Dem Wunsch, die Analysten mögen in ihren Modellen endlich ein nachhaltig erhöhtes Kalipreisniveau wegen jahrelang anhaltender Russlandsanktionen erfassen, wird m.E. nicht Folge geleistet werden.
Wenn die K+S Geschäftsleitung sich selbst nicht einmal für 2023 eine auf dem aktuellen Preisniveau basierende - optimistische - Gewinn- und Cashflowprognose zutraut, warum sollten Analysten dann ihre Modelle für die Jahre 2024ff. überarbeiten?
Wie stark die den Kaliexport betreffenden Sanktionen Russland aktuell schmerzen, zeigt die Forderung Russlands, das Getreideabkommen mit der Ukraine, nur im Gegenzug für Erleichterungen bei den Düngemittelsanktionen fortzuführen.
Ob der enormen Bedeutung des Getreideabkommens für die Nahrungsmittelversorgung Afrikas ist es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die ersten EU-Politiker lautstark über eine Überprüfung des Sanktionsregimes nachdenken...
Solange die Sanktionen in Kraft sind, wird die Unsicherheit über deren Fortbestand wie ein Damoklesschwert über dem Kalipreis schweben. Mit den Quartalsberichten wird der Markt zwar kurzzeitig auf die sehr positiven Fundamentaldaten gestoßen, um wenige Tage später aber wieder in den gewohnten Trott zu verfallen, der K+S zum heißgeliebten Spielball der Kurzfristzocker macht.
Unsicherheit = VOLA = Traderglück
In diesem Spiel haben die wenigen Longies, die sich nach einem hochvolatilen Jahrzehnt überhaupt noch in ein K+S-Engagement verirren, leider extrem schlechte Karten, solange sich das K+S Management nicht kompromisslos zu einem mittel- und langfristigen Profitabilitätsziel bekennt. Was wir 2022 und 2023 sehen, sind sanktionsbedingte Windfallprofits. Angesichts eines vorhergehenden Jahrzehnts mit ultraschwachen Gewinnmargen sehe ich die große Gefahr, dass Mitarbeiter und Management meinen könnten, mit der Entschuldung seinen nun alle Wettbewerbsprobleme gelöst und man müsse nicht mehr auf die Kostenbremse treten.
Im Sinne des Shareholder Value gilt es gerade in Zeiten hoher Gewinne, die Kosten im Griff zu halten und der Verlockung einer übermäßigen "Beglückung" der Arbeitnehmer und sonstiger Stakeholder zu entsagen. Windfallprofits sind eben gerade kein Ergebnis herausragender Arbeitsleistungen und sollten keinesfalls als Berechnungsgrundlage für einmalige Bonuszahlungen oder gar dauerhafte Lohnerhöhungen dienen!
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