Nervöse Spannung am ParkettDax steuert in die Weiche Vor den mit Spannung erwarteten Daten vom US-Arbeitsmarkt bleiben die Anleger am deutschen Aktienmarkt vorsichtig. Der Dax schiebt sich bei niedrigen Umsätzen innerhalb einer engen Handelsspanne von 25 Punkten durchs Plus. Infineon und die Banken sorgen für Rückenwind. Der Kessel steht unter Dampf, nur die Richtung ist noch unklar. (Foto: picture alliance / dpa) Der Dax lag am späten Vormittag 0,41 Prozent im Plus bei 6043 Punkten. Der MDax rückte um 0,89 Prozent auf 7908 Punkte vor. Der TecDax stieg um 0,57 Prozent auf 863 Zähler. "Im Moment ist nicht viel los, weil alle auf die US-Arbeitsmarktdaten warten. Aber heute Nachmittag kommt dann wahrscheinlich Bewegung in die Kurse. Je nachdem, wie die Daten ausfallen, kann es auch mal 100 Punkte nach oben oder unten gehen", sagte ein Frankfurter Aktienhändler. Für den um 14.30 Uhr (MEZ) anstehenden Arbeitsmarktbericht für Dezember rechnen Analysten einer Befragung zufolge mit einer unveränderten Stellenzahl im Vergleich zum Vormonat. Allerdings ist die Spannbreite der Schätzungen recht groß. Die Optimisten rechnen damit, dass 100.000 Jobs neu geschaffen wurden, die Pessimisten gehen davon aus, dass 80.000 Stellen abgebaut wurden. "Der Markt ist eher auf gute Zahlen eingestellt, deswegen kann es leicht eine negative Überraschung geben", sagte der Händler. Die Arbeitsmarktdaten gelten als wichtiger Indikator für den Zustand der US-Wirtschaft. Zuletzt hatte sich die US-Notenbank Fed besorgt über dessen Entwicklung gezeigt, da diese der allgemeinen Konjunkturerholung etwas hinterherhinke. Ein Großteil der Kursgewinne des Dax gingen auf das Konto der Aktien des Index-Schwergewichts Deutsche Bank. Sie kletterten um knapp vier Prozent, nachdem die Analysten von UBS die Aktien zum Kauf empfohlen hatten. Grund für die Hochstufung sei ein positiver Investorentag, bei dem ehrgeizige, aber glaubhafte Ziele für 2011 vorgestellt worden seien, schrieben sie in einer Studie. Im Schlepptau der Deutschen Bank gewannen Commerzbank zwei Prozent. Auch an anderen europäischen Börsenplätzen waren Bankenwerte gefragt. Der Branchenindex gewann 1,3 Prozent, in London legten Barclays 2,6 Prozent zu, in der Schweiz stiegen UBS um 3,4 Prozent. Händler begründeten die Kursgewinne auch mit positiven Vorgaben des Sektors in den USA. Bank of America hatten dort um gut drei Prozent zugelegt. In der Gunst der Anleger weit oben standen auch Infineon. Die Aktien des Halbleiterproduzenten verzeichneten ein Plus von 3,2 Prozent, nachdem die taiwanischen Chipunternehmen Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) und UMC, für Dezember starke Umsatzzahlen vorgelegt hatten. Das stärkere Interesse an neuen Computern, Handys und Flatscreen-Fernsehern dürfte Analysten zufolge den Chipherstellern auch im neuen Jahr höhere Verkaufszahlen bringen. Im TecDax gewannen Dialog Semiconductor rund fünf Prozent. Die Aktien von OHB setzten ihren Höhenflug fort. Bei hohen Umsätzen legten die Papiere um 16 Prozent zu. Bereits am Vortag waren die Aktien abgehoben, nachdem das Raumfahrtunternehmen einen Auftrag für das europäische Navigationssystem Galileo ergattert hatte. Gerüchte über ein angebliches Interesse des US-Konkurrenten International Flavors and Fragrances (IFF) verhalfen den Aktien des Duft- und Aromenherstellers Symrise ins Plus. Die Papiere kletterten im MDax um 1,5 Prozent auf 16,15 Euro. Es kursiere das Gerücht, IFF wolle um die 18,50 Euro je Symrise-Aktie bieten, sagte ein Händler. Andere Börsianer äußerten sich ähnlich. "An uns ist definitiv keiner herangetreten", sagte ein Symrise-Sprecher. Bereits im vergangenen Jahr hatte es ähnliche Spekulationen gegeben, denen Symrise entgegengetreten war. IFF war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Die Aktien von Praktiker ließen die Anleger dagegen auch am Freitag links liegen. Die Titel der Baumarktkette fielen im MDax zeitweise um bis zu drei Prozent auf 6,85 Euro, nachdem sie bereits am Vortag nach einem Umsatzrückgang des Unternehmens in 2009 um gut acht Prozent eingebrochen waren. Am Freitag senkten die Analysten von Morgan Stanley das Kursziel für Praktiker auf sechs Euro von 7,50 Euro und bestätigten ihr "Underweight"-Rating. "Von schlecht zu schlimmer", kommentierten die Analysten in einer Studie die Umsatzzahlen. Vor allem die Märkte in Südosteuropa dürften weiter unter Druck bleiben und auch die schwache Entwicklung hierzulande dürfte anhalten. Eine Verbesserung sei nicht in Sicht. Blick auf die Konjunkturseite Die Wirtschaftsweisen bleiben vorerst bei ihrer Prognose von 1,6 Prozent Wachstum in Deutschland in diesem Jahr. Das erklärte das Mitglied des Sachverständigenrats, Beatrice Weder di Mauro, laut Teilnehmern bei der CSU- Landesgruppenklausur in Wildbad Kreuth. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte seine Prognose für dieses Jahr kürzlich auf 2,1 Prozent Wachstum angehoben. Di Mauro dringt weiter auf einen Konsolidierungspakt in der Europäischen Union. Der neue ständige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hatte die EU- Mitgliedstaaten am Donnerstag zu einem Sanierungskurs aufgefordert. Die deutsche Industrie hat sich im November nicht so stark von ihrem Rückschlag im Vormonat erholt wie erwartet. Die Gesamtproduktion stieg auf Monatssicht preis- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 1,1 Prozent gerechnet.
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