Drei Fragen:
- wo liegen die Interessen des westlichen Bündnisses?
- erwartet der “Westen” von der Ukraine weiter militärischen Widerstand?
- was ist der “Westen” bereit, dafür zu geben?
Um mit der letzten Frage anzufangen: Für Tallin, Riga und Vilnius: alles; von Berlin hingegen: nichts. Damit hätte sich die zweite Frage (für Berlin) schon erledigt. Zur ersten Frage:
=> Es wird noch eine Weile dauern, bis (Dr. Ex.) Bürgermeisterin Franziska Giffey ihre Stadt freudestrahlend an einen russischen Kommandanten übergeben kann. Man hat damit in Berlin schon Erfahrung (wäre das 3. Mal, man staune...) , weiß also, sich angemessen vorzubereiten. Es ist jedoch nicht mit ungeteilter Zustimmung der Alliierten zu rechnen.
=> Solange man Olaf Scholz weiter gewähren lässt, ist er der wichtigste Mann in Putins Stab. Es ist ihm egal, ob die ukrain. Armee in der russischen Feuerwalze verglüht. Wer Heuchelei nicht mag, wird seine Reden unerträglich finden.
=>Putin hat seine eigene strategische Position (Marine) am Schwarzen Meer zerstört und eine neue offene Flanke , seine “Landbrücke”, geschaffen. Das ist aber nicht einmal die wichtigste Baustelle für ihn, sondern die Situation im Norden. Der NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands ist für ihn eine schwere strategische Niederlage, wenn diese nicht kompensiert wird. Und das schafft neue Handlungszwänge.
=>Der Ukraine-Krieg ist “nur” ein Auftaktkrieg für einen Fortsetzungskrieg im Norden. Wo? Im/Am Ostseeraum. Solange Olaf Scholz durchhält, hat Putin im Norden freie Hand. Aber die Baltenstaaten möchten natürlich, dass die strategische Karte endlich gezogen wird, d.h. die Ukraine gegen Russland offensiv werden kann, ebenso wollen das Schweden und Finnen. Das ist ein Interessenkonflikt in der NATO wie man ihn bisher nicht gesehen hat, denn Berlin hat andere Vorstellungen, s.o.
=>Schweden hat 300 Jahre (!!) Neutralität binnen weniger Tage aufgegeben und sich in engster Weise mit Finnland dafür abgestimmt. Das Problem der Politiker in S. und F. ist nicht, dass sie nun (oder bald) “geschützt” sind. Sondern, dass sie sich rechtfertigen müssten, wenn S. bzw. F. trotz eines NATO-Beitritts angegriffen werden. Das zeigt, wie groß man die Bedrohung einschätzt.
=>Um die Ukraine angemessen zu unterstützen – und genau hier liegt das “faire Angebot” , hätte die Rüstungsindustrie längst hochgefahren werden müssen. Mit der Lieferung von Altmetall (und von DTL kam bisher sowieso fast nichts) geht es nicht. Wenn aber der Westen hochfährt (vllt will Scholz ja nicht mehr weitermachen) – dann wäre das Waffenstillstandsangebot Putins sofort auf dem Tisch. Man würde die Front einfrieren und ein Moratorium bei Waffen vereinbaren. Das wäre dann auch ein faires Ergebnis für die Ukraine. Wie Putin den Vorschlag einleiten würde? Ein Zitat aus dem Forum:
Ist es nicht die Frage wert, ob es der klügste Weg ist, den Ukrainern immer mehr Waffen zukommen zu lassen? Ist es zu viel verlangt, mehr Fragen zu stellen und darüber zu diskutieren, auf welche Weise die Gefahr eines nuklearen Konflikts am ehesten verringert werden kann?..." (Kicky, #188)
Bei der Mützenich-SPD würde man Purzelbäume schlagen vor Begeisterung. Endlich ein wahrhaftig europäischer Vorschlag, geprägt von tiefstem Humanismus !
Paradoxerweise würde dadurch die Bedrohung im Norden weiter steigen. Auf die muss sich das westliche Bündnis, so gut es eben geht, vorbereiten. Da ist noch nichts ernsthaftes erfolgt und auch dabei hat “unsere” Bundesregierung ihren Anteil. Zumal dann die gleichen Reden wieder kommen würden : “Es darf keinen Atomkrieg geben und es muss für Russland gerecht sein”.
Und die USA? Auch die 40 Mia. $ für die Ukraine reißen es nicht raus. Müssen eben die Europäer zusehen, wie sie sich mit Putin sortieren. Widerstand braucht
Wille und da spielt der Mann in Berlin eine ganz besondere Rolle.
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Alea iacta est