Wieder einmal erreichten uns pünktlich zum Jahreswechsel Neujahrsgrüsse aus China. Heuer galten sie den US-Anleihen. Diese frohe Botschaft aus dem Fernen Osten verwirrte das ohnehin schon konfuse Finanzkapital nur noch ein Stück mehr. Sogar das so selbstbewusste Krypto-Experiment erhielt ein Überraschungspaket aus dem asiatischen Raum. Der Absender kam in diesem Fall aus Südkorea. Charttechnik: Silber: Silber begnügte sich diese Woche mit einer Seitwärtsbewegung knapp oberhalb der EMA 200. Falls es vorgehabt haben sollte, eine abwärtsgerichtete Korrektur anzutreten, so dürften die Chinesen es vorerst einmal davon abgehalten haben. Alleine das "bearish-harami-cross" in der Vorwoche hätte schon genügt, Silber in den Süden zu schicken, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: gab es letztes Mal im Wochenchart noch kein Umkehrsignal, so kann dieses Mal eines gefunden werden: ganz sauber ist es nicht, aber es könnte als "hanging-man" durchaus interpretiert werden. Somit wäre es wenig verwunderlich, wenn Silber kommende Woche China bereits wieder vergessen haben und zur südlich gerichteten Korrektur ansetzen sollte. Oszillator-technisch kommt aus dem Wochenchart noch kein Verkaufssignal, bloss das schon erwähnte Kerzensignal, das allerdings erst noch mit kommendem Freitag bestätigt werden muss, was Silber allerdings nicht davon abhalten wird, mit einer Korrektur am Montag bereits zu beginnen, so es das vorhat. Indikatoren und Oszillatoren im Tageschart liefern jedenfalls noch kein Verkaufssignal. Bleibt Silber im Tageschart kommende Woche oberhalb der 12/2017-Aufwärtstrendlinie (grün), könnte danach ein Ausbruch nach oben erfolgen oder eben auch schon in den nächsten Tagen. Gold: Gold quittierte den asiatischen Gruss mit einem up-gap. Es stellte einen neuen Aussenstab in das Chartbild, der das 4 Monate alte Kim-Jong-Un-Nordkorea-Fenster eliminiert. Also alles wieder fit zwischen Kim und Donald? Oder wurde auch hier dem geneigten Publikum ohnehin nur ein Scheingefecht präsentiert? Zurück zum Gold: Die Freitagskerze zeigt an, welche Aufwärtsdynamik immer noch im Gold drinnen steckt. Nach der zuvor zurückgelegten längsten Rallye seit 2011 hätte sich der eine oder andere wohl eher eine Korrektur erwartet. Auch hier gilt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Auch Gold sollte es vergönnt sein, ein wenig die Luft rauszulassen und nicht einen auf Krypto zu machen. In einem Umfeld allerdings wie es sich zurzeit präsentiert, ist es durchaus nicht auszuschliessen, dass Gold auf die Korrektur erstmal pfeift und lieber seitwärts driftet oder gar nochmal zum Sprint ansetzt. Gibt es dafür charttechnische Signale? Der Wochenchart liefert uns eine sehr bullische Kerze. Gold steht hier kurz davor, einen leicht abwärts geneigten Keil nach oben zu verlassen. Das Momentum ist hier leicht positiv und es ist überkauft, aber Verkaufssignal: nö. Der Tageschart ist auch sehr bullisch. Die 12/2017-Aufwärtstrendlinie ist unverletzt. Die Freitagskerze sehr bullish. Das Momentum ist immer noch sehr hoch, überkauft ist es sowieso, aber der SSTOC steht kurz davor, ein Kaufsignal zu generieren. Die FIBO-Retracements habe ich vorerst einmal rausgenommen aufgrund eines fehlenden Umkehrsignals. Ich habe sie ersetzt durch die FIBO-Extensions. Diese zeigen als nächsten Anlaufpunkt knapp USD 1.400 an. Zu überwinden sind dabei ein Tages-Widerstandsfenster sowie ein Wochenwiderstand auf ungefähr selber Höhe (ca. USD 1.345). Greift das oben angesprochene Kaufsignal, sollte das keine grosse Hürde sein. Die wertmässig schwache Korrektur der Dezember-Aufwärtsbewegung (nämlich Seitwärtskorrektur) zeigt an, dass hier noch mächtig Dampf drinnen ist. Kann dieses FIBO-Ziel erreicht und gehalten werden bis Ende Jänner 2018, dann wäre auch der Monatswiderstand bei ca. USD 1.375 Vergangenheit. So nebenbei befände sich Gold ab USD 1.358 in einem neuen, ganz jungen Aufwärtstrend. Barrick Gold: Seit das ausser der Norm hohe Kapital der Aktie in der Vorwoche ein kräftiges Umkehrsignal geschenkt hatte, verfiel Barrick kapitalflussmässig sofort wieder in die Lethargie und konnte sich seither dank dieser Unterstützung gerade noch knapp oberhalb derselben halten. Das ergab bis Donnerstag bereits 7 rote (schmächtige) Kerzen in Folge. Von diesen Stumpenkerzen kann Barrick im Wochenchart sogar 10 Stück en suite vorweisen. Das Momentum schafft es auf dieser Zeitebene bereits seit 3 Monaten nicht, in den positiven Bereich zurückzugelangen, und jetzt ist auch noch der SSTOC-Oszillator fast schon am oberen Anschlag angekommen, während der MACD eher verschmiert daherkommt, sprich: ein kräftiges Kaufsignal sieht anders aus. Interessanterweise ist Barrick im Tageschart momentum-mässig seit 1 Monat im positiven Bereich. Der SSTOC steht kurz vor der Zündung eines Kaufsignals und der MACD liefert hier ein verschmiertes Signal. Das bullishste aber war die Freitagskerze. Eine hochvolumige Kerze (so wie vor kurzem die pan-bottom-Abschlusskerzen) zeigt eine ordentliche Stärke an. Sie kam, nachdem Barrick das Umkehrsignal bilderbuchmässig schwachvolumig getestet hatte. Wird das Kaufsignal gezündet und überschreitet Barrick USD 15,27 per Schlusskurs, dann gibt es auch hier einen jungen, neuen Aufwärtstrend. Auch hier zeigt die vorangegangene mässige Korrektur an, dass ordentlich Power hinter der Aufwärtsbewegung drinnen steckt. Deshalb die FIBO-Retracements erstmal raus und stattdessen schon mal FIBO-Extension und -Projektion rein, um möglich Kursziele angezeigt zu bekommen. Können die beiden Tageswiderstände sowie die EMA 200 überwunden werden, dann werden wohl die (gelben) FIBO-Retracements angelaufen (erste Anlaufstelle ungefähr USD 16,47). Fazit: Die chinesische Neujahrsrakete könnte dieses Jahr wieder einmal heftigen Schub für die Edelmetalle auslösen, jedenfalls hat sie einige Unruhe gestiftet in einem ohnehin schon sehr nervösen Umfeld, in dem wohl nicht mehr wirklich alle wissen, was nun Schein oder Sein ist. So verletzlich durfte sich der USD keinesfalls präsentieren, und es musste tags darauf sofort gezeigt werden, dass man alles im Griff habe, selbst wenn der Chinese dem Amerikaner klarmacht, dass bestehende Macht- und Dominanzverhältnisse nicht in Stein gemeisselt sind. Gelungen ist es auf Wochenbasis allerdings überhaupt nicht. Hier gibt es im USD/JPY eine bärishe belt-hold-Kerze, die noch dazu nur aufgrund einer Aufwärtstrendlinie gestoppt wurde. Dem USD geht es alles andere als gut. Der HUI könnte beim SSTOC auch kurz vor einem Kaufsignal stehen. Die Juniors als Honiganzeiger geben sich teilweise ausgesprochen bullish. Dennoch: in diesen Zeiten, in denen mit Worten und Zahlen dermassen herumjongliert wird, dass man sich kaum noch auskennt, ob es Ehrenbezeugungen oder doch nur Potemkinsche Dörfer sind, werden die Finanzmärkte immer mehr zu Zockerbuden, in denen wohl keiner mehr dem anderen so richtig über den Weg traut, man die "Reise nach Jerusalem" spielt (wobei hier nicht das derzeitige Jonglieren mit der Hauptstadt Israels gemeint ist), und wo jeder danach trachtet, möglichst nahe entlang der Stühle herumzuschleichen, solange noch die Musik ertönt. Wehe, wenn sie stoppt! Das Problem bei dieser Spielvariante allerdings ist nur, dass es nicht um nur 1 Stuhl zuwenig handelt, sondern dass es um (x-1) Personen zu wenig Sitzgelegenheiten gibt. Aber zum Glück stehen ja ein wenig abseits die Stühle der Edelmetalle. Der eine oder andere wird schon noch einen solchen ergattern … Für kommende Woche darf man jedenfalls bei den Edelmetallen und den Minen sehr optimistische Erwartungen haben, was zumindest das Chartbild betrifft. So schön, wie es momentan ausgeprägt ist, sahen wir es schon lange nicht mehr.
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