männer die "Medizin" schließlich übernahmen - die übrigens in Persien und Arabien bereits weit fortgeschritten war, begann bei uns das Zeitalter der Wunderheiler, die am Straßenrand ihre omnipotente Tinktur verkauften. Gleichzeitig waren sie die Barbiere und die Zahnärzte, die schmerzende Zähne beseitigten. Und es wurde zur Ader gelassen, und das nicht nur im Mittelalter.
Viele Menschen hatten ein arbeits- und entbehrungsreiches Leben. Immer gab es Armut, bis in die Neuzeit hinein, so dass oft genug Ärzte resignierten, wenn sie zu einem Kranken gerufen wurden, bei dem die mangelhafte Ernährung ursächlich war für seinen Zustand. Da brauchte man dann auch nicht mehr auf die Nebenwirkungen von Medikamenten zu warten, sie verstarben dann halt an den Mangelerscheinungen oder ganz normalen Infektionen. Antibiotika sind im übrigen eine Errungenschaft der Neuzeit. Im Mittelalter gab es sie noch nicht.
|