konom: Industrieländer droht Insolvenz, falls keine Maßnahmen erfolgen von Christoph Huber Freitag 08.01.2010, 09:56 Uhr
Berlin (BoerseGo.de) - Der Deutsche Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer hat gegenüber dem “Handelsblatt” wachsende Sorgen über die Sicherheit von Staatsanleihen bekundet. Die Krisenfälle Griechenland und Dubai seien nur der Anfang. Von den großen Volkswirtschaften seien vor allem Japan und Großbritannien von Problemen bedroht. In Japan betrage die Staatsverschuldung mittlerweile 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Weiters sehe sich das Land mit Deflation und Überalterung konfrontiert. Es stelle sich zu Japan die Frage, wer der älteren Generation die zu 90 Prozent im Inlandsbesitz befindlichen Rentenpapiere abkaufen soll. Für Großbritannien gebe es Risiken durch die Exponierung des Landes in den Finanz-und Immobiliensektor, wo die Finanzkrise ihren Ursprung fand. Zudem stecke Großbritannien als einziges G20-Land noch immer in der Rezession. Das Risiko einer unmittelbaren Zahlungsunfähigkeit würden vor allem Länder tragen, die keine Hoheit über die eigene Währung haben, wie etwa Griechenland oder Irland. Großbritannien drohe eine Entwertung der Staatsschuld durch Inflation.
Eine Sozialisierung der privaten Schulden habe im Rahmen der aktuellen Krise anders als in den 30er-Jahren eine Depression abgewendet. Die in 2009 eingetretene Erholung habe die Konsequenz, dass die Risiken in die Länge gezogen worden sind. In 2010 müsse die Kontrolle über Staatsschulden und Geldvermehrung zurückgewonnen werden. Mayer fordert weiters für Jahresmitte Zinsanhebungen von der amerikanischen Notenbank und der europäischen Zentralbank. Für Jahresende halte er in den USA und im Euro-Raum einen Leitzins von 1,2 Prozent sowie 2 Prozent für angemessen.
Falls die Industrieländer nicht spätestens ab 2011 ihre Haushalte konsolidieren drohe diesen über kurz oder lang die Insolvenz. Die Prognosen für die Zukunft würden langsam Gestalt annehmen. So lasse sich die finanzielle Belastung durch die Überalterung der Gesellschaft und den damit verbundenen Pensionsaufwendungen und medizinischen Kosten nicht mehr ausblenden. Diese langfristigen Probleme müssten bei den Budgeterstellungen zur Berücksichtigung gelangen. Ein mangelndes Wirtschaftswachstum dürfe nicht als Grund dienen, um die notwendige Konsolidierung aufzuschieben, führte Mayer weiter aus.
Bild vergrößern - Bitte hier klicken Candle Mountain Intraday 3 Mon Jahr [CLOSE]
|