Nicht nur Vivacon hat sich reich gerechnet, sondern so gut wie alle Immo AGs haben das getan. Man hat Wohnungen gekauft und sie später einfach über einen Sachverständigen höher bewerten lassen. Eine wunderschöne Geldvermehrung auf dem Papier. Das hat aber jahrelang funktioniert. So einfach wie sich das anhört, so einfach war das auch in der Praxis. Wirklich Geld hat doch keine Immo AG - bis auf Euroshop - in den letzten Jahren verdient und die Gewinne werden auch in der Zukunft sehr klein bleiben. Da werden auch die niedrigen Zinsen nicht helfen, denn bei den Immo AGs kommen diese niedrige Zinsen einfach nicht an, weil die Banken mittlerweile einen hohen Risikoaufschlag verlangen. Bestes Beispiel dafür ist Patrizia.
Um es kurz zu machen, nicht nur Vivacon hat ihre Bilanz durch Höherbewertung von Immobilien komplett aufpoliert, andere Branchenkollegen haben dasselbe getan. Sowas kann man als Renditewahnsinn oder Herdentrieb bezeichnen.
Ich bin auch der Meinung, dass man Vivacon durchaus auf eine Watchliste setzen kann, aber es muss schon jedem klar sein, dass selbst wenn die Insolvenz noch abgewendet werden kann, Vivacon sehr angeschlagen aus der Krise kommen wird. Nimmt man die Analyse von Sal. Oppenheim, dann wird Vivacon in 2008 und 2009 zusammen rd. 200 Mio. € Verluste schreiben. Man muss sich das mal wirklich auf der Zunge zergehen lassen, ein solch kleines Unternehmen generiert in zwei Jahren 200 Mio. € Verluste. Das ist fast schon unglaublich. Deshalb kann wohl keiner, nicht die Herren im oberen Management von Vivacon, aber auch nicht irgendwelche Analysten, wirklich einschätzen wieviel das Unternehmen Vivacon letztendlich wert ist. Das sollte man immer bedenken, wenn man sich dazu entschließen sollte Vivacon-Aktien zukaufen. Dabei ist auch wenig hilfreich die alten Kurse von Vivacon sich anzuschauen, denn Vivacon ist nach der Krise eigentlich eine ganz andere Immo AG wie vorher. Zumal durchaus, wenn die Insolvenz abgewendet werden kann, eine kräftige Kapitalerhöhung ins Haus stehen könnte. Das wird dann die alten Aktien noch zusätzlich verwässern.
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