Vor dem was ich schreibe ein Kommentar vorweg: Ich werde hier keine Panik machen und glaube auch selbst nicht, dass die überhaupt angebracht wäre!
Ich glaube nicht an Insidertips oder Abzocke!
Das FDA-ODAC-Briefing beinhaltet auf einer A4-Seite zusammengefasst 5 Kritikpunkte, die beim schnellen Lesen zunächst ein sehr faden Geschmack hinterlassen. Und diese kann man innerhalb wenige Minuten (auch als nicht native speaker) lesen. Ob man dann die Folgen absehen kann, ist etwas anderes. Das Dokument war auf jeden Fall eine Überraschung und ich vermute, dass dies die extreme Reaktion des Marktes verursacht hat.
Hier eine (hoffentlich einigermassen korrekte) Zusammenfassung des Briefing Dokumentes für all diejenigen, die daran interessiert sind und es noch nicht gelesen haben .
Punkt 1 ======= PFS definiert !comosite! endpoint - FDA hat keinerlei Erfahrung mit diesem Vorgehen - wurde klar an GPC kommuniziert - bemüht ODAC mit Bewertung
PRO: Allen Analysten die sich damit beschäftigen hätten allerding über das "keine Erfahrungen an GPC kommuniziert" bescheid wissen müssen. Hieraus sollte keine Überreaktion folgen.
KONTRA: GPC verwendet ein "un"übliches Bewertungsverfahren, bei dem sie damit rechnen sollten, dass dies in Frage gestellt wird (PFS enthält auch Aspekte der Schmerzempfindungen, Gewichtsverlust, Knochenstruktur, ...). Dieses Vorgehen scheint nicht üblich zu sein, wenn auch für den Patienten wichtige Aspekte im Verlauf ihrer Krankheit.
Punkt 2 ======= Zwei unabhängige Radiologen bewerten für 39% der Probanden den Status der Patienten verschieden!!!
PRO: KEINS KONTRA: Für die radiologische Bewertung steht die gesamte Analyse in Frage, bis weitere Gutachten diesen Sachverhalt klären.
Punkt 3 ======= Hier wird bemängelt, dass die Bewertung des Schmerz-Vortschrittes "unkikely" (unwahrscheinlich ? unglaubwürdig ? ungeeignet) sei, da aufgrund der Toxitität von Orplatna nicht (so meine Interpretation) davon ausgegangen wird, dass diese Untersuchung explizit und "verblindet" durchgeführt wurde.
Desweiteren wurde die Bewertung von Schmerzen scheinbar anders durchgeführt, als noch in Untersuchungen vor 10 Jahren (was nicht unbedingt schlimm ist, aber weiterer Erklärungen bedarf). Ausserdem wurde eine mögliche Vergabe von nicht-narkotischen Schmerzmitteln an die Pateienten scheinbar ganz ausser Acht gelassen.
PRO: Es könnte sein - und das weiss nur GPC - dass die verwendete Schmerzbewertung und die damit verendeten Begrifflichkeiten trotzdem angemessen sind.
KONTRA: Weiter Unklarheiten bzgl. der Schmerzbewertung, die auch in die Gesamtbewertung der PFS eingeht. Die Vergabe von nicht-narkotischen Schmerzmitteln hätte GPC mit berücksichtigen müssen (wenn sie denn erfolgt überhaupt ist ???)
Punkt 4 ======= 51% der Patienten bekamen zuvor Docetaxel (was erst zur Hälfte der GPC-Studie zugelassen wurde) und die Überlebenschancen der Patienten erhöht. Für die verbleibenden 49% und für diese 51%-Testgruppe konnte mit Orplatna eine Verbesserung der PFS festgestellt werden. Ab für die zuvor mit Docetaxel Behandelten Patienten also ein Vorteil besteht, bleibt offen.
PRO: In der "49%-Gruppe" gibt es eine Verbesserung KONTRA: für die Vorbehandelten Patienten gibt es u.U. keine Verbesserung. Die Frage bleibt auch, warum dies?
Punkt 5 ======= Abwarten auf finale Studie?
PRO: Sicherheit für Patienten aber Verzögerung der Martzulassung KONTRA: Chancen für Patienten würden vertan ... dafür viel GELD
Ich denke insgesamt folgendes:
1. Es gab keine Verschwörer, Aktiensammler etc... 2. Die Institutionellen Anleger waren sich grundsätzlich eines Teils der Risiken bewusst und hatten jederzeit den Finger auf dem Knopf 3. Die Institutionellen Anleger waren selbst überrascht und haben den Knopf gedrückt 4. Für die FDA sind für eine schnelle Zulassung zu viele Fragen offen 5. Durch das Briefing wird GPC die Möglichkeit gegeben, auf die Fragen zu reagieren 6. Ein Teil der Fragen lässt sich via Kommunikation klären (alles was auf veränderten Analyseverfahren und Begrifflichkeiten beruht - hier kann man u.U. auch viel auf andere Bezugsbasen *umrechnen*) 7. Weitere Radiologen kann man ebenfalls relativ schnell als Gutachter konsultieren und vielleicht ist das schon in Arbeit (wobei noch das Ergebniss offen bleibt) ... 8. Orplatna würde zumindest für die Patienten einen Vorteil bringen, die nicht vorher mit Docexatel behandelt wurden (es gibt also eine Patientengruppe, denen es helfen würde)
GESAMT: Grundsätzlich finde ich die Lage für das Medikament nicht zu schlecht und meine Schätzung bewegt sich ehr zwischen verzögertem und "nahem" Zuslassungszeitpunkt. Das GPC ganz aus dem Rennen ist, denke ich nicht.
Die Bewertung in $ oder € ist ne ganz andere Sache - die sei jedem selbst überlassen (ich hoffe, damit enttäusche ich niemanden)
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