investieren!
http://www.fr-online.de/wirtschaft/...-verluste,1472780,11643084.htmlDer Onlinespiele-Hersteller Zynga hat erstmals seit seinem Börsengang Quartalszahlen vorgelegt. Vor allem der Druck der Anleger zwingt Zynga zu hohen Investitionen.
Erst wenige Wochen liegt der umjubelte Börsenstart zurück. Jetzt musste Zynga erfahren, wie gnadenlos die Börse sein kann: Der Onlinespiele-Hersteller vermeldete am Dienstag Nachmittag einen Verlust von 435 Millionen Dollar für das viertel Quartal. Die Anleger reagierten
prompt: Sie schickten die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq gestern im vorbörslichen Handel um fast elf Prozent nach unten.
Zwar sind die Verluste vor allem auf Einmalausgaben zurückzuführen. So musste die Firma als Folge des Börsengangs im Dezember aktienbasierte Boni in Höhe von rund 510 Millionen Dollar an Mitarbeiter und Management auszahlen. Ohne diese Ausgaben erreichte Zynga mit 42 Millionen Dollar knapp die Gewinnzone.
Dennoch beunruhigen die Zahlen Anleger wie Analysten. Denn um langfristig genug Spieler anzuziehen, muss das Unternehmen angesichts wachsender Konkurrenz ständig in Neuentwicklungen investieren. „Je mehr Spaß, je sozialer und je zugänglicher ein Spiel ist, desto mehr Spieler werden auch zu Zahlern“, fasste es Zynga-Geschäftsführer am Dienstag zusammen.
Entwicklungsausgaben schießen nach oben
Das ist teuer: Die Entwicklungsausgaben schossen von 51,5 Millionen Dollar im Vorjahr auf nun 444,7 Millionen nach oben. Auch die Ausgaben für Marketing und Vertrieb verdreifachten sich auf 112,2 Millionen Dollar. Zynga hat zudem massiv in Personal investiert, um seine Expertise in der Spieleentwicklung zu verbessern. Inzwischen beschäftigt der Spielehersteller knapp 3000 Mitarbeiter – ein Anstieg von 92 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Mit rund 240 Millionen aktiven Spielern ist Zynga derzeit unangefochten im Geschäft der Online-Spiele. Rund 54 Millionen Nutzer inzwischen täglich. Der Hersteller hat damit so viele Spieler wie seine 20 größten Konkurrenten zusammen. Insgesamt konnte die Firma mit Spielen wie Castleville, Words with Friends und Mafia Wars 2 im vierten Quartal den Umsatz von 195,8 auf 311,2 Millionen Dollar deutlich erhöhen und die Erwartungen der Analysten übertreffen, die mit rund 301 Millionen Dollar gerechnet hatten. Für das Gesamtjahr meldete Zynga einen Umsatz von 1,14 Milliarden Dollar - 2010 waren es noch rund 597 Millionen.
Nur 2,9 Millionen Spieler zahlen
Doch bislang gelingt es Zynga nicht, den Anteil der zahlenden Kunden zu erhöhen. Nur 2,9 Millionen Zynga-Spieler sind bereit, Geld für das Angebot auszugeben, um etwa virtuelle Güter zu erwerben. Hier sehen Analysten die eigentliche Herausforderung für das Unternehmen. Sie beschäftigt vor allem die Frage, wie nachhaltig des Geschäftsmodell der jungen Firma ist. Zugleich ist Zynga bislang eng an das Sozialnetzwerk Facebook gebunden, über das der Hersteller noch immer 97 Prozent seines Umsatzes generiert. Sechs der sieben Top-Spiele auf dem Netzwerk kommen aus dem Hause Zynga.
Seit Facebook seinerseits den Börsengang für das zweite Quartal 2012 angekündigt hat, legten die Aktien des Spieleherstellers ebenso zu wie die Erwartungen der Investoren. Das Problem: Facebook behält rund 30 Prozent des Geldes ein und kann die Bedingungen fast nach Belieben diktieren.
Abhängigkeit von Facebook verringern
Zynga versucht deshalb bereits seit längerem, seine Abhängigkeit vom dem Netzwerk zu verringern. Von zwölf neu eingeführten Spielen im vergangenen Jahr waren nur vier für web-basierte Plattformen wie Facebook, während der Großteil der Titel für mobile Betriebssysteme wie Apples iOS und Googles Android programmiert ist. In der vergangenen Woche kündigte Zynga eine Lizenzvereinbarung mit dem Spielehersteller Hasbro an, der einige der Online-Spiele als Brettspiele vermarkten will.
Im Dezember war der Spielehersteller an die Börse gegangen und hatte mit 100 Millionen Aktien rund eine Milliarde Dollar erlöst. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco wurde damit mit rund neun Milliarden Dollar bewertet – es war der größte Börsengang eines US-Internetunternehmens seit Google.
Zynga gibt sich trotz des schwachen ersten Berichts optimistisch. Firmengründer Mark Pincus versprach für 2012 eine „starke Pipeline“. Der Spielehersteller rechnet für das Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 1,35 bis 1,45 Milliarden Dollar.