Karstadt-Chef Lothar Schmidt zieht positive Bilanz
Die Gießener Karstadt-Filiale hat im vergangenen Jahr ihr Betriebsergebnis im Vergleich zu 2007 »deutlich verbessert« anders als die meisten anderen . Am Warenhäuser der Konzernmutter »Arcandor« . Kein Wunder, dass Geschäftsführer Lothar Schmidt nach seinem ersten vollen Jahrim AZ-Gespräch eine positive Bilanz zieht. Freut sich über positive Entwicklung des Gießener Warenhauses: Karstadt-Geschäftsführer Lothar Schmidt. Nein, eine große Umstellung war der Wechsel in die Gießener Karstadt-Filiale im Sommer 2007 für ihn nicht. Schließlich kommt Lothar Schmidt aus Siegen und wohnt direkt an der hessischen Grenze. Und zwischen den Warenhäusern in Gießen und Siegen gab es schon immer enge Geschäftsbeziehungen, erinnert sich der 48-Jährige im AZ-Gespräch an seine fünf Jahre als Chef der Siegener Filiale. Vielleicht ist es auch der Tatsache der raschen Eingewöhnung des neuen Geschäftsführers zu verdanken, dass die Gießener Filiale im vergangenen Jahr ihr Betriebsergebnis im Vergleich zu 2007 »deutlich verbessert« hat. Am Warenhaus im Seltersweg kann es also nicht gelegen haben, dass Konzernmutter »Arcandor« bei ihrer Bilanz zum Jahresende über »herbe Einbußen bei der Warenhaustochter Karstadt« geklagt hat.
Dass Karstadt in Gießen sich unter den Top Ten des Gesamtkonzerns hält und dabei in Sachen Umsatz und Gewinn so manche Großstadt-Filiale auf die Plätze verweist, hat seit Jahren Tradition. Und dass man im Haus am Selterstor besonders viel Wert auf Qualität legt, unterstreichen die internen Untersuchungen, die der Filiale ein prima Zeugnis ausstellen: In puncto Beratungsqualität, Fachkompetenz, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hat sich das Personal in Gießen einen bundesweiten Spitzenplatz erobert. Darauf ist Schmidt stolz - auch deshalb, weil sich das Ergebnis mit der Philosophie eines Mannes deckt, der nach eigenen Worten »mit Leib und Seele Kaufmann« ist. Die Definition dessen, was einen guten Kaufmann ausmacht, liefert er gleich mit: »Man muss drei Dinge leidenschaftlich wertschätzen: Die Mitarbeiter, die Kunden und die Ware.« Dieses Erfolgsrezept beherzigt er nun schon seit 34 Jahren. Mit 15 begann Schmidt eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Hertie in Siegen, Gießen ist der 20. Einsatzort des Kaufmanns, der seit 21 Jahren die Position des Geschäftsführers bekleidet. Dass er seinen Beruf »von der Pike auf« gelernt hat, merkt man dem Karstadt-Chef nach wie vor an. »Ich bin einen Großteil meiner Arbeitszeit im Verkauf unterwegs«, bekennt sich Schmidt dazu, ein Mann der Praxis zu sein. Wo können wir uns verbessern? Geben wir den Kunden genug Orientierung? Solche Fragen müsse man sich im Handel täglich stellen - und entsprechend handeln, um in der Erfolgsspur zu bleiben. Bisher sind diese Fragen in Gießen offenbar weitgehend richtig beantwortet worden, denn Karstadt hat seine Position als Flaggschiff in den vergangenen Jahren stets behauptet. Das ist nicht nur wichtig für das Betriebsergebnis, sondern für den Handel insgesamt. »Ein prosperierender Seltersweg ist gut für die Innenstadt«, weiß Schmidt um die Sogwirkung, die die 1a-Lage der City auf Kunden ausübt. Gießen lebe von seiner hohen Handelszentralität, umreißt er das Einzugsgebiet, das vom direkten Umland über Wetterau, Vogelsberg, die Kreise Marburg-Biedenkopf und Lahn-Dill bis an die Grenze Nordrhein-Westfalens reiche. Dass die Gießener Innenstadt im Wettbewerb gut positioniert ist, sei auch den vier BIDs zu verdanken, die einen wichtigen Beitrag auf den Feldern Sicherheit, Sauberkeit und Verbesserung der Aufenthaltsqualität geleistet hätten. Auch der Appell, bei der Vermietung leerstehender Objekte auf die Wertigkeit des Besatzes zu achten, sei offenbar angekommen. »Es hilft dem Handel nicht weiter, wenn Hauseigentümer ihre Flächen um jeden Preis an den nächstbesten vermieten.«
Zur innerstädtischen Qualitätssicherung will Karstadt selbst ebenfalls mit einer Reihe von Maßnahmen beitragen. So sollen der Eröffnung eines Panasonic-Shops und der Lindt-Chocolaterie im vergangenen Jahr weitere Neuerungen folgen. Vor allem im Fashion-Bereich werde es weitere Shops geben, so Schmidt, der zudem den Einbau einer Showküche in der Haushaltswarenabteilung mit entsprechenden »Showcooking«-Veranstaltungen ankündigt. Zu den Zukunftsaufgaben gehöre es ferner, eine längerfristige Nutzungsmöglichkeit für die Freifläche an der Westanlage zu finden. Der Geschäftsführer kann sich zudem vorstellen, stärker mit caritativen Vereinen und Verbänden zusammenzuarbeiten und diesen eine Plattform zu bieten.
Gerade in krisenhaften Zeiten gelte es, »alles dranzusetzen, die Attraktivität des Einzelhandelsstandorts sicherzustellen«, ging der Geschäftsführer auch auf die derzeit wirtschaftlich unsichere Phase ein. »Für gute Kaufleute ist es selbstverständlich, regelmäßig ihre Kostenblöcke auf Einsparpotenzial hin zu überprüfen.« Das werde auch bei Karstadt getan, Pläne zur Personalreduzierung gebe es allerdings nicht. In der Gießener Filiale sind 600 Mitarbeiter beschäftigt, davon 420 im Warenhausbereich.
Zu den Zielen Schmidts gehört es, die auf hohem Niveau angesiedelte Kundenzufriedenheit weiter zu steigern und trotz schwieriger Zeiten »vernünftige Ergebnisse« zu produzieren. Dass so etwas nicht im Alleingang funktioniert, weiß der Geschäftsführer und fügt hinzu: »Die Urbanität einer Stadt wird durch die Vielzahl ihrer Betriebe ausgemacht.«
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