Das klingt in der Theorie ja sehr schön, aber praktisch ist es so, dass ich gerne mit jemandem ein ernstes Wort reden will, wenn er mir Mist verkauft:
"Beispiel, Jemand entwickelt ein Open-Source-Auto. Ein zweiter Hersteller nutzt nun die bereits vorhandenen Erkenntnisse und braucht nun nur noch die Neuentwicklungen finanzieren. Während man bei Closed Source den Motor 30mal von vorn bis hinten neu entwickelt, braucht es dies bei Open-Source nur ein mal."
Wenn der Motor kaputt geht, hilft es mir nicht, wenn jeder Entwickler nur auf das von ihm entwickelte Teil zeigt und sagt, dass dieses doch fehlerfrei sei? Zudem besteht bei Open Source das Problem, dass für interessante Teile des Motors (z.B. Motorsteuerung, Design des Autos) dann schnell etliche Forks entstehen, aber um wichtige aber langweilige Teile (ggfs. Bremsen) sich mitunter zu wenige kümmern.
In der Praxis erhält man dann nicht ein Auto mit sehr gutem Motor, sondern 50 Autos mit 300 Motoren, verschiedenem Design und ähnlichen Eigenschaften - aber das Auto kann in keiner Werkstatt gewartet werden, weil niemand 300 Motoren kennt, noch Ersatzteile dafür hat.
Ich mag den Open Source Gedanken sehr, aber man sieht an Linux als Desktopsystem sehr gut, was die Probleme sind: etliche konkurrierende Systeme in diversen Varianten, Ausstattungen und Merkmalen, die zwar ähnlich sind, aber eben auch so verschieden, dass sie normale Anwender abschrecken. Wie neulich jemand in den Kommentaren bei Heise schrieb: solange bei Linux Desktop Systemen auch nur ein Mal die Konsole benötigt wird, hat Linux als Desktop bei Normalanwendern dauerhaft keine Chance.
Hätte sich die Linux Gemeinschaft auf ein oder zwei Desktop Versionen konzentriert, sie hätten Windows ernste Schwierigkeiten bereiten können. So köcheln viele Köche gleichzeitig an sehr vielen Suppen, und am Ende kommt stets etwas heraus, das den einzelnen Köchen schmeckt, aber nicht den Gästen.
Anstatt sich zu konsolidieren, kommt als Lösung dann stets: Suppe ist Mist, lass uns die Suppe 'forken'. ;-)
Microsoft war schlau, die wussten, wie die Briten: divide and conquer. Solange die Linux Gilde sich selber auf's Neue teilt, konnte sich Microsoft auf das 'conquer' konzentrieren.
Ohne Linus Torwald wäre sogar das Kernstück von Linux ein Chaos. Wer braucht denn wirklich 20 verschiedene Desktop GUIs? Es ist kein Zufall, dass Android und Apple OS X als Unix Derivate eine höhere Akzeptanz besitzen - es hat eben nicht nur Nachteile, wenn eine starke Instanz steuernd eingreifen kann. Beide nutzen btw auch ihre Systeme als Ansatz für eine Standardisierung der Automobil-Media-GUIs, damit nicht mehr jeder Hersteller sein eigenes System entwickeln und pflegen muss.
Open Source allein bedeutet daher nicht zwingend bessere Systeme oder stimmige Konzepte. Dazu gehört mehr.
(Es ist doch Wahnsinn, wenn BMW, Daimler und andere für ein komplettes Navi-Media System bis zu 5.000€ (!) verlangen. Mir unerklärlich, dass ausser x-fachen Millionären noch jemand so viel Geld dafür ausgibt.)
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