Frankfurt (BoerseGo.de) - Die deutschen Autohersteller strotzen derzeit vor Kraft und Zuversicht, so erfolgreich war das erste Halbjahr 2011. BMW verkaufte in diesem Zeitraum 690.000 Autos, Audi rund 653.000 und Daimler 610.000. Vor allem in China und Russland brummt das Geschäft. Dank der anhaltend kräftigen Nachfrage aus diesen Ländern gehen die Konzerne weiter von einem forschen Geschäftsgang aus. Ein Autobauer nach dem anderen schraubt seine Absatzprognose nach oben.
Audi-Chef Rupert Stadler beispielsweise kündigte am Dienstag zum Auftakt der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt ein neues Rekordjahr an. Im August lieferte die VW-Tochter weltweit 94.100 Autos aus, 17 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der Konzern gehe nun davon aus, in diesem Jahr 1,3 Millionen Autos zu verkaufen, so Stadler. Zuletzt hatten die Ingolstädter einen Absatz von 1,2 Millionen Wagen in Aussicht gestellt. "Es wird so sein, dass wir in diesem Jahr Mercedes überholen", wie der Audi-Chef betont. 300.000 Wagen sollen allein in China abgesetzt werden.
Der größte Premiumautobauer BMW peilt in diesem Jahr den Verkauf von rund 1,6 Millionen Autos an. Ebenfalls ein Rekordwert. Im Ausblick auf 2012 zeigen sich die Bayern vorsichtig optimistisch, erwarten aber trotz möglicher Probleme einen weiteren Absatzanstieg, wie Vertriebschef Ian Robertson der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag sagte.
Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht trotz der aktuellen Unsicherheiten für die Konjunktur weitere Wachstumschancen für die Autoindustrie. "Für das nächste Jahr sehe ich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein gedämpftes Wachstum als eine Rezession", sagte Zetsche. Bislang seien keine Auswirkungen der Turbulenzen an den Finanzmärkten auf den Auftragseingang bei Daimler erkennbar. Für 2011 bekräftigte der Daimler-Boss das Verkaufsziel von 1,35 Millionen Fahrzeugen für die Marke Mercedes-Benz Cars.
Porsche-Chef Matthias Müller hat nach eigenen Angaben ebenfalls bisher keine Anzeichen für einen Abschwung in der Autobranche entdeckt. "Sollte die Konjunktur so bleiben wie derzeit, haben wir 2012 das Ziel, mehr Autos als 2011 zu verkaufen“, sagte er zu Reuters. Nur VW-Konzernchef Martin Winterkorn mahnt zunehmend zur Vorsicht. "Als Realisten wissen wir: Die kommenden Monate werden kein Selbstläufer", sagte er am Montagabend in Frankfurt. Im kommenden Jahr dürften die Zuwächse nach Einschätzung des VW-Chefs moderater ausfallen. Bisher lief es aber auch bei VW prächtig. Nach zwei Dritteln des Jahres präsentiert der Konzern erneut Rekordzahlen. Seit Jahresbeginn wurden rund 5,4 Millionen Autos ausgeliefert, ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zu den ersten acht Monaten 2010. Das Unternehmen will 2011 erstmals acht Millionen Autos an die Kundschaft bringen.
Es mehren sich aber die Zeichen, dass der zur Schau gestellte Erfolg der deutschen Hersteller nicht mehr lange anhält. "Das Jahr 2012 wird zum Jahr der Stagnation im Weltautogeschäft", sagte etwa Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Als Gründe nennt er die labilen Finanzmärkte, die massive Verschuldung der öffentlichen Haushalte und ein nachlassendes Wirtschaftswachstum.
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