teilweise schwere Kost...
Ca. 60% der Unternehmen geben an, dass sie Aktivitäten aufgrund des schwachen Euros (und lifeguard hat vollkommen Recht: es ist eine Schwäche des Euro und keine Frankenstärke im eigentlichen Sinne. Die Auswirkungen werden damit für schweizer Firmen abgemildert, aber nicht aufgehoben, immerhin geht ein großer Teil des Exports in den Euroraum) setzten wollen. Das ist die Mehrheit aller Firmen und kann und sollte auch nicht im Sinne der schweizer Wirtschaft einfach ignoriert werden - ich denke sehr wohl, dass auch der Bankenbereich und die Versicherungsindustrie leiden werden, so sie nicht stark international aufgestellt sind, sondern einen engen Schweiz-Bezug haben. Bei 60% kann es auch nicht nur der Maschinenbau oder die Tourismusindustrie sein (das würde Bände über die schweizer Wirtschaft aussagen), wobei es letztere besonders stark treffen wird (oder eh schon eine Weile darunter leidet). Es wurden nicht umsonst für die meisten Unternehmen in den letzten Wochen die Kursziele gesenkt - wobei man kritisch hinterfragen kann/sollte, was solche Kursvorhersagen überhaupt wert sind - aber das ist ein vollkommen anderes Thema :o)
In Abrede zu stellen, dass insbesondere der Maschinenbausektor stark betroffen ist, würde gleichzusetzen sein, dass die Firmenvorstände bewusst gelogen haben - denn gerade mit Verweis auf die Auswirkungen auf das laufende Geschäft wurden ja in großen Firmen des Maschinenbaus bedeutende Einschnitte bei den Arbeitnehmern vorgenommen. Was stimmt also: dass die Firmen unter dem Wechselkurs leiden und deswegen Einschnitte helfen sollten oder dass die Firmen nicht darunter leiden und deswegen die Einschnitte nur ein zusätzliches Körberlgeld für die Aktionäre ergeben?
Lifeguard, du hast auch Recht, dass vor allem Firmen wie Nestle, Roche oder Novartis weniger stark von der Entwicklung betroffen dein dürften, weil sie auch beträchtlich außerhalb der Schweiz produzieren, forschen und entwickeln. Die logische Konsequenz bei länger andauernder Euroschwäche ist eine aber wohl, dass die Firmen ihre Aktivitäten im Euroraum weiter stärken (ist ja nur ein Rübershiften der Arbeitsplätze, oftmals nicht einmal über große Entfernungen), zu Lasten der Firmenanteile in der Schweiz. Das wäre zumindest unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten die richtige Entscheidung - was nicht bedeuten muss, dass sie auch durchgeführt werden, weil die Wirtschaft eben nicht nur nach ausschließlich wirtschaftlichen Kriterien agiert. Vieles wird davon abhängen, wie lange die Euroschwäche andauern wird.
Zur Aussage des Kampfes gegen einen vermeintlichen Sozialismus sag ich nichts - das ist kein Argument sondern nur fundamentalistisches Betondenken, welches in keinster Weise weiterbringt. Ebenso werde ich sicher nicht über irgendwelche Folgerungen aus Calvin reden - auf den direkt folgenden Sozialdarwinismus kann die Welt leicht verzichten - das gehört hier nicht her und würde eh nur zu heftigen Streitgesprächen führen, die nichts mehr mit dem Thema Franken-Euro-Schweiz-Europa zu tun haben.
Offenbar ist sowohl die SNB als auch die schweizer Politik daran interessiert, den Franken gegenüber dem Euro zu schwächen. Ob das gelingen wird, ist ja einer der spannendsten Punkte, die hier im Forum diskutiert werde, ebenso wie die Frage, ob man überhaupt eingreifen sollte. Vielleicht gibt es ja hierzu fundierte Analysen, Einschätzungen oder Denkanstöße?
Viele Grüße
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