Sirius-Insolvenz schickt WCM-Aktien in Jahrestief
Frankfurt (vwd) - Die Sirius Beteiligungsgesellschaft GmbH hat am Freitag überraschend Insolvenz angemeldet und die Aktien ihrer Hauptgesellschafterin WCM damit in ein neues Jahrestief geschickt. WCM habe sich mit der 2. großen Anteilseignerin von Sirius, der Amsterdamer Rebon BV, und den Gläubigerbanken nicht auf ein gemeinsam getragenes Verfahren zur Veräußerung der IVG-Aktien einigen können, teilte die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz-AG am Freitag mit. Sirius hatte längst fällige Kredite in Höhe von rund 600 Mio EUR, für die die 50%-ige Beteiligung an der IVG Immobilien AG als Sicherheit diente.
WCM habe Rebon ein Angebot für deren 42%-igen Anteil an Sirius vorgelegt, sagte WCM-Vorstandsvorstizender Roland Flach. Das sei aber am Preis gescheitert. Als Mehrheitsgesellschafterin hätte WCM, die aktuell 45% an Sirius hält, sich mit den Banken auf ein Vorgehen einigen können. Erst kürzlich hatte Rebon ihre Sirius-Beteiligung über eine Kaufoption erworben - wohl mit dem Ziel, die Anteile unmittelbar wieder an WCM zu veräußern, so Beobachter. WCM hatte erwogen, gegen die Gültigkeit der Kaufoption mit Rechtsmitteln vorzugehen.
Banken war der Geduldsfaden gerissen
Rebon habe zu hoch gepokert, heißt es in Bankenkreisen. Die Privatinvestoren Clemens Vedder und Klaus-Peter Schneidewind, die sich hinter der Amsterdamer Rebon verbergen, hätten in den Verhandlungen einen extrem hohen Preis für die Sirius-Beteiligung gefordert. Den Instituten sei in Anbetracht der hohen Rebon-Forderungen der Geduldsfaden gerissen, sie haben die überfälligen Kredite von rund 600 Mio EUR mit sofortiger Wirkung eingefordert.
Die Sirius-Insolvenz hat unterdessen keinen Einfluss auf die Verwertung der Kreditsicherheiten, verlautete aus Bankenkreisen. Die IVG-Aktien, die die Institute bereits als Pfand halten, sollen weiterhin im Januar per öffentlicher Versteigerung angeboten werden. Bei einem Kurs der IVG-Aktie von rund 9,20 EUR würde der 50%-ige Sirius-Anteil knapp 534 Mio EUR erlösen. Analysten zufolge ist das Paket nur für Finanzinvestoren interessant. Ein strategischer Investor, der bereit wäre, eine Prämie zu zahlen, sei weit und breit nicht in Sicht.
WCM möglicherweise durch Restschuld belastet
Die Sirius-Insolvenz habe für WCM keine negativen Folgen, betonte Flach. Beobachter weisen allerdings darauf hin, dass eine möglicherweise verbleibende Differenz zwischen dem Erlös aus den IVG-Anteilen und der Kreditsumme auch WCM als Sirius-Gesellschafterin angelastet würde. WCM-Aktien waren am Freitagnachmittag für eine Stunde vom Handel ausgesetzt und eröffneten danach auf einem neuen Jahrestief von 0,97 EUR, der Schlusskurs lag bei 0,99 EUR. "Die Insolvenz der Tochter und der Verkauf der IVG-Aktien ist eine überaus schlechte Nachricht für WCM", sagte ein Händler. Der Einstieg eines strategische Investors sei unwahrscheinlicher geworden.
Für IVG hingegen werten Analysten die Nachricht von der Sirius-Insolvenz positiv. Zwischenzeitig gewannen die Aktien rund 7,5% auf 9,62 EUR. IVG schlossen am Freitag bei 9,17 EUR. Mit der Sirius-Insolvenz sei klar, dass die Immobiliengesellschaft zügig aus der beklemmenden Eigentümerstruktur befreit werde. Das dürfte Investoren anziehen und der IVG auch eine Kapitalerhöhung ermöglichen, über die im Markt bereits spekuliert wird. +++ Frank Noetzel vwd/21.11.2003/fnö/bb
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