Die US Schuldenuhr
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Es klingt absurd: Amerikas Staatshaushalt steht vor dem Kollaps - schon bald wird die größte Wirtschafts- und Finanzmacht der Welt ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können. Präsident Obama und einige Republikaner arbeiten nun an einem Kompromiss, um den Bankrott in letzter Minute noch abzuwenden. Doch die Opposition spielt politische Spielchen.
Dies ist die Woche der Entscheidung in Washington. Der Billionen-Poker um Amerikas Schulden nähert sich dem Showdown. Zwar wäre die vom Kongress festgesetzte magische Obergrenze von 14,3 Billionen Dollar Staatsschulden erst am 2. August erreicht. Danach würde der amerikanischen Regierung das Geld ausgehen, weil sie dann keine neuen Schulden mehr machen dürfte. Gleichwohl müssten sich Demokraten und Republikaner im Kongress und der Präsident bis zum kommenden Wochenende auf eine Lösung einigen. Denn sonst bliebe einfach nicht mehr genug Zeit, die komplizierte Materie rechtzeitig durch das Gesetzgebungsverfahren des Kongresses zu schleusen.
Dafür, so versichern die alten Fahrensmänner im Kongress, sind mindestens zehn Tage nötig. Es ist also, wie es im Amerikanischen heißt, crunch time, es geht ums Ganze: Der Kompromiss müsste allerspätestens am Sonntag stehen.
Doch an diesem Dienstag setzen die Republikaner die Spielchen der letzten Wochen erst einmal fort: mit einer Abstimmung im Repräsentantenhaus. Sie wollen dort der vom Weißen Haus verlangten Anhebung der Schuldengrenze um 2,4 Billionen Dollar unter der Voraussetzung zustimmen, dass ein Zusatz zur zwei Jahrhunderte alten US-Verfassungszusatz verabschiedet wird. Der soll die Regierung verpflichten, nur noch Haushalte vorzulegen, in denen fehlende Einnahmen nicht durch Schuldenaufnahme ausgeglichen werden dürfen.
Zugleich würde der Zusatz festlegen, dass die Bundesregierung in Washington nie mehr als 18 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (also der wirtschaftlichen Gesamtleistung Amerikas) ausgeben darf. Gegenwärtig machen die Bundesausgaben etwa 24 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Die Demokraten lehnen eine solche Begrenzung ab - angesichts zu erwartender höherer Ausgaben für die Kranken- und Rentenversicherung der alternden Bevölkerung.
Zudem ist die Erweiterung der US-Verfassung ein nicht gerade einfaches Unterfangen: Beide Häuser des Kongresses müssen zustimmen und drei Viertel der 50 Bundesstaaten. Abgesehen davon, dass das ein langwieriger Prozess ist, hätte der Zusatz keinerlei Aussichten auf Erfolg. Selbst wenn er das Repräsentantenhaus passieren würde (was unwahrscheinlich ist, weil die Republikaner nicht die Zweidrittelmehrheit haben), hätte der Vorschlag keine Chance im von den Demokraten kontrollierten Senat - von den Bundesstaaten ganz zu schweigen.
Es ist also eine Abstimmung für die Galerie, mit der die Republikaner ihre Entschlossenheit beweisen wollen. Präsident Obama sagte, das Votum werde lediglich dazu dienen, "politische Erklärungen abzugeben".
Einsparungen von mindestens 1,5 Billionen US-Dollar
Tatsächlich verhandeln beide Seiten über eine ganze andere Lösung. Sie würde das Problem zwar nicht wirklich beseitigen, zumindest aber den aktuellen Druck aus den Gesprächen nehmen. Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, hatte sie als "Notlösung" vorgeschlagen. Danach würde der Kongress dem Präsidenten die Vollmacht geben, die Schuldengrenze zu erhöhen. Das Parlament könnte ihm das zwar verweigern, der Präsident könnte es aber per Veto überstimmen.
McConnell hat den Vorschlag nicht aus politischem Altruismus gemacht. Sein Kalkül ist es, dass die Wähler dann Obama allein für die Staatsschulden verantwortlich machen würden. Die Demokraten halten das nicht für ausgemacht.
Denn offenbar sollen auch Einsparungen von mindestens 1,5 Billionen US-Dollar, auf die sich beide Seiten in den vergangenen Wochen bereits geeinigt hatten, mit in das Kompromisspaket aufgenommen werden. Zugleich soll eine paritätisch besetzte Kommission von zwölf Abgeordneten berufen werden, die bis Ende des Jahres weitere Empfehlungen aussprechen soll - Sparvorschläge oder auch Steuererhöhungen.
Der Präsident dringt auf den großen Deal
Das Weiße Haus hat signalisiert, dass Obama diesen Kompromiss am Ende akzeptieren könnte. Gleichwohl dringt der Präsident weiter auf einen großen Deal, auf den er sich in Umrissen mit John Boehner, dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, bereits geeinigt hatte, der aber von dessen eigenem Fraktionschef Eric Cantor torpediert worden war.
Der Deal sieht eine Reduzierung der bisher unfinanzierten Staatsausgaben um mehr als vier Billionen Dollar vor. Das soll gegenfinanziert werden durch Einschnitte ins soziale Netz, aber auch durch höhere Steuern für Besserverdienende. Es würde die Explosion der Schulden Amerikas auf mittlere Sicht unter Kontrolle bringen.
Für Obama hätte eine solche Lösung politische Vorteile. Er könnte im Wahlkampf 2012 darauf verweisen, dass er trotz allen Widerstands eine vernünftige, überparteiliche Einigung in einem der drängendsten Probleme des Landes erzwungen hat.
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Drohende Zahlungsunfähigkeit
Amerikas Staaten zittern wegen SchuldenkriseDer drohende Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten führt zu wachsender Besorgnis im Land. Präsident Barack Obama sagt: „Uns läuft die Zeit davon.“
Präsident Barack Obama ist zu einem Kompromiss mit den Republikanern bereit
17. Juli 2011
Das zähe politische Ringen um eine Anhebung der amerikanischen Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar und der deshalb drohende Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten haben zu wachsender Besorgnis in den Bundesstaaten des Landes geführt. „Es gibt sehr viel Unsicherheit“, warnte der Gouverneur des Bundesstaates Delaware, Jack Markell. „Wenn die Sache in die Binsen geht und zu einem bedeutenden Anstieg der Zinsen führt, wäre das ein Problem“, sagte Markell am Rande einer Gouverneurskonferenz in Utah.
Die Ratingagenturen Moodys und Standard & Poors haben damit gedroht, die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herabzustufen, falls es zu einem Zahlungsausfall kommen würde. Nach Angaben von Moodys würde auch die Bonität von mindestens 7000 Anleihen von Bundesstaaten oder Kommunen heruntergestuft. Das würde zu höheren Kosten für sie führen, weil die Zinsen steigen. Bundesstaaten erhalten zudem Zahlungen von der Bundesregierung. Massachusetts würde nach den Worten von Gouverneur Deval Patrick „ernste Probleme mit dem Mittelzufluss“ bekommen. Ihm werden jede Woche von der Bundesregierung 200 Millionen Dollar für Programme wie die Krankenversicherung oder Lebensmittelhilfe für Arme überwiesen.
„Uns läuft die Zeit davon“
Zahlreiche Finanzfachleute haben im Fall eines Zahlungsausfalls vor katastrophalen Auswirkungen auf die Finanzmärkte gewarnt. In einem Fernsehinterview warnte jetzt der ehemalige Finanzminister Larry Summers vor einer Panikreaktion an den Märkten. „Dieses Finanzrisiko einzugehen, scheint mir undenkbar“, sagte Summers, der bis Ende des vergangenen Jahres der führende Wirtschaftsberater Obamas war. Es würde eine „Kaskade auslösen“, gegen die sich die Krise nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers klein ausnehmen würde. Dieser hatte im September 2008 zum Höhepunkt der Finanzkrise und zu starken weltwirtschaftlichen Verwerfungen geführt.
Die Parteien in Washington streiten seit Wochen um einen Kompromiss zur Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar, die bereits im Mai erreicht worden war. Die Republikaner, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit stellen, wollen einer höheren Schuldengrenze nur zustimmen, wenn es zugleich eine Einigung über den Abbau des Haushaltsdefizits gibt. Der Streit dreht sich um die dafür erforderlichen Maßnahmen. Die Republikaner lehnen Steuererhöhungen ab. Die Demokraten sperren sich gegen Kürzungen bei der Sozialversicherung oder den staatlichen Krankenversicherungen für Senioren oder Arme. Präsident Barack Obama von den Demokraten hat am Freitag auf einer Pressekonferenz einen Kompromiss angemahnt und eine umfassende Lösung gefordert, um die Finanzlage der Vereinigten Staaten zu stabilisieren. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte Obama. Die Zeit für eine Entscheidung drängt, weil ohne Anhebung des Schuldenlimits die Vereinigten Staaten vom 3. August an ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können. Dazu gehören nicht nur Zinsen und Kapital für Staatsanleihen, sondern auch Zahlungen an 55 Millionen Rentner.
Republikaner fordern Verfassungszusatz
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Meldung 18.07.2011 09:40 |
Lösung im US-Schuldenstreit naht |
Die USA wanken auf die Zahlungsunfähigkeit zu. In zwei Wochen erreicht die Verschuldung des Landes die seit Jahren immer wieder angehobene Schuldenobergrenze. Jetzt zeichnet sich eine Übergangslösung ab. |
Zwei Wochen vor einer "technischen Staatspleite" zeichnet sich im Haushaltsstreit zwischen den regierenden Demokraten und der Opposition eine Lösung ab. Im Senat arbeiteten am Sonntag die Fraktionsvorsitzenden der Republikaner und der Demokraten, Mitch McConnell und Harry Reid, an einem Kompromissvorschlag. Dieser sieht ab dem kommenden Jahr eine schrittweise Anhebung der Schuldenobergrenze vor, wie die Zeitung "Washington Post" berichtet. Demnach soll das Schuldenlimit in drei Stufen um 2,5 Billionen Dollar angehoben werden. Zugleich sieht der Plan in den kommenden zehn Jahren Ausgabenkürzungen um 1,5 Billionen Dollar vor. |
Haushaltssanierung einleiten |
Wie das Blatt weiter schreibt, soll im Kongress eine Kommission unter Beteiligung beider Parteien aufgestellt werden, um bis zum Ende des Jahres einen umfassenden Plan zur Sanierung des Haushalts auszuarbeiten. Nach Angaben der "Washington Post" würde ein solcher Plan in der Kommission nur eine einfache Mehrheit benötigen, um im Kongress zur Abstimmung gestellt zu werden. Außerdem könnte er im Senat nicht blockiert und auch nicht verändert werden. |
Keine Lösung ersten Ranges |
Der Budgetdirektor des Weißen Hauses, Jake Lew, bestätigte den Plan. Obama hätte weiterhin lieber direkt eine umfassende Lösung, sagte Lew dem Fernsehsender CNN. Der Kongressplan sei aber eine Minimallösung. |
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Obama sieht neue Hoffnung im US-Schuldenstreit
Washington (dpa) - US-Präsident Obama sieht neue Hoffnung auf eine umfassende Lösung im Schuldenstreit. Es gebe eine Gruppe demokratischer und republikanischer Senatoren, die einen «ausgewogenen Vorschlag» verfolgten, der sowohl drastische Einsparungen als auch Steuer- und Einnahmeerhöhungen vorsehe.
Dieser Vorschlag der «Gang of Six» entspreche in etwa seinen Vorstellungen, sagte Obama am Dienstag im Weißen Haus. Er rief beide Seiten zum Kompromiss auf. «Es ist fünf vor zwölf und wir haben nicht mehr viel Zeit.» Es stünden nach wie vor harte Verhandlungen bevor.
Die USA müssen bis zum 2. August ihre Schuldenobergrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar (zehn Billionen Euro) erhöhen. Sollte es bis dahin keine Einigung geben, droht die Zahlungsunfähigkeit der USA.
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Washington/New York
In den zähen Verhandlungen über die Anhebung der US-Schuldengrenze gibt es nach den Worten von Präsident Barack Obama Fortschritte. Die Themen seien weiter eingegrenzt worden, sagte Obama am Dienstag in Washington. Der Vorschlag der Senatoren sehe sowohl drastische Einsparungen als auch Steuer- und Einnahmeerhöhungen vor.
Der neue Plan der „Gang of Six“ entspreche in etwa seinen Vorstellungen, so Obama. Er rief beide Seiten zum Kompromiss auf: „Es ist fünf vor zwölf und wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Er hoffe, dass die Fraktionschefs im Kongress ab Mittwoch Klartext reden würden, um die Verhandlungen voranzubringen.
Es gebe keine Zeit mehr für Symbolpolitik. Obama wollte noch am Dienstag den republikanischen Verhandlungsführer John Boehner anrufen, um einen neuen Termin für Gespräche festzulegen.
In Verbindung mit der Schuldenkrise in der Euro-Zone schürt der Stillstand bei den Verhandlungen in Washington an den Märkten die Sorge vor dem Abgleiten in eine weltweite Finanzkrise. Als Reaktion auf Obamas Erklärungen fiel der Goldpreis. Die Preise für langfristige US-Staatsanleihen zogen dagegen an.
Republikaner und Demokraten verhandeln seit Monaten über die Anhebung der Schuldengrenze von 14,3 Billionen Dollar. Sollte keine Einigung erzielt werden, droht den USA im August die Zahlungsunfähigkeit und nach Ansicht von Experten einen Rückfall in die Rezession. Die Republikaner fordern für eine Zustimmung drastische Sparmaßnahmen.
Die kleine US-Ratingagentur Egan-Jones hat als erstes Unternehmen weltweit bereits die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Die von der US-Finanzaufsicht SEC registrierte Ratingagentur begründete den Schritt mit der Höhe des US-Schuldenbergs und mit den Schwierigkeiten bei Ausgabenkürzungen. Der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze habe bei der Entscheidung aber keine Rolle gespielt, so Egan-Jones.
Zudem haben alle drei großen Ratingagenturen (Standard & Poor's, Moody's und Fitch) in den vergangenen Wochen mit einer Herabstufung der USA gedroht, falls sich Republikaner und Demokraten nicht auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen sollten. Standard & Poor’s warnte gar vor dem Stempel “zahlungsunfähig”, falls die Amerikaner am 4. August auslaufende Anleihen nicht zurückzahlen können.
Moody's droht nun auch fünf Bundesstaaten mit der Aberkennung ihrer Topbonität. Eine Herabstufung sei wahrscheinlich, wenn auch die Kreditwürdigkeit der USA insgesamt nicht mehr mit der Bestnote „Aaa“ bewertet werde, teilte Moody's am Dienstag in New York mit. Betroffen von dieser Androhung seien die Bundesstaaten Maryland, New Mexico, South Carolina, Tennesse und Virginia. Diese Drohung gelte jedoch nicht für die anderen zehn Bundesstaaten, die noch über die Bestnote verfügen.
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Schuldenobergrenzen und persönliche Vorlieben » Rott & Meyer
von Bankhaus Rott
Rund einhundert Jahre hat es gedauert, bis Teile der europäischen Medien die US Schuldengrenze für sich entdeckt haben. Angesichts der langen Geschichte der turnusmäßigen Anhebungen ist es schon erstaunlich, wenn die Debatte nun schon reichlich altbacken auf den Tisch kommt…
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(US Treasury) Since 1960, Congress has acted 78 separate times to permanently raise, temporarily extend, or revise the definition of the debt limit.
Innerhalb von 50 Jahren hob man also die Grenze 78 Mal an, ein Akt der Routine, der den Parlamentariern offenbar leicht von der Hand geht. Wenig überraschend also, dass dies auch in den letzten Jahren turnusmäßig der Fall war. Der folgende Chart zeigt den historischen Verlauf der Grenze, der eigentlich ebenso wenig Grenze im Sinne von festgelegtem Wert ist, wie die Garantieverzinsung von Lebensversicherungen. Die Daten stammen vom US-Schatzamt.
Kurz zur Geschichte der Obergrenze. 1917 wurde das Limit eingeführt, damals ging es um die Finanzierung des Kriegseintrittes der USA, das Mittel waren die langfristigen Liberty Bonds. Von 1941 bis 1945 wurde die Obergrenze angehoben. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Grenze von $300 Mrd. auf $275 Mrd. reduziert. Bis 1954 blieb die Marke unberührt, danach folgten bis zum Jahr 1962 sieben Anhebungen und zwei Reduktionen.
1962 war man wieder auf dem Niveau von 1945 angelangt. Nach dem Jahr 1960 kannte die Obergrenze nur eine Richtung, insgesamt kam es seither zu den eingangs genannten 78 separaten Anpassungen. Allein die Anhebung des Jahres 2003 betrug $984 Mrd. Auch in den letzten Jahren wurde der Schwellenwert regelmäßig unter großem Buhei angehoben. Seit 2001 ist der Wert dabei auf fast das Zweieinhalbfache angewachsen
Das übliche Prozedere ist wie folgt: Die Regierungspartei setzt sich für die Anhebung ein und sagt, diese müsse nun noch einmal durchgesetzt werden, bevor dann aber wirklich mit der Haushaltskonsolidierung begonnen wird. Die Opposition beklagt gebetsmühlenartig die mangelnde Solidität und droht mit der Ablehnung des Schrittes. Die Regierung betont daraufhin, wie gefährlich dies doch wäre. Hier ein Beispiel aus dem Jahr 1981, das der New York Times entspringt.
(NY Times 1981) “The Republican-dominated Senate voted tonight by 64 to 34 to raise the Government’s borrowing authority to more than $1 trillion for the first time in history. The vote to raise the debt ceiling, to $1,079 billion, will allow the Government to start its new fiscal year Thursday with sufficient funds in its coffers to pay its bills.
Although the routine increase in the debt ceiling was essential to meet Government obligations already incurred, the vote is traditionally delayed to the 11th hour, with the minority party accusing the party in power of spendthrift ways.”
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Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Personen, die in den Gremien sitzen und maßgeblich von einer Aufrechterhaltung des schuldenfinanzierten status quo profitieren.
Knapp 40% des Mitglieder des Repräsentantenhauses sind Millionäre. Das erklärt vielleicht warum man das „representatives“ gerne weglässt und nur HOUSE sagt. Es könnte jemand schließlich die Frage stellen, wen das Gremium eigentlich repräsentiert. Im Senat liegt die Millionärsquote sogar bei mehr als 60%. Die Grenze der Vermögen ist scheinbar nach oben offen, wie die Vermögen der reichsten Mitglieder der beiden Kammern zeigt.
Das Geld stammt übrigens in der Regel nicht aus der Mitgliedschaft. Hier ein paar Zahlen zu den Neueinsteigern im Kongress im Vergleich zur Bevölkerung:
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Eine Wette auf die Nichterhöhung der Schuldenobergrenze ist eine Wette darauf, dass die so genannten Repräsentanten mehrheitlich davon ausgehen, von der entsprechenden Folgeentwicklung profitieren und dies der herrschenden Bequemlichkeit vorziehen. Wie wahrscheinlich das ist, mag jeder für sich beurteilen.
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blog.taipan-online.de/3188/2011/wollen-80-der-us-amerikaner-steuererhohungen/
"Hier gilt die selbe Logik wie bei den Bailouts von Großbanken: „Hebt die Schuldengrenze an, oder das System bricht zusammen!“ Natürlich ist das Argument nicht ohne Zugkraft. Niemand will eine erneute Rezession riskieren. Aber an welchem Punkt sagen die US-Bürger: „Es reicht!“, wenn man sich das korrupte und verschwenderische Verhalten der Regierung ansieht?"
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Berlin/New YorkDie Ratingagentur Standard + Poor's (S+P) hat den USA wegen des anhaltenden Streits um die Anhebung der Schuldengrenze mit einer Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. Washington könne innerhalb der nächsten drei Monate seine Bestnote „AAA“ verlieren, teilte S+P am Donnerstag mit. Die Wahrscheinlichkeit für eine Herabstufung betrage mehr als 50 Prozent. Seit der ersten Warnung vor einer Verschlechterung der Bonität im April habe sich die Lage der USA noch verschärft. ...
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Anleihemarkt
Experten für amerikanische Staatsanleihen sehen Ratingwarnung gelassenRatingagenturen haben zuletzt die Bestnote für amerikanische Staatsanleihen in Frage gestellt. In den Medien verursachte das viel Wirbel. Doch am Anleihemarkt reagierte man gelassen. Und wenn es nach Experten geht, dann soll das zunächst auch so bleiben.
21. Juli 2011
Mitte Juli war es, dass hatten den Verantwortlichen bei Moody´s genug. Wegen dem festgefahrenen Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze in Amerika drohte die Ratingagentur mit einem Entzug der Bestnore Aaa für die Staatsanleihen der weltgrößten Volkswirtschaft in Frage. Und man befindet sich damit in bester Gesellschaft: Denn schon Mitte April hatte auch der Konkurrent Standard & Poor's mit dem Entzug der Topnote gedroht.
Was anschließend vielerorts heiß diskutiert wurde und einige Wellen schlug, wurde am Anleihemarkt selbst relativ gelassen aufgenommen. Die Rendite für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen hat sich seit Bekanntgabe der Moody´s-Meldung unter dem Strich praktisch nicht bewegt.Und für Marktkenner kommt diese Entwicklung auch nicht überraschend.
So rechnet die Investmentgesellschaft ACM Bernstein wegen der angedrohten Maßnahme nur moderate Auswirkungen. Zur Begründung für diese These greift man auf Beispiele aus der Vergangenheit zurück. Konkret untersucht wurden dabei die Veränderungen der Risikoaufschläge von Ländern, deren Ratings seit 1990 um eine bis drei Stufen heruntergesetzt wurden. Und dabei zeigte sich, dass die Veränderungen der Risikoaufschläge bei Ländern mit guten Ratingnoten tendenziell moderat ausgefallen sind.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die Analysten von Capital Economics. Dort stellt man auf das Beispiel Japans ab. Denn als dieses Land von 1998 bis 2002 von Moody´s gleich mehrfach zurückgestuft wurde, ist die Rendite für die zehnjährigen japanischen Staatsanleihen in diesem Zeitraum per saldo sogar gefallen (siehe Grafik).
Historische Erfahrungen decken die kurzfristige Gelassenheit
Relativ gelassen mit Blick auf die weitere Renditeentwicklung geben sich auch die Experten vom Bankhaus Sarasin. Und auch die Schweizer greifen zur Begründung für ihre Haltung auf das Beispiel Japans zurück. In einer Studie vom Donnerstag heißt es dazu, Japan habe sein Dreifach-A-Rating bereits im Jahr 2001 verloren und die Brutto-Verschuldung betrage mittlerweile über 200 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Trotzdem notierten die 10-jährigen Renditen nur knapp über 1 Prozent.
Auf den Einwand, Japan sei nicht mit Amerika vergleichbar, weil einer der Hauptgründe für die dort tiefen Zinsen die starke Nachfrage nach japanischen Staatsanleihen aus dem Inland sei und außerdem könne sich das Land ebenfalls anders als Amerika auf eine hohe Sparrate stützen, weiß Analyst Alessandro Bee ebenfalls eine Antwort. Er verweist auf die seit Jahren anhaltenden Käufen der Zentralbanken aus China und Japan. „Und selbst wenn amerikanische Staatsanleihen als weniger kreditwürdig eingestuft würden, stellen sie im Vergleich mit Unternehmensanleihen oder gar Aktien die noch immer sicherste Anlage dar. Wegen der heutigen Ausrichtung der Wirtschaft sind die Zentralbanken Asiens praktisch «gezwungen» Staatsanleihen aus Amerika zu kaufen,“ ist sich Bee sicher.
Langfristig wird die Schuldensituation deutlich kritischer gesehen
Trotz ihrer kurzfristigen Gelassenheit weisen die erwähnten Experten aber auch unisono ausdrücklich auf den bestehenden Handlungsbedarf in Sachen Schuldenreduzierung hin. Denn wenn beispielsweise die Inflation deutlich anziehen sollte und deswegen die Finanzierungskosten steigen würden, dann könnte das eine dramatische Verschlechterung der amerikanischen Haushaltsperspektiven auslösen, gibt man bei Bernstein zu bedenken. „Wenn es soweit kommt, würde sich unsere Analyse deutlich verändern. Amerika könnte dann zu jenen Ländern gehören, bei denen die Herabstufung des Ratings eine ohnehin schlechte Haushaltslage weiter verschlimmert, warnt ACM Bernstein-Analyst Douglas Peebles.
Ebenfalls warnende Worte an die Adresse der Amerikaner hat auch Bee parat. „Langfristig wird die Nachfrage aus Asien aber zurückgehen, ...
Unabhängig davon bleibt auch abzuwarten, wie sich eine mögliche Ratingabstufung in einem Umfeld auswirkt, in dem sich viele Staaten weltweit mit einer hohen Schuldenlast herumplagen müssen. Im Kontext größerer Wirtschafts- oder Finanzkrisen sind die Renditen der von Rückstufungen betroffenen Anleihen jedenfalls auch schon in der Vergangenheit oft deutlich gestiegen. Zu sicher sollten sich die Amerika deshalb auch kurzfristig nicht fühlen. Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors wieder.
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Drohender US-BankrottObama sucht die Anti-Pleite-Formel
US-Präsident Obama ist auf eine Erhöhung der Schuldengrenze angewiesen - sonst droht den USA die Pleite. Doch die Opposition mauert. Jetzt soll es eine Annährung geben. Gibt es auch eine Formel gegen die Pleite?
WashingtonUS-Präsident Barack Obama und Oppositionsführer John Boehner sind offenbar unter dem Druck ablaufender Fristen einer Lösung des verbissenen Streits um eine höhere US-Schuldengrenze nähergekommen. Beide Spitzenpolitiker verhandelten einen Plan, der zwar eine Kürzung der Staatsausgaben um drei Billionen Dollar beinhalten könnte, die von Obamas Demokraten aber gewünschte Steuererhöhung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben werde, berichteten Kongress-Mitarbeiter.
Obama ist auf eine Erhöhung der Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Euro bis spätestens zum 2. August angewiesen, da andernfalls die US-Regierung nicht mehr ihre Rechnungen begleichen kann. Haupthindernis für die Anhebung der Schuldengrenze ist der Streit über Steuererhöhungen, die von den oppositionellen Republikanern entschieden abgelehnt werden. Die Demokraten wollen hingegen wohlhabende Amerikaner stärker zur Kasse bitten.
Der US-Präsident hat aber klar gemacht, dass er auf höhere Staatseinnahmen nicht verzichten will, wenn auch unklar ist, wie sie gestaltet werden und wann sie in Kraft treten sollen. In Washington kursierte nach Angaben Beteiligter eine Vielzahl von Plänen, wie die drohende Zahlungsunfähigkeit abgewendet werden soll. Dabei würden die Auseinandersetzungen nicht nur zwischen Demokraten und Republikanern, sondern auch innerhalb der Parteien geführt, hieß es.
Es werde die magische Formel zur Lösung der Krise gesucht, beschrieb ein Demokrat den Vorgang. Obama will am Freitag um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit bei einem öffentlichen Auftritt in Maryland Stellung zu diesen Budgetfragen nehmen.
Obama will "etwas Großes und Sinnvolles tun"
Obama schrieb in einem Beitrag für die Zeitung „USA Today“, in den kommenden Tagen werde es noch viele Gespräche über die Details der Pläne geben. Es sei aber jetzt die Gelegenheit, „etwas Großes und Sinnvolles“ zu tun.
Boehner sagte in einem Interview, man habe ein halbes Dutzend Lösungsmöglichkeiten erörtert, aber kein Ansatz sei wirklich appetitlich. In Kongress-Kreisen hieß es, derzeit gehe es um ein umfassendes Paket von Ausgabenkürzungen, die über zehn Jahre verteilten werden sollten.
Damit soll das AAA-Rating der USA als guter und solventer Schuldner erhalten bleiben. Verlieren die Vereinigten Staaten diesen Status, hätte dies auch unabsehbare Folgen für die Weltwirtschaft. Allerdings sind die Märkte schon auf Entwarnung eingestellt.
Berichte, die Verhandlungen stünden vor einem Durchbruch, führten in den USA und an Börsen weltweit zu steigenden Kursen. Dagegen erklärte der Sprecher des US-Präsidialamtes, Jay Carney, man sei noch nicht in der Nähe eines Deals.
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Präsident Obama läuft die Zeit im Schuldenstreit davon. Im US-Schuldenstreit wollen Demokraten und Republikaner mit einem neuen Anlauf einen Ausweg aus der Krise suchen. Nach einem von US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus einberufenen Krisentreffen der Kongressspitzen sagte die Anführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, dass sie auf eine Rahmenvereinbarung für einen neuen Schuldenplan bis Montag hoffe.
Es solle keine vorübergehende Lösung sein, die nur so lange in Kraft bleibe, während weitere Diskussionen liefen. Das könnte zur Herabstufung der US-Bonität führen, sagte Obama. Große Ratingagenturen wie Standard & Poor's haben bereits mit einem solchen Schritt gedroht. Der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, sagte, Republikaner und Demokraten seien zu einer neuen Gesetzgebung "verpflichtet", welche die Zahlungsunfähigkeit abwende und "substanzielle" Ausgabenkürzungen vorsehe.
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http://www.tagesschau.de/ausland/schulden136.html
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Lösung im Schuldenstreit offenbar in Sicht
24.07.2011, 18:12 Uhr abendblatt.de
Die Kongresspolitiker arbeiteten an Eckpunkten für eine Erhöhung der Schuldengrenze, bevor am 2. August die Zahlungsunfähigkeit drohe.
US-Präsident Barack Obama (l.) und John Boehner, Republikaner und Präsident des Abgeordnetenhauses - formell der drittmächtigste Mann im Staat. Der US-Kongress kommt um eine Erhöhung des selbst auferlegten Schuldenlimits für das Land nicht herum. Sollte die Obergrenze von 14,3 Billionen Dollar (10 Billionen Euro) nicht bis zum 2. August erhöht werden, können die USA dem Finanzministerium zufolge ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen
Foto: picture alliance / dpa/EPA
Washington. Führende US-Politiker versuchen laut Finanzminister Timothy Geithner eine Lösung im Schuldenstreit zu finden, bevor am Sonntagnachmittag (Ortszeit) die asiatischen Finanzmärkte öffnen. Die Kongresspolitiker arbeiteten an Eckpunkten für eine Erhöhung der Schuldengrenze, sagte Geithner im Sender ABC. Sowohl Republikaner als auch Demokraten seien gewiss, dass die Schuldengrenze angehoben werde, bevor am 2. August die Zahlungsunfähigkeit drohe. Präsident Barack Obama beharre weiterhin auf einer Vereinbarung über die Wahlen 2012 hinaus.
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Führende Demokraten zeigten sich jedoch pessimistisch. Die fehlende Kompromissbereitschaft der Republikaner bringe die USA in Gefahr, ihre Glaub- und Kreditwürdigkeit zu verlieren, sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid. „Wir haben keine Zeit für politische Spiele. Jetzt ist die Zeit für Kooperation.“ Er werde keiner Vereinbarung zustimmen, die nicht über das Jahr 2012 hinausgehe. „Alles darunter wird nicht geeignet sein, die Sicherheit zu bieten, auf die die Märkte – und die Welt – warten“, sagte Reid
Laut „Washington Post“ sieht Boehners Zwei-Stufen-Plan zunächst eine kurzfristige Anhebung des Schuldenlimits vor, die an Ausgabenkürzungen in mindestens gleicher Höhe gekoppelt sei. Später solle es dann weitere, noch nicht näher definierte Einsparungen geben.
Boehner hatte am Freitag direkte Gespräche mit Obama über eine Lösung des Konflikts hauptsächlich wegen Differenzen über Steuererhöhungen abgebrochen. Der sichtlich enttäuschte und erzürnte Präsident bestellte daraufhin die Spitzenvertreter der Republikaner und Demokraten im Kongress am Samstag zu dem Krisentreffen ein.
Obama bekräftigte am Wochenende seinen Widerstand gegen eine Kurzzeit-Lösung – das heißt, eine Anhebung des Schuldenlimits in mehreren Schritten. Das könnte zu einer Herabstufung der US-Bonität führen und der ohnehin stark schwächelnden Wirtschaft schwer schaden. Stattdessen will er eine „große“ Lösung, die über 2012 hinausreicht. Ende 2012 stehen in den USA Präsidentschaftswahlen an.
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Heute: der IWF:
US-Schuldenkrise gefährdet WeltwirtschaftDie Zeit läuft ab: Wenn sich die Politiker in Washington nicht schnell einigen, droht den USA die Zahlungsunfähigkeit. Experten fürchten ein Desaster. Die Folgen für die Weltkonjunktur wären verheerend.
WashingtonIn der US-Schuldenkrise erhöht nun der Internationale Währungsfonds (IWF) den Druck auf die Politik. Angesichts der festgefahrenen Verhandlungen und der zunehmenden Zeitnot mahnte der Geldgeber am Montag die Vereinigten Staaten, ihrer Verantwortung für die Weltwirtschaft gerecht zu werden. Sollten sich US-Präsident Barack Obama und die oppositionellen Republikaner nicht rasch auf eine Anhebung der Schulden-Obergrenze und ein tragfähiges Sparprogramm einigen, befürchtet der IWF erhebliche Gefahren für die weltweite Konjunkturerholung.
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„Diese Risiken würden signifikante globale Auswirkungen haben, da die US-Staatsanleihen auf den weltweiten Finanzmärkten eine zentrale Rolle spielen“, warnte der IWF. Er forderte, das Land müsse ab dem kommenden Haushaltsjahr, das am 1. Oktober beginnt, weitgehende Schritte einleiten, um seine Schulden unter Kontrolle zu bringen. Sonst drohe ein dramatischer Verlust an Glaubwürdigkeit. Nötig sei ein mittelfristiger Plan zur Reduzierung der Schuldenlast. „Die Strategie sollte Reformen im Bereich der Sozialleistungen umfassen einschließlich zusätzlicher Kostenersparnisse in der Gesundheitsvorsorge und ebenso Einnahmensteigerungen einschließlich der Rückführung von Steuervergünstigungen“, schlug der Fonds vor.
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Ein Desaster größeren Ausmaßes
Die Finanzmärkte werden durch die US-Schuldenkrise immer stärker belastet. „Wenn die Politiker jetzt keine Lösung finden, steuern wir auf ein Desaster größeren Ausmaßes zu“, sagte Zinsexperte Fidelio Tata von SG Corporate & Investment Banking. Doch viele Marktteilnehmer gehen noch davon aus, dass in letzter Minute eine Einigung gelingt. Daher blieben auch am Montag Panikverkäufe an den Börsen aus. „Die Dinge kümmern uns nicht, bis zu dem Tag, an dem sie uns wirklich wehtun“, sagte Marktstratege Quincy Krosby von Prudential Financial. „Wir nähern uns dem Tag, an dem es uns wehtut.“ Um vor allem die wichtigen asiatischen Investoren bei Laune, demonstrierte US-Außenministerin Hillary Clinton bei einem Besuch in Hongkong Zuversicht. Sie gehe davon aus, dass der Kongress das Richtige tun und rechtzeitig eine Einigung auf eine höhere Schuldenobergrenze erreicht werde, sagte Clinton. „Wir wissen, wie wichtig dies für uns ist und wie wichtig es für Sie ist“, betonte sie vor Managern. Vor allem China sorgt sich über die bislang ungelösten Probleme und hatte jüngst den Schutz seiner Investitionen angemahnt. Denn die Volksrepublik hält US-Staatsanleihen im Wert von mehr als einer Billion Dollar und ist damit der größte Gläubiger der US-Regierung.
In beiden Kongresshäusern wird an unterschiedlichen Lösungen gearbeitet. Der demokratische Senator Harry Reid plädiert dafür, die Schuldenobergrenze um 2,7 Billionen Dollar anzuheben und die Ausgaben gestreckt über zehn Jahre um den gleichen Betrag zu senken. Damit wäre die Regierung bis zur Präsidentenwahl im November 2012 finanziell aus dem Schneider. Der einflussreiche Republikaner John Boehner hingegen will die Schuldenobergrenze nur schrittweise erhöhen und damit das heikle Thema noch vor der Wahl wieder auf den Tisch bringen. Beide Pläne sehen offenbar keine Steuererhöhungen vor, auf die Obama bisher bestand.
Sollte es auch bis Ablauf der Frist am 2. August keine Verständigung geben, bietet die US-Verfassung dem Präsidenten ein Schlupfloch. Eine bislang wenig bekannte Klausel im 14. Verfassungszusatz würde es Obama ermöglichen, die Zustimmung der Jetzt meldet sich der IWF:
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USA Das Ende der Supermacht
Angela Hennersdorf (New York), Malte Fischer 26.07.2011
Rasant steigende Staatsschulden, hohe Arbeitslosigkeit, blutleeres Wachstum und eine kränkelnde Industrie – Amerika ist zum Problemfall für die Weltwirtschaft geworden. Ist der Niedergang der größten Volkswirtschaft der Welt noch aufzuhalten?
Demonstrant als Uncle Sam So viel Selbstzweifel in God's own country hat es schon lange nicht mehr gegeben laif
Zeit, durch die Straßen zu laufen, hat er ja eigentlich nicht. Doch Bürgermeister Cory Booker patrouilliert häufig durch die heruntergekommenen Vororte von Newark. Im Herbst vergangenen Jahres musste Booker rund 160 Polizisten entlassen, die Stadtkasse ist leer. Jetzt will der große, athletische Mann zeigen, dass er sich kümmert um seine Stadt.
Aber weniger Polizisten – ausgerechnet in Newark? Die Bürger der Stadt an der amerikanischen Ostküste können darüber nur den Kopf schütteln. Die mit rund 270 000 Einwohnern größte Stadt im Bundesstaat New Jersey, nur 16 Kilometer von New York entfernt, zählt zu den 30 Städten in Amerika mit der höchsten Kriminalitätsrate. Die Wirtschaftskrise hat ein Loch von rund 70 Millionen Dollar in den Haushalt gerissen, die Stadt ärmer gemacht und der Kriminalität Auftrieb gegeben. Knapp ein Drittel der Menschen lebt unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenquote liegt über zwölf Prozent.
Niedergang einer Großmacht
Nicht nur Newark, ganz Amerika leidet unter den Spätfolgen der schweren Wirtschaftskrise. Zwei Jahre nach der großen Rezession ist das Land meilenweit entfernt von einer kräftigen Erholung. Die Wirtschaft wächst langsamer als erwartet, die Unternehmen schaffen kaum neue Jobs, die industrielle Basis droht zu erodieren und der Schuldenberg des Staates steigt rasant. Eine langfristige Strategie, den Haushalt zu sanieren, ist nicht in Sicht. Amerikas Kreditwürdigkeit steht auf dem Spiel.
Schwarzmaler wie Nouriel Roubini, Professor an der Stern School of Business in New York, haben nun wieder Hochkonjunktur. „Den USA und der Weltkonjunktur stehen schon bald die nächsten großen Verwerfungen ins Haus“, warnt der Ökonom. Auch sein Kollege, der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, geht hart ins Gericht mit den USA: „Das Einzige, was wir geschafft haben, ist, die Banken zu retten. Da haben wir die Verluste sozialisiert und die Profite privatisiert. Ansonsten geben wir Milliarden Dollar pro Woche in Afghanistan aus, kürzen aber hier an unseren Schulen die Lehrerstellen. Das ist der perverse Niedergang einer Großmacht.“
Ist die größte Volkswirtschaft der Welt dem ökonomischen Niedergang geweiht, ist das amerikanische Jahrhundert schon zu Ende?
In internationalen Statistiken haben die USA ihre Spitzenposition längst eingebüßt. Um zwei Plätze sind sie beim Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von 139 Ländern nach hinten gerutscht. Nun stehen die Vereinigten Staaten hinter der Schweiz, Schweden und Singapur nur noch auf Platz vier der Rangliste des World Economic Forum. Die meisten US-Bürger scheinen den Kampf um die Spitze in der Weltwirtschaft aufgegeben zu haben. Umfragen zufolge glaubt eine Mehrheit, China und nicht mehr die USA sei die führende Wirtschaftsmacht der Welt.
So viel Selbstzweifel in God’s own country hat es schon lange nicht mehr gegeben. Jahrzehntelang lagen die USA in fast allen Wirtschaftskategorien weltweit an der Spitze. Nach jeder Krise, zuletzt auch nach dem Platzen der Dotcom-Blase, fanden die USA schnell zu neuer Stärke zurück – und zogen mit ihrer gewaltigen Wirtschafts- und Nachfragemacht die Volkswirtschaften anderer Nationen aus dem Sumpf. Ihre Innovationsstärke, das freie Unternehmertum, der hoch flexible Arbeitsmarkt und der Verzicht auf einen aufgeblähten Wohlfahrtsstaat – das alles galt liberalen Ökonomen als vorbildlich.
Hohe Beschäftigung nötig
Dabei waren die beeindruckenden Wohlstandszuwächse der vergangenen drei Jahrzehnte nicht allein das Resultat harter Arbeit und genialer Erfindungen. Sie waren auch das Ergebnis einer allzu großzügigen Versorgung der Wirtschaft mit Geld und Kredit. Der Chicago-Ökonom Raghuram Rajan, Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), identifiziert darin einen Konstruktionsfehler des amerikanischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems.
Weil das soziale Sicherheitsnetz in den USA vergleichsweise dünn sei, so Rajan, stehe die Notenbank Fed permanent unter Druck, die Beschäftigung möglichst hoch zu halten. Deshalb lasse sie im Zweifelsfall die Zinsen lieber länger unten und pumpe zu viel Liquidität in die Wirtschaft. Hinzu kommt die Aversion der Amerikaner gegen höhere Steuern und staatliche Transfers. Das habe die Politiker dazu verleitet, Einkommensunterschiede mit günstigen Krediten für arme Häuslebauer zu bekämpfen. Die Folge war eine gigantische Kredit- und Immobilienblase, deren Platzen das globale Finanzsystem an den Rand des Abgrunds führte.
Statt aus diesen Fehlern zu lernen, halten die USA jedoch an ihrem Geschäftsmodell fest, Wachstum auf Pump zu erzeugen. Waren es Anfang des Jahrtausends die Unternehmen, später die Haushalte, die sich mit Schulden vollpumpten, so ist es jetzt der Staat, der sich immer mehr Kredite auflädt. Aktuell belaufen sich die Kreditmarktschulden aller Sektoren auf 350 Prozent des Bruttoinlands-produkts (BIP), mehr als in der Weltwirtschaftskrise Anfang der Dreißigerjahre (300 Prozent).
Doch dieses Modell funktioniert nicht mehr, wie die verzweifelten Versuche von Präsident Barack Obama und Notenbankchef Ben Bernanke zeigen, die Wirtschaft mit immer mehr Geld und kreditfinanzierten Ausgabenprogrammen wieder in Schwung zu bringen.
Im vergangenen Jahr legte das BIP zwar noch um knapp drei Prozent zu. Doch die Hälfte des Wachstums war allein darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen ihre in der Krise geräumten Lager wieder aufgefüllt haben. Diese Impulse entfallen jetzt. Damit wird deutlich, dass mit dem Platzen der Immobilienblase das langfristige Produktionspotenzial der amerikanischen Wirtschaft gesunken ist. Arbeitskräfte, Maschinen und Gebäude, die in der künstlich aufgeblähten Wirtschaft noch gut ausgelastet waren, finden jetzt keine rentable Verwendung mehr. „Die Krise hat das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Produktionsmöglichkeiten dauerhaft verringert“, konstatiert die OECD in ihrem jüngsten Wirtschaftsausblick.
Doch nicht nur das Niveau des Produktionspotenzials ist gesunken, auch die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts dürften in den nächsten Jahren enttäuschend niedrig ausfallen. Das hat mehrere Gründe.
Schulden ohne Ende
Selten war das Land politisch so gespalten wie heute. Das zeigen die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und Republikanern um die Anhebung der Schuldengrenze. „Unser Land ist heute polarisierter als zu Zeiten des Bürgerkrieges“, sagt der Ökonom Kenneth Goldstein vom Forschungsinstitut The Conference Board in New York. „Es gibt kein gemeinsames Verständnis mehr, und das treibt diese Nation immer weiter auseinander.“
Als Obama vor mehr als 30 Monaten das Amt des Präsidenten in Washington antrat, galt er als der große Hoffnungsträger, der sich nichts Geringeres vorgenommen hatte, als den amerikanischen Wohlstandsstaat neu zu erfinden und die US-Wirtschaft zu retten. Amerika sollte wieder produzieren, exportieren und wachsen. Sein oberstes Ziel: ein ausgeglichener Haushalt, keine Wirtschaft mehr auf Pump. Doch kaum ein Jahr im Amt, musste seine demokratische Partei eine herbe Niederlage bei den Zwischenwahlen im November vergangenen Jahres -einstecken.
Obamas komplexe Reformagenda in der Finanz-, der Infrastruktur-, der Bildungs-, der Gesundheits- und Klimapolitik kam bei den meisten Amerikanern nicht an. Die Demokraten verloren die Mehrheit über das Repräsentantenhaus. Die Mehrzahl der Bundesstaaten wird nun republikanisch regiert.
Seither herrscht Stillstand im Land. Unerbittlich streiten die beiden Parteien darüber, wie zukünftig der Schuldenberg abgebaut werden soll. Die Demokraten wollen neben Einschnitten bei den Sozial- und Verteidigungsausgaben auch die Steuern erhöhen. Doch Obamas Programm „tax the rich“ – lasst uns die -Reichen besteuern – ist mit den Republikanern nicht zu machen. Höhere Steuern, so argumentieren sie, schwächten die lahmende Wirtschaft noch mehr. Sie wollen daher Steuersenkungen mit drastischen Ausgabenkürzungen verbinden und eine Verfassungsänderung durchsetzen, mit der die Regierung verpflichtet wird, jedes Jahr einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.
Diese Pflicht gilt schon jetzt für die Bundesstaaten. Doch von einem ausge-glichenen Haushalt ist die große Mehrheit weit entfernt. Im Gefolge der Wirtschaftskrise sind die Steuereinnahmen weggebrochen, die Sozialausgaben kräftig gestiegen. Mindestens 31 Bundesstaaten weisen jetzt schon eine Haushaltslücke von fast 90 Milliarden Dollar für das Haushaltsjahr 2012 aus, das am 1. Juli begonnen hat.
Auch wenn es keinen Länderfinanzausgleich wie in Deutschland gibt, so hat die US-Regierung in den vergangenen zwei Jahren doch insgesamt 140 Milliarden Dollar für Krankenversicherung und andere Dienste an die Staaten gezahlt. Weitere zehn Milliarden Dollar bewilligte Washington für Bildungsprogramme. Muss die Regierung demnächst sparen, kann sie die Bundesstaaten nicht mehr unterstützen. Etlichen Bundesstaaten wie etwa Kalifornien und Illinois hat die Ratingagentur Moody’s längst die Kreditwürdigkeit abgesprochen. Die Zahlungsfähigkeit von zwölf weiteren Bundesstaaten will die Agentur prüfen, falls Washington es nicht schafft, die Schuldengrenze der USA rechtzeitig anzuheben.
Trickreiche USA
Bereits im Mai hatten die USA die gesetzlich festgelegte Schuldengrenze von 14 294 Milliarden Dollar erreicht. Seitdem hält sich das Land nur durch buchhalterische Tricks über Wasser. Doch spätestens Anfang August ist Schluss damit. Dann müssen die USA ihr Schuldenlimit anheben, andernfalls ist der Staat gezwungen, einen Großteil seiner Ausgaben zu streichen. Egal, wie das Hickhack in Washington ausgeht, ein harter Sparkurs ist frühestens für die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen Ende 2012 zu erwarten.
Noch haben die Finanzmärkte ihr Vertrauen in die größte Volkswirtschaft der Welt nicht verloren. Die eskalierende Krise in der Euro-Zone treibt die Investoren vielmehr in amerikanische Staatsanleihen. Doch das könnte sich schnell ändern. Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge werden die Staatsschulden der USA 2011 auf 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts klettern – in der Euro-Zone liegt dieser Wert nur bei 87 Prozent.
Rechnet man die impliziten Schulden, also die Zahlungsversprechen der Sozialsysteme hinzu, ergibt sich nach Berechnungen von Laurence Kotlikoff, Professor an der Universität Boston, ein Schuldenstand von 200 Billionen Dollar. Das entspricht rund 1300 Prozent in Relation zum BIP.
Barack Obama Obamas Reformen bei Bildung, Finanzen, Gesundheit und Infrastruktur kommen bei den meisten Amerikanern nicht an laif
Entziehen die Investoren Amerika ihr Vertrauen, hätte das dramatische Folgen. Der Dollar ginge auf Talfahrt, die Zinsen schnellten nach oben, die Aktienkurse brächen ein, die Wirtschaft stürzte in die Rezession. Ein Chaos an den Finanzmärkten mit weltweiten Auswirkungen wäre unvermeidbar.
Doch selbst wenn den USA der Finanz-GAU erspart bleibt – der Weg aus dem Schuldenmorast wird mühselig. Die Hoffnung, Amerika könne aus seinen Schulden herauswachsen, ist Illusion. So zeigen Studien des Harvard-Ökonomen Kenneth Rogoff, dass bereits ab einer Schuldenquote von 90 Prozent das Wirtschaftswachstum nachlässt. Um ihr AAA-Rating zu retten, müssen die USA daher den Gürtel enger schnallen.
Wie eng, zeigen Berechnungen der OECD. Danach müssen die USA den konjunkturbereinigten Primärsaldo (ohne Zinsausgaben) in ihrem Haushalt um insgesamt 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verbessern, wenn sie die Schuldenquote bis 2026 auf 60 Prozent des BIPs drücken wollen. In keinem anderen Industrieland – außer Japan – ist der Konsolidierungsbedarf größer. Selbst Griechenland muss mit 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weniger sparen, um seine Schuldenquote auf 60 Prozent zu senken.
Harm Bandholz, US-Chefökonom der italienischen Bank UniCredit, rechnet für die nächsten Jahre daher bestenfalls mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 2,0 und 2,5 Prozent. Conference-Board-Ökonom Goldstein schätzt, dass die Wirtschaft auf absehbare Zeit sogar nur noch zwischen ein und zwei Prozent wachsen wird.
Mehr Langzeitarbeitslose
Noch machen Unternehmen aus Deutschland gute Geschäfte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch eine exklusive Umfrage der Unternehmensberatung Droege für die WirtschaftsWoche zeigt, dass auch die US-Manager deutscher Unternehmen für die nächsten Jahre mit deutlich weniger Wachstum rechnen. Für die USA ist das ein bitterer Abstieg, gingen Ökonomen vor einigen Jahren doch noch davon aus, der langfristige Wachstumstrend werde bei etwa drei Prozent liegen.
Die Ungewissheit darüber, wie es finanzpolitisch weitergeht, bremst die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Im vergangenen Jahr haben sie nur 1,9 Millionen neue Stellen geschaffen. Gleichzeitig sind im öffentlichen Dienst, bei Lehrern, Feuerwehr und Polizei 659 000 Stellen gestrichen worden. Die Arbeitslosenquote kletterte im Juni auf 9,2 Prozent, fast doppelt so hoch wie vor der Finanzkrise.
Kräftig zugelegt hat nur die Zahl der Jobs in der privaten Dienstleistungsbranche, überwiegend Niedriglohnjobs, etwa in der Gesundheitspflege oder in der Gastronomie. Von Dezember 2009 bis Juni 2011 sind dort 200 000 neue Jobs entstanden.
Dagegen gehen in der Industrie und im Baugewerbe gut bezahlte Jobs verloren. Lockheed Martin, einer der größten Waffenhersteller der Welt, will 1500 Jobs streichen, der Telekommunikationskonzern Cisco 6500.
Die Chancen, rasch einen neuen Job zu finden, sind schlecht. Dazu trägt auch bei, dass die Mobilitätsbereitschaft gesunken ist. Durch die Immobilienbaisse sind die Häuserpreise im Schnitt um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. Viele Bürger können ihre Häuser daher nur mit Verlust verkaufen, wenn sie einen neuen Job in einer anderen Stadt annehmen. Bereits 44 Prozent der Arbeitslosen sind länger als sechs Monate ohne Job, die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit liegt bei 40 Wochen. Tendenz steigend. Je länger die Menschen ohne Arbeit sind, desto stärker erodiert ihre Qualifikation – und desto uninteressanter werden sie für potenzielle Arbeitgeber.
Die Erfahrungen anderer Länder mit Finanzkrisen lassen Böses ahnen. Sie zeigen, dass die Arbeitslosenquote nach einem Crash zehn Jahre lang im Schnitt um mehr als fünf Prozentpunkte über ihrem Vorkrisenniveau verharrt. Danach muss sich Amerika für längere Zeit auf Arbeitslosenquoten um die zehn Prozent einstellen – mit negativen Folgen für Einkommen, Konsum und Wachstum.
Anders als Europa sind die USA auf Langzeitarbeitslosigkeit nicht vorbereitet. Seit 1980 hat Washington die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik real um 60 Prozent gekürzt. Programme, die Langzeitarbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen, gibt es daher kaum.
Schlechte Bildung
Bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt hat, wer den Abschluss auf einer Eliteuni nachweisen kann. Doch in einer Welt, in der sich Ideen durch neue Technologien rasch verbreiten und Produktionsprozesse verlagerbar sind, reicht es nicht aus, nur über eine top ausgebildete Elite zu verfügen. Ebenso wichtig ist der qualifikatorische Mittelbau, die Facharbeiter, die in der Lage sind, neue Ideen in Produkte umzusetzen. „Diese Arbeitskräfte fehlen uns hier“, sagt US-Ökonom Vivek Ghosal.
Vor allem den Technologieunternehmen fehlt es an Personal. „Man kann einen Fahrstuhl-Mechaniker nicht über Nacht in einen Softwareprogrammierer umschulen“, sagt Bernard Baumohl, Ökonom beim Forschungsinstitut The Economic Outlook Group in Princeton.
Knapp 36 Prozent der von der Unternehmensberatung Droege befragten deutschen Unternehmen gaben an, in den USA zwar hervorragend ausgebildete Führungskräfte zu finden. Rar seien dagegen Facharbeiter, die die Innovationen auf die Straße bringen. „In den USA fehlt eine strukturierte Ausbildung von Facharbeitern, wie sie Deutschland mit der dualen Berufsausbildung besitzt“, erklärt Lars Knorn, Managing Director von Droege in New York.
Das Problem beginnt schon in der Schule. Nach Angaben der OECD belegen die USA bei den naturwissenschaftlichen Kenntnissen der 15-jährigen Schüler im internationalen Vergleich nur Rang 17, bei den mathematischen Fähigkeiten kommen sie nur auf Platz 25.
Kreditmarktschulden aller Sektoren in den USA Kreditmarktschulden aller Sektoren in den USA (Staat, private Haushalte und Unternehmen in Prozent vom BIP) UniCredit
Eine Trendwende zum Besseren ist nicht in Sicht. Das Bevölkerungswachstum wird hauptsächlich von Farbigen und Hispanics getrieben – Bevölkerungsgruppen mit eher unterdurchschnittlichen Bildungsniveaus. Da demnächst die gut ausgebildeten älteren Jahrgänge aus der weißen Bevölkerung aus dem Arbeitsleben ausscheiden, wird die durchschnittliche Qualifikation der Erwerbstätigen sinken. Dale Jorgensen, Professor an der Uni Harvard, fürchtet daher, dass sich das Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktivität in den nächsten zehn Jahren auf durchschnittlich nur noch 1,5 Prozent verlang-samen wird. In den vergangenen 20 Jahren hatte es noch bei zwei Prozent gelegen.
Dass es gering Qualifizierte am Arbeitsmarkt schwer haben, ist auch auf die Talfahrt der Bauindustrie zurückzuführen. In den Zeiten des Baubooms saugte die Branche viele Schulabbrecher und Einwanderer ohne Berufsausbildung auf. Doch seit dem Platzen der Blase befindet sich der Bau auf Talfahrt.
Schwache Investitionen
Das Überangebot an Häusern drückt die Preise unter die Kredite, die die Bauherren für den Kauf aufgenommen haben. Viele Hausbesitzer stellen deshalb ihren Schuldendienst ein, die Banken müssen die Immobilien zwangsversteigern. Das wiederum erhöht das Angebot und lässt die Preise weiter sinken. Immer mehr Hausbesitzer geraten so in die Überschuldung. Ein regelrechter Teufelskreislauf.
Die sinkenden Preise bremsen nicht nur den Bau neuer Häuser. Sie drücken auch auf die Konsumlaune der Bürger. Frühestens wenn sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspannt und die Einkommenserwartungen steigen, so die Ökonomen des Finanzdienstleisters Global Insight, werde sich der Immobilienmarkt erholen. Vor Mitte 2012 sei damit jedoch nicht zu rechnen.
Daher wäre es wichtig, dass die Unternehmen nun kräftig in neue Maschinen und Anlagen investieren. Doch bisher haben sie es vorgezogen, ihre Gewinne in Aktienrückkäufe und in Direktinvestitionen im Ausland zu stecken. Nach Berechnungen von UniCredit-Ökonom Bandholz haben die Betriebe von 2006 bis 2010 zwei Billionen Dollar in den Rückkauf eigener Aktien investiert, 1,4 Billionen Dollar flossen in Direktinvestitionen jenseits der Grenzen. „Wären die Gelder im Inland investiert worden, wären die Ausrüstungsinvestitionen um 70 Prozent höher ausgefallen“, sagt Bandholz.
Die Unternehmen, die in den USA investieren, geben ihr Geld vornehmlich für den Ersatz alter Anlagen durch neue aus. Da diese aber meist dazu dienen, die Produktivität zu erhöhen, vernichten sie eher Arbeitsplätze, als neue zu schaffen. Beispiel GM: Der Autokonzern hat für den Bau seines ersten Kompaktwagens in den USA seine Produktionslinie erneuert. Die Fabrik ist nur halb so groß wie eine herkömmliche Anlage – und operiert mit einer um 25 Prozent kleineren Belegschaft.
Steht Amerika also vor jahrelangem Siechtum? Nicht unbedingt. Rettung könnte ausgerechnet aus China kommen. Lange Zeit hat das Riesenreich mit seinen Niedriglöhnen der US-Industrie das Leben schwer gemacht. Doch in den nächsten Jahren könnte sich das ändern, wie eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) zeigt. Die Berater haben errechnet, dass die Löhne in China um rund 17 Prozent pro Jahr zulegen. Zudem werte der Yuan beständig auf. Das verringert den Abstand zu den US-Löhnen.
Vergleicht man chinesische Hochlohnregionen wie Shanghai und Tianjin mit Niedriglohnregionen im Süden der USA, werden die Lohnstückkostenvorteile Chinas in den nächsten fünf Jahren auf 30 Prozent schrumpfen, erwarten die BCG-Ökonomen. Der Gesamtkostenvorteil läge dann nur noch bei 10 bis 15 Prozent. Berücksichtigt man zudem die Kosten für Lagerhaltung und Transport, verringert sich der Kostenvorteil auf einen einstelligen Prozentsatz oder verschwindet ganz. Harold Sirkin, Partner bei BCG, ist daher überzeugt: „In den nächsten fünf Jahren wird es wieder mehr Produkte made in USA geben.“
Erste Zeichen dafür existieren bereits. Jeffrey Immelt, Chef des Industriegiganten GE, kündigte kürzlich an, wieder mehr im eigenen Land zu investieren. Immelt will jetzt vor allem High-Tech-Produkte wie Flugzeugmotoren und Gasturbinen verstärkt in den USA bauen und in diesem Jahr 1000 Ingenieure einstellen. Im -Gasturbinenwerk in South Carolina sollen zu den 3000 Beschäftigten 100 neue dazukommen. In den Südstaaten sind die Löhne niedrig, Gewerkschaften spielen keine Rolle. Hier haben auch viele deutsche Firmen wie BMW oder Bosch ihre Werke.
Auch der US-Flugzeughersteller Boeing will seine neuen Langstreckenflieger Dreamliner in South Carolina bauen und dort über 3500 Mitarbeiter beschäftigen. Nikki Haley, die neue republikanische Gouverneurin des Bundesstaates, lockte den US-Konzern mit niedrigen Löhnen.
Gegen den Mangel an Fachkräften geht Haley zielstrebig vor. Sie steckt 45 Millionen Dollar in ein Aus- und Weiterbildungsprogramm, damit Boeing qualifizierte Arbeitskräfte findet, die ab 2012 in der Stadt Charleston die Flugzeuge zusammenbauen. Haley lobt das 750-Millionen-Dollar-Investment des US-Konzerns in der von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelten Region: „Danke Boeing – ihr lasst Amerika nicht im Stich.“
America, we need you!
Ob die Investitionsoffensive in den Südstaaten das Vorzeichen für ein Wiedererstarken Amerikas ist, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Schaffen die USA es nicht, ihre Schulden abzubauen und die Wirtschaft auf Vordermann zu bringen, hat das dramatische Konsequenzen. Mit einem Anteil von rund 23 Prozent am globalen BIP sind die USA noch immer der wichtigste Taktgeber für die Weltwirtschaft. Ohne ein wirtschaftlich gesundes Amerika wird auch China der ökonomische Aufstieg nicht gelingen. So sind die USA neben Europa der wichtigste Abnehmer für Produkte made in China. Fällt Amerika wirtschaftlich aus, werden auch die Wachstumsraten in China zurückgehen. Das bekäme die deutsche Wirtschaft schmerzlich zu spüren. Mehr als zwölf Prozent der deutschen Exporte gehen nach USA und China.
Ein schwaches und überschuldetes Amerika droht darüber hinaus seine zentrale Rolle im Weltwährungssystem zu verlieren. Als Produzent globaler öffentlicher Güter wie Weltsicherheit und Freiheit werden die USA dann ausfallen. „Die Welt hat ihre Lieferanten globaler öffentlicher Güter in der Vergangenheit schon des Öfteren gewechselt“, sagt Mohamed El-Erian, Chef des weltgrößten Anleihehändlers Pimco. Zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg, als die USA die Rolle der globalen Führungsmacht von Großbritannien übernahmen. „Doch anders als damals“, warnt El-Erian, „ist heute kein Land bereit und imstande, diese Aufgabe zu übernehmen, falls die USA nicht die Kurve kriegen.“.
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das wäre wohl der Kontostand. Das reicht laut folgendem Artikel dann evtl. noch bis zum 12. August. Teurer Laden muss man da wohl sagen. Hier nun der Artikel:
Die USA verspielen ihre Glaubwürdigkeit
Weil sich die Politiker in Washington nicht einigen können, droht Amerika die Zahlungsunfähigkeit. Die Suche nach einem Ausweg wird immer verzweifelter. Europas Banken wären stark betroffen.
DüsseldorfDie Angst vor einer neuen Wirtschaftskrise geht um. Sollten sich die Politiker in Washington nicht bald auf eine höhere Schuldengrenze einigen, droht den USA die Zahlungsunfähigkeit. Die Folgen wären verheerend, nicht nur für die USA, sondern für die Finanzmärkte weltweit.
Das ist spätestens klar, seitdem Obama seine Widersacher eindringlich vor einem Scheitern der Verhandlungen gewarnt hat. „Wir sind an einem Stillstand angelangt“, sagte er zur besten Sendezeit in einer Rede an die Nation. „Dies ist ein gefährliches Spiel, das wir nicht spielen dürfen.“ Auch die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, machte unmissverständlich klar: „Die Uhr tickt, und der Streit muss umgehend beigelegt werden.“
Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, nannte die globalen Folgen eines Zahlungsausfalls „verheerend“. „Das würde bedeuten, dass man sich nahezu auf nichts mehr verlassen kann, worauf man sich bislang Jahrhunderte lang verlassen hat“, sagte Walter dem MDR.
Amerika verspielt jegliche Glaubwürdigkeit
Gespräche Obamas mit Republikanern, die das Repräsentantenhaus dominieren, und der demokratischen Mehrheit im Senat blieben bisher ohne Einigung. Diskutiert werden Kürzungen von vier Billionen Dollar in den nächsten zehn Jahren. Wo der Rotstift angesetzt werden soll, ist allerdings umstritten. So streben die Republikaner Einschnitte bei den Sozialausgaben an, was die Demokraten ablehnen. Ohne eine Anhebung der Schuldenobergrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar können die USA ihre Rechnungen, die Gehälter der Staatsbediensteten und die Renten nicht mehr bezahlen.
„Sollte ein politischer Fehler dazu führen, dass die USA eine Kapital- oder Zinszahlung versäumen, dann wäre ihre Glaubwürdigkeit für lange Zeit infrage gestellt, auch wenn der Ausfall nicht lange anhalten und man die Anleger entschädigen würde“, sagt David Harris, Senior Portfolio Manager für US-Anleihen der Fondsgesellschaft
Das Problem ist, dass der US-Präsident und die Republikaner auf ihrem jeweiligen Standpunkt beharren und so befürchten sie, dass ein Kompromiss von ihren Wählern als Schwäche ausgelegt werden könnte.
Das Misstrauen der Anleger lässt sich am deutlichsten an den Wechselkursen der Währungen ablesen. Der Dollar verliert immer weiter an Wert. "Seit der vergangenen Nacht steht der US-Dollar massiv unter Druck", beschreiben Experten der HSH Nordbank den Handel an den Devisenmärkten. Die US-Währung rutschte zum ersten Mal unter die Marke von 0,80 Schweizer Franken. In den vergangenen sechs Monaten hat der Dollar 15 Prozent gegen den Franken verloren.
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Europas Banken stark in US-Anleihen investiert
Auf dem Spiel steht auch die Top-Bonitätsnote „AAA“ für Staatsanleihen der USA. "Die meisten Marktteilnehmer erwarten keinen Zahlungsausfall, sehen aber die Möglichkeit einer Ratingherabstufung", sagte Tomohisa Fujiki, Zinsstratege bei BNP Paribas Securities in Tokio.
30 von 53 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass mindestens eine der drei großen Ratingagenturen der weltgrößten Volkswirtschaft die „AAA“-Note entziehen werde. „Wir glauben zwar, dass sich der Kongress um fünf vor Zwölf einigt, allerdings steigt das Risiko eines Scheiterns jeden Tag“, sagte Guy LeBas von Janney Capital Markets. „Deshalb ist die Chance für eine Abstufung höher als für eine Beibehaltung des Ratings.“
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Der Wertpapier- und Investmentverband Sifma rechnete vor, eine Herunterstufung auf die Note „AA“ könnte die Zinsen für die USA im Durchschnitt um 60 bis 70 Basispunkte erhöhen - und damit die Refinanzierungskosten pro Jahr um rund 100 Milliarden Dollar in die Höhe schnellen lassen.
Das Engagement europäischer Geldinstitute am US-Staatsanleihenmarkt stieg im ersten Quartal 2011 um 56 Prozent, wie aus am Dienstag veröffentlichten Statistiken der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervorgeht. Insgesamt hatte der US-Staat nach den ersten drei Monaten des Jahres 752,6 Milliarden Dollar (522,6 Milliarden Euro) Schulden bei europäischen Banken, verglichen mit 479,6 Milliarden Dollar Ende 2010.
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Zusammen mit dem Engagement bei US-Banken und privaten Kreditnehmern betrugen die Forderungen aller europäischer Banken gegenüber den Vereinigten Staaten den Angaben zufolge nach dem ersten Quartal dieses Jahres 3737 Milliarden Dollar. Zu den größten Gläubigern gehört Großbritannien, deren Bankensystem knapp 1125 Milliarden Dollar in die USA verliehen hat - davon 315,7 Milliarden Dollar an den US-Staat. Die deutschen Banken sind mit insgesamt 502,4 Milliarden Dollar (nur Staatsanleihen: 26,1 Milliarden Dollar) engagiert, die Forderungen des französischen Bankensystems beziffern sich laut BIZ auf 596,9 Milliarden Dollar (93,8 Milliarden Dollar).
Reicht das Geld doch noch länger?
"Es gibt derzeit keine Anzeichen für eine baldige Einigung zwischen Republikanern und Demokraten und der 2. August rückt näher", sagte You-Na Park von der Commerzbank. Allerdings seien die Anleger weiterhin zuversichtlich, dass sich die beiden Parteien im letzten Moment doch noch zusammenraufen, um eine Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. "Wenn der Markt wirklich eine Zahlungsunfähigkeit einzupreisen begänne, würden wir größere Verluste sehen als bislang", betonte Park.
Möglicherweise setzen einige auch darauf, dass das Geld doch noch ein paar Tage länger reicht. Die Regierung hat noch circa 84 Milliarden Dollar in der Kasse. Auf der Basis der in den nächsten Tagen zu erwartenden Zahlungseingängen und Auszahlungen dürfte der
Finanzminister nach Angaben des Bipartisan Policy Center am Morgen des 3. August noch etwa 50 bis 60 Milliarden Dollar in der Kasse haben. Das ist mehr als die meisten Beobachter noch vor wenigen Wochen erwartet hatten. Rein rechnerisch könnte das Geld sogar noch bis zum 12. August reichen. Viel mehr als eine Galgenfrist ist das aber nicht.
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Plan B für Obama: Die Notausgänge aus dem US-Schuldenstreit
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29. Juli 2011, 12:25 Uhr
US-SchuldenkriseWettlauf der Miesenmacher
Von Sven Böll
Die US-Staatsschulden erreichen bald unglaubliche 15 Billionen Dollar. Vor allem in jüngster Zeit hat die größte Wirtschaftsmacht der Welt systematisch auf Pump gelebt. Begonnen hat der Schlamassel aber viel früher: ausgerechnet unter einem republikanischen Präsidenten.
Hamburg - Den USA ist in den vergangenen 30 Jahren ein Kunststück von eher zweifelhaftem Wert gelungen: Die Staatsschulden haben sich verfünfzehnfacht. Betrugen sie Ende der siebziger Jahre noch rund eine Billion Dollar, sind es bald schon 15 Billionen Dollar. Nimmt die Regierung weiter so munter Kredite auf wie bisher, könnten es bald schon 20 Billionen Dollar sein. Gemessen an der Wirtschaftsleistung liegt die Staatsverschuldung bereits bei rund 100 Prozent. Da sind griechische Dimensionen zumindest nicht mehr allzu weit entfernt.
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Die Arbeitslosigkeit in den USA ist hoch, die Einnahmen des Staates sind eingebrochen. Und die Regierung von Präsident Barack Obama versucht verzweifelt, mit gigantischen Konjunkturprogrammen die lahmende Wirtschaft wiederzubeleben. Der Finanzminister nimmt in diesem Jahr zwar rund 400 Milliarden Dollar weniger ein als noch 2007, gibt gleichzeitig aber über eine Billion Dollar mehr aus als vor vier Jahren.
Entsprechend hat das Haushaltsdefizit geradezu beängstigende Ausmaße erreicht. Es wird in diesem Jahr wohl bei mehr als 1,6 Billionen Dollar liegen. Mit anderen Worten: Fast jeder zweite Dollar des US-Haushalts ist auf Pump finanziert. Angesichts der Zahlen seines Kollegen Timothy Geithner kommt der deutsche Finanzminister geradezu als Spar-Streber daher. Wolfgang Schäuble bezahlt nur rund jeden zehnten Euro seiner Ausgaben per Kredit.
Auch wenn die finanzpolitische Entwicklung in den USA in den vergangenen Jahren besonders dramatisch war: Allein mit der Finanzkrise lässt sich der Haushaltsschlamassel nicht erklären. Wie die Bundesrepublik und andere Industriestaaten leben die USA seit Jahrzehnten auf Pump.
Fast 500 Milliarden Plus in drei Jahren
Richtig angefangen hat das Miesemachen in Washington unter Ronald Reagan Anfang der achtziger Jahre. Der damalige Präsident ist vor allem für die drastische Senkung der Steuersätze bekannt. Das war haushaltspolitisch allerdings nicht einmal das größte Problem, denn die Einnahmen des Staates stiegen trotzdem.
Vielmehr rüstete Reagan die Sowjetunion in den Kollaps. Im letzten Jahrzehnt des Kalten Krieges gaben die USA zeitweise fast 30 Prozent ihres Haushalts für das Militär aus. Anfang der neunziger Jahre lagen die Schulden des Landes schon bei rund 60 Prozent der Wirtschaftsleistung - fast doppelt so viel wie zehn Jahre zuvor. Reagan hatte zwar den Kampf der Wirtschaftssysteme gewonnen, die republikanische Ideologie vom schwachen Staat aber geradezu pervertiert.
Als sein Nach-Nachfolger Bill Clinton 1993 ins Weiße Haus einzog, war das Haushaltsdefizit noch immer hoch. Der Demokrat reduzierte es jedoch deutlich. Nach einem heftigen Streit mit den Republikanern, der an die aktuellen Auseinandersetzungen erinnert, erzielte die US-Regierung ab 1998 sogar einen Überschuss. Das Plus bis zum Jahr 2000 summierte sich auf fast 500 Milliarden Dollar.
Anders als es die Zahlen vermuten lassen, gelang dieses fiskalische Wunder allerdings nicht durch massives Sparen. Weil die Wirtschaft des Landes in den neunziger Jahren zum längsten Boom in der US-Geschichte ansetzte, nahm die Regierung im Jahr 2000 nahezu doppelt so viel ein wie 1992. Die Ausgaben legten dagegen nicht einmal um ein Drittel zu.
"The Big Four"
Mit den wundersamen Haushaltszeiten war es jedoch spätestens nach dem 11. September 2001 vorbei. Unter Präsident George W. Bush führten die USA nun einen globalen Krieg gegen den Terror, marschierten im Irak und in Afghanistan ein. Die Verteidigungsausgaben verdreifachten sich seit dem Jahr 2000 nahezu auf mehr als 900 Milliarden Dollar jährlich. Der Staat gibt damit rund 2,5 Milliarden Dollar pro Tag für sein Militär und seine Veteranen aus.
Auch andere Bereiche des Haushalts sind längst außer Kontrolle geraten. Die USA haben im OECD-Vergleich das teuerste Gesundheitssystem der Welt.
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Die Kosten für die Rentenversicherung sind seit 2000 ebenfalls deutlich gestiegen - um mehr als 80 Prozent. Die größte Herausforderung steht dem System der Alterssicherung noch bevor. In den kommenden Jahren verabschieden sich immer mehr Arbeitnehmer aus den geburtenstarken Jahrgängen, die sogenannten Babyboomer, aus dem Berufsleben.
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Was bedeutet das nun alles für den aktuellen Streit in den USA, der sogar zur Zahlungsunfähigkeit des Landes führen könnte? Kurzfristig wird der Kongress nicht umher kommen, die Schuldengrenze zu erhöhen - so wie es in den vergangenen 50 Jahren mehr als 70 Mal geschehen ist.
Mittel- und langfristig muss der Staat, dessen Anleihen noch immer als eine der sichersten Anlagen überhaupt gelten, aber seinen Haushalt in Ordnung bringen. Weil die Herausforderungen so gigantisch sind, wird dies wohl nur mit merklichen Steuererhöhungen einerseits und drastischen Ausgabensenkungen andererseits gelingen.
Ob der republikanische Kandidat für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr den Fehler von George Bush Senior wiederholt, der im Wahlkampf 1988 "Read my lips: no more taxes" ("Lest es von meinen Lippen ab: Keine neuen Steuern") tönte und später genau dies tat, ist zweifelhaft. Und sich allein auf das beliebte Prinzip Hoffnung der Fiskalpolitik, "Die Konjunktur wird es schon irgendwie richten", zu verlassen, würde geradewegs in den Kollaps führen.
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Kurz-Link: http://www.faz.net/-021odv
Amerikas Schuldenstreit
Ein Spiel mit dem FeuerRepublikaner und Demokraten spielen mit dem Wohl der Weltwirtschaft. Teile der Republikaner wollen verhindern, dass Obama als Sieger aus der Schlacht hervorgeht. Doch auch der Präsident ist leichtsinnig. Eine Analyse von Patrick Welter.
29. Juli 2011
Das Schuldendrama in den Vereinigten Staaten nähert sich seinem Ende, und die Nervosität an den Finanzmärkten nimmt zu. Die Aktienkurse gaben zuletzt nach, die Unsicherheit an den Märkten steigt. Die Ausschläge sind indes vergleichsweise gering. Das kann die Ruhe vor dem Sturm sein. Noch handelt es sich um ein politisches, nicht um ein wirtschaftliches Drama. Falls die Anhebung der Schuldengrenze in den kommenden Tagen scheiterte oder der Schuldner Vereinigte Staaten von den Rating-Agenturen herabgestuft würde, liegt dies im Gegensatz zu Griechenland nicht an einer ökonomischen Zahlungsunfähigkeit. Es liegt allein am politischen Unwillen der Beteiligten.
Mit beiden Augen auf das Wahljahr 2012 schielend spielen Republikaner, Demokraten und Präsident Barack Obama mit dem Feuer. Vor allem den Republikanern sitzt die Erfahrung der letzten Schlacht um die Etatsanierung im Nacken. 1995/96 drängten sie mit ihrer Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses den demokratischen Präsidenten William Clinton zum Budgetausgleich. Fünf Monate lang wurde damals im politischen Streit die Schuldengrenze nicht angehoben, und für Wochen blieben Ministerien und Bundeseinrichtungen geschlossen. Alle Beteiligten waren aber klug genug, durch kurzfristige Sondermaßnahmen zu vermeiden, dass die Vereinigten Staaten ihre Schulden nicht mehr bedienen konnten. Diese Einsicht scheint bei Teilen der Republikaner heute nicht mehr vorhanden. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass wie vor fünfzehn Jahren der demokratische Präsident als politischer Sieger aus der Schuldenschlacht hervorgeht.
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Die Folgen sind kaum abschätzbar
Washington spielt dabei mit dem Wohl der Weltwirtschaft. Die Folgen eines nie dagewesenen Zahlungsausfalls der Vereinigten Staaten sind seriös nur qualitativ, nicht quantitativ zu beschreiben. Banken müssten ihr Eigenkapital erhöhen, weil Aufseher die amerikanischen Staatsanleihen in den Bilanzen nicht mehr als risikolose Anlagen anerkennen würden. Geldmarktfonds, die in den Krisenjahren zunehmend die Sicherheit amerikanischer Anleihen suchten, kämen in ernste Schwierigkeiten. Die Repo-Märkte, auf denen Unternehmen und Banken sich gegen Treasuries Geld leihen, dürften austrocknen. Die Kreditvergabe nähme nicht nur in den Vereinigten Staaten Schaden. Unternehmen und Verbraucher dürften im Schreck erstarrt ihre Ausgaben auf ein Mindestmaß begrenzen. Für die Weltwirtschaft wäre eine Nichtbedienung der amerikanischen Schuld wohl vergleichbar dem Lehman-Schock.
Realistischer erscheint ein milderes Szenario. Den Ernst der Lage vor Augen, heben die Parteien in letzter Minute die Schuldengrenze an. Auf der Strecke bliebe der solide Defizitabbau, so wie es sich nach den Vorschlägen der Parteien schon jetzt abzeichnet. Standard & Poor's droht auch für diesen Fall eines unzureichenden Defizitabbaus, die Bestnote für die Vereinigten Staaten herabzusetzen. Die Folgen der Herabstufung der Rating-Note für die Finanz- und Kreditmärkte und die Weltwirtschaft wären ähnlich wie bei einer Nichtbedienung der Schuld, aber weniger drastisch.
Unabhängig vom Ausgang hat der Schuldenstreit das Renommee der Vereinigten Staaten als Schuldner beschädigt. Der vor allem in Europa und in China schwelende politische Unwille, den Dollar als Leitwährung noch zu akzeptieren, erhielt in den vergangenen Wochen Auftrieb. Die Investitionen in amerikanische Staatsanleihen nahmen bislang indes kaum Schaden. Europäische Staatsanleihen, die bei ähnlich hoher Liquidität einzige ernsthafte Alternative, bieten sich wegen der Schuldenkrise im Euroraum kaum an. Paradoxerweise könnte die Nachfrage nach Treasuries im Falle einer Herabstufung des Schuldners Amerika teilweise sogar steigen, weil etwa am Repo-Markt mehr Sicherheiten in Dollar verlangt würden. Der Unmut im Ausland über die Leitwährung Dollar könnte sich damit wie so oft in ohnmächtigem Zorn niederschlagen. Zuletzt jedenfalls hat trotz wachsender Nervosität der Dollar nur wenig verloren. Und die Rendite auf Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit sank in den vergangenen Monaten sogar, mit rund 3 Prozent liegt sie nicht besorgniserregend hoch. Der Ruf der Vereinigten Staaten als Schuldner ist offenbar stabil genug, um sich leichtsinnige politische Eskapaden wie derzeit leisten zu können - noch.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa
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US-Schuldestreit
Obama drängt: "Wir haben keine Zeit mehr"
29.07.2011, 18:04 Uhr abendblatt.de
Sollte es bis Dienstag keine Lösung geben, können die USA zahlungsunfähig werden. Szenarien für den Tag nach der möglichen Pleite.
Barack Obama und der Schuldenstreit: Er sinkt in der Wählergunst, muss seiner Partei und den Republikanern Druck machen. Noch gibt sich der Präsident zuversichtlich, sagt aber auch, dass nicht mehr viel Zeit bleibt
Foto: picture alliance / landov/AFP
Washington. Dass die USA tatsächlich zahlungsunfähig werden und ihre Topbonität verliere könnten, erscheint immer noch unrealistisch. Wenn bis Dienstag jedoch keine Lösung gefunden ist, könnte genau dies eintreten. Lesen Sie unten, welche Szenarien danach eintreten könnten.
Die Gefahr einer Staatspleite in den USA rückt immer näher und macht auch den größten Gläubiger das Landes, China, nervös. Die mächtigste Wirtschaftsnation sei von gefährlich verantwortungslosen Politikern als Geisel genommen worden, attackierte am Freitag die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua in ungewohnt scharfer Form. Der Streit zwischen US-Präsident Barack Obama und den Republikanern über die Anhebung der Schuldengrenze berge Rezessionsgefahren für die Weltwirtschaft. In Washington zeichnet sich trotz fieberhafter Beratungen keine Einigung ab. Ein Vertreter des US-Präsidialamtes sagte, ohne einen umfassenden Kompromiss sei die Regierung auch nicht bereit, eine kurzfristige Lösung für eine höhere Schuldengrenze mitzutragen.
Die Bundesregierung demonstrierte trotz der offenbar ausweglosen Lage in den USA weiterhin – zumindest nach außen - Gelassenheit. „Wir setzen weiter darauf, dass es eine Einigung gibt“, sagte ein Regierungssprecher am Freitag auf Anfrage. Fast alle Experten weltweit warnen: Käme es tatsächlich in der nächsten Woche zu einer Zahlungsunfähigkeit der USA, könnte das Land abstürzen und die Weltwirtschaft mitreißen.
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Präsident Obama, dessen Vorschläge für ein gemischtes Programm aus Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen bislang an der kompromisslosen Ablehnung der Republikaner scheiterte, warnte, ohne Einigung werde die Regierung ab Dienstag ihre Rechnungen und sonstige Verpflichtungen nicht mehr begleichen können. Von Finanzminister Timothy Geithner wird erwartet, dass er im Laufe des Freitags einen Notfallplan vorlegen wird. Darin soll er erläutern, wie er einer solchen Pleite begegnen will.
An den Märkten nahm unterdessen angesichts dieser unsicheren Lage die Nervosität weiter zu. Der Dollar fiel gegenüber dem japanischen Yen auf ein Viermonatstief und auch gegenüber dem Schweizer Franken auf rekordverdächtige Werte. Im Verhältnis zum Euro drückte sich das deshalb nicht aus, weil der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung unter neuen Sorgen über die Finanzlage in Spanien und Italien litt. Inzwischen rechnen manche Analysten damit, dass selbst bei einer Lösung des Schuldenstreits in letzter Minute eine Abwertung der Bonität der USA drohe, solange kein langfristig tragfähiger Sanierungsplan für die Staatsfinanzen vorliegt. Bei US-Geldmarktpapieren kam es zu kräftigen Renditeanstiegen. Auch die Börsen litten unter dem andauernden US-Schuldenstreit.
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Szenarien: Obamas Optionen für den Tag nach der Pleite
... Reuters dokumentiert im Folgenden, wie die Regierung in einem solchen Fall handeln könnte.
HANDELN WIE CLINTON
Obama und sein Finanzminister Timothy Geithner könnten handeln, wie es schon einmal der frühere US-Präsident Bill Clinton in einem ähnlichen Fall 1995 tat. Er könnte nicht lebensnotwendige Bundesbehörden für einige Monate schließen und deren Beschäftigte nach Hause schicken – das spart Geld. Mit den laufenden Einnahmen des Staates könnten lebensnotwendige staatliche Dienste aufrechterhalten und auch die laufenden Schulden bedient werden. Kaum zu verhindern wären aber Turbulenzen an den Finanzmärkten und Renditeanstiege für US-Staatspapiere. Unter dem Druck dessen könnte dann binnen kurzer Zeit eine Einigung doch noch zustande kommen.
DER VERKAUF VON TAFELSILBER
Da Obama der Weg der Neuverschuldung verschlossen bliebe, wenn die Schuldenobergrenze nicht erhöht würde, könnte Finanzminister Geithner umfassend Staatseigentum verkaufen - auch Goldvorräte oder Hypotheken-Anleihen. Regierungsvertreter scheuen davor aber zurück, weil es der ganzen Welt die Zahlungsschwierigkeiten der USA deutlich vor Augen führen würde. Außerdem müsste der Staatsbesitz möglicherweise zu Schleuderpreisen verkauft werden – und viel Zeit wäre damit wohl auch nicht gewonnen.
DER VERFASSUNGSSCHACHZUG
Einige Rechtsexperten sehen Obamas Trumpfkarte in der Verfassung. Obama könne sich demnach auf den 14. Verfassungszusatz berufen, den Kongress umgehen und die Aufnahme weiterer Schulden anordnen. Skeptiker zweifeln allerdings daran, dass diese Klausel dem Präsidenten wirklich Handlungsfreiheit gibt – sie ist hochumstritten.
DER STOPP ÖFFENTLICHER GELDER
Die Regierung könnte den Empfängern öffentlicher Mittel den Geldhahn zudrehen. Getroffen würden Sozialhilfeempfänger, Regierungsangestellte, Pensionäre und Vertragspartner. Konservative Republikaner haben gefordert, zahlreiche Regierungsbehörden zu schließen und die Rückzahlung von Verbindlichkeiten zur Priorität zu erheben. Finanzminister Geithner hat diesen Vorschlag als nicht machbar zurückgewiesen.
Konkret würde Obama bei einem Scheitern der Verhandlungen unmittelbar vor der Frage stehen, wie mit den am 3. August fällig werdenden Leistungen der Sozialversicherung von 49 Milliarden Dollar zu verfahren ist. Der Präsident hat im erbitterten Haushaltsstreit gewarnt, dass diese Schecks ohne eine Anhebung der Schuldengrenze gefährdet sein könnten.
DIE HILFE DER NOTENBANK FED
Denkbar ist auch, dass Obama versucht, auf Hilfe der US-Notenbank Fed zurückzugreifen. Die Federal Reserve arbeitet quasi als Bank für das amerikanische Finanzministerium. Angeblich beschäftigt sich die Fed auch schon mit diesem Thema. Allerdings mahnte der Chef der Federal Reserve von Philadelphia, Charles Plosser, die Notenbank könne nicht einfach für die Regierung einspringen und im Namen des Finanzministeriums Geld leihen. Dies sei durch das Mandat der Fed nicht gedeckt.
Finanzminister Geithner hat sich bereits mit Notenbankchef Ben Bernanke und dem Leiter der New Yorker Federal Reserve, William Dudley, beraten. Der Fed von New York kommt eine Schlüsselrolle zu, weil sie ständig in engem Kontakt zu den Finanzmärkten steht und Alarm schlagen müsste, sollte eine Zahlungsunfähigkeit des US-Staates mit einer Herabstufung seiner US-Kreditwürdigkeit Panik unter den Investoren auslösen. (rtr)
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USA
Zeichen stehen auf Einigung im Finanzstreit
31.07.2011, 20:56 Uhr abendblatt.de
Fast im letzten Moment scheint sich ein Kompromiss im US-Finanzstreit abzuzeichnen. US-Medien sprechen von einer vorläufigen Einigung.
Die republikanischen Verhandlungsführer John Boehner (l.) und Senator Mitch McConnell
Foto: REUTERS
Washington. Im andauernden Streit um den US-Haushalt könnte es einen Durchbruch geben. Laut US-Medien wurde am Sonntag eine vorläufige Einigung über eine „Rahmenvereinbarung“ zur Abwendung einer drohenden Staatspleite erzielt. Die Verhandlungen über Einzelheiten liefen aber noch. Das Weiße Haus warnte, dass es noch keinen „Deal“ gebe. Auch der Spitzendemokrat im Senat, Harry Reid, sagte, es seien noch wichtige Fragen zu klären. „Wir sind einer Vereinbarung sehr nahe“, eilte aber der republikanische Fraktionschef im Senat, Mitch McConnell, mit.
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Insgesamt machte sich nach dem wochenlangen Gezerre um die Erhöhung des US-Schuldenlimits in Washington spürbar Optimismus breit. Der erste Spitzenvertreter einer Kreditratingagentur, Moody’s, äußerte sich zuversichtlich, dass der angepeilte Kompromiss ausreichen würde, die US-Topbonität beizubehalten. „Das sind ausgezeichnete Nachrichten“, sagte Chefökonom und Analyst Mark Zandi dem Sender CNN. Am Dienstag, 2. August, droht den USA die Zahlungsunfähigkeit.
Nach übereinstimmenden Medienberichten sieht der „Rahmen“ eine Erhöhung der Schuldengrenze in zwei Etappen vor, ohne dass Präsident Barack Obama jdes Mal zwingend auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen wäre. Er könnte damit das Thema auch besser aus dem Präsidentenwahlkampf 2012 heraushalten.
Reid deutete an, dass es noch am Sonntag ein erstes prozedurales Votum über den neuen Vorschlag geben könnte, sicher war das allerdings nicht. Der Fraktionschef der Demokraten im Senat war zuvor mit einem Testvotum über seinen eigenen Vorschlag zur Lösung der Krise gescheitert. Er kam bei der Abstimmung auf Schluss der Debatte über seinen Plan nicht auf die nötigen 60 Stimmen. Dazu hätten sich eine Reihe Republikaner auf seine Seite schlagen müssen. Das ursprünglich mit Spannung erwartete Votum hatte angesichts der laufenden Verhandlungen über einen Kompromiss am Ende aber ohnehin nur symbolische Bedeutung.
Sollte ... das kennen wir ja schon
In den Gesprächen zur Krisenlösung hatte es am Samstag die erste Bewegung gegeben, erstmals seit Tagen war auch wieder Präsident Barack Obama direkt beteiligt. Der Republikaner McConnell hatte zuvor Verhandlungen allein mit den Demokraten abgelehnt und verlangt, dass sich das Weiße Haus direkt einschaltet. Nach mehreren Telefonaten auch mit Vizepräsident Joe Biden zeigten sich McConnell und auch der führende Republikaner im Abgeordnetenhaus, John Boehner, in deutlich besserer Stimmung. Das Land werde nicht zahlungsunfähig werden, versicherte McConnell.
Medienberichten zufolge sieht die Rahmenvereinbarung im Einzelnen vor, dass das Schuldenlimit – begleitet von Sparmaßnahmen – in diesem Jahr zunächst teilweise erhöht wird. Der Kongress soll zwar die Möglichkeit einer Ablehnung erhalten, aber Obama könnte dann sein Veto einlegen. Damit würden – entsprechend der Forderung des Präsidenten – vor 2013 keine weiteren Verhandlungen über den Kreditrahmen mehr nötig. Der Präsident will unbedingt verhindern, dass es im Wahljahr 2012 erneut ein Gezerre gibt, das der Wirtschaft schaden und ihn erneut unter Druck der Republikaner bringen könnte.
Im Gegenzug zur Erhöhung des Schuldenlimits werden nach den Medienangaben Einsparungen in einer Gesamthöhe von 2,8 Billionen Dollar angepeilt. Neben sofortigen Kürzungen von einer Billion Dollar solle ein Kongressausschuss bis zum Herbst weitere Einsparungen von 1,8 Billionen Dollar ausarbeiten. Sollten diese vom Kongress nicht bis Ende Dezember verabschiedet sein, gäbe es automatisch Kürzungen in allen Bereichen – die Verteidigung und Sozialprogramme eingeschlossen.
Kommt der Entwurf im Senat durch, müsste das Abgeordnetenhaus grünes Licht geben. Am Samstag hatten die republikanisch beherrschte größere Kongresskammer, in der die radikal-konservativen Tea-Party-Vertreter großen Einfluss haben, den Reid-Planes abgelehnt. Führende republikanische Abgeordnete sagten am Sonntag, die Kompromissverhandlungen gingen in „die richtige Richtung“, es blieben aber noch erhebliche Differenzen.
Unterdessen bereitete sich das Finanzministerium vorsichtshalber weiter auf den Fall des Scheiterns vor. Oberste Linie: Schulden und Zinsen sollen auf alle Fälle bezahlt werden. Nach einem Bericht der „Washington Post“ könnten auch die zum Monatsbeginn anfallenden Sozialhilfe-Leistungen noch gezahlt werden. Doch bereits in wenigen Tagen „verliert die Regierung ihre Fähigkeit, allen Zahlungen nachzukommen“.
(dpa/abendblatt.de)
Fazit: Top-Rating kann wie Wunder doch bleiben. Der Deckel wird wohl angehoben. Obama braucht sich nicht in 2012, während des Wahlkampfs, wieder um das Thema kümmern, und die, auch in Deutschland ja kommende Schuldenobergrenze, wird wieder angehoben.
Über das Sparen, also wo und wie und vielleicht ob, kann man sich ja dann demnächst mal unterhalten.