>> "So wie ich das verstanden habe, fehlte der ACS noch einiges an Informationen. Sie sagen in >> der Begründung ja, dass Epigenomics einige Nachweise nicht geliefert hat." > Kannst du das näher ausführen oder ggf. die Quelle bereitstellen der du das entnommen > hast? Ich habe auf der ACS-Seite gesucht, aber bis auf einen Artikel von 2014 nix gefunden.
Als Quelle dienen mir die zwei unter https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.3322/caac.21457 veröffentlichten Dokumente. Das sind über 70 Seiten, im Haupttext ist fast hinter jedem zweiten Satz eine Quellenangabe. Das Thema ist hochkomplex. Ich glaube, das ist auch der Grund warum weder Epigenomics noch irgendjemand sonst dazu noch eine umfangreiche und korrekte Stellungnahme abgeben kann.
Beim Lesen der Guideline hat sich ein Bild in meinem Kopf geformt. Ob dieses Bild richtig ist, weiß ich nicht. Vollständig ist es auf keinen Fall, dafür sind in dem Guidelinetext viel zu viele Informationen drin. Daher sind die folgenden Ausführungen nur als Denkanstoß für interessierte Leser gedacht und erheben KEINERLEI ANSPRUCH AUF RICHTIGKEIT. Jeder möge sich bitte seine eigenen Gedanken machen.
Angesichts des Entstehungsprozesses, der Dauer (über 2 Jahre) und der Menge von Experten, die an dieser Guideline gefeilt haben, glaube ich nicht, dass die ACS diese Guideline in wenigen Monaten schon wieder überarbeitet. Wie HAL bin ich der Meinung, dass Epi mit diesem Ergebnis überhaupt nicht gerechnet hat und der Vorstand es auch zum Zeitpunkt der HV noch nicht wusste.
Vielleicht noch vorab. Der Übersetzer Deepl (https://www.deepl.com/translator) liefert meiner Meinung nach ganz brauchbare Übersetzungen des Textes und hilft beim Verständnis. Aber klar ist, dass man immer mit dem englischen Text arbeiten sollte.
Ich glaube, dass es mehrere Gründe für die Ablehnung des Epi proColon Test gab, aber ich denke, dass die folgenden Passagen aus der Guideline deutlich machen, dass der Hauptgrund für die Ablehnung die geringe Spezifität des Epi proColon Test ist. D.h. das zu viele Patienten durch den Epi Test ein positives Ergebnis bekommen, obwohl sie gar keinen Krebs haben.
„The principal recognized harms of CRC screening, which are rare, are those associated with colonoscopy (bleeding, perforation, cardiorespiratory complications of sedation) as a primary screening test or as a follow‐up of other positive noncolonoscopy tests. ... There are no direct harms of CRC screening associated with HSgFOBT and FIT. Harms are associated with injury to the colon or other complications related to colonoscopy performed after a positive HSgFOBT29 (see Colonoscopy section, below). ... ... Like other stool‐based tests, the harms of mt‐sDNA [Anm. von Joe: Damit ist Cologouard gemeint] are associated with the harms of colonoscopy performed for the follow‐up of positive tests ... The harm conventionally associated with workup of false‐positive test results is partly mitigated when a normal follow‐up examination removes the patient from the screening pool for 10 years. In addition to estimating the number of colonoscopy‐related complications, the CISNET modeling group used the number of colonoscopies required as a proxy for harms and a measure of the burden of CRC screening. The GDG regarded the number of colonoscopies (and related risk of complications) as a proxy for harms. ... Screening test performance measures (sensitivity, specificity, etc) were included as important outcomes in evaluating the evidence on screening tests ... Model‐recommended screening strategies for individual tests are based on the balance of benefits, expressed as LYGs (corrected for life‐years lost because of screening complications) versus burden and harms, expressed as the number of colonoscopies required for a given strategy (screening, follow‐up, surveillance, and diagnosis of symptomatic cancer).” (ACS)
JOE: Beachtlich finde ich, dass die ACS unter allen Screeningmethoden das Hauptgesundheitsrisiko für die Patienten darin sieht, dass bei einer Koloskopie etwas schief geht - d.h. beim Goldstandard selbst! Bei der Durchführung von Stuhl- oder Bluttests selbst sieht die ACS so gut wie kein Gesundheitsrisiko für die Patienten. ABER, ACS sagt, dass bei einem positiven Test-Ergebnis dieser Stuhl- und Blut-Tests im Anschluss eine Koloskopie gemacht werden soll. Und die Koloskopie hat Gesundheitsrisiken. Die Modelle der ACS wägen dann ab - wie viele Koloskopien ergeben sich durch die einzelnen Screeningtests und wie viele zusätzliche Lebensjahre im Verhältnis zu den Koloskopien gewinnt man. Je weniger Koloskopien nötig sind und je mehr Lebensjahre dadurch gewonnen werden, umso besser.
Und da wird meiner Meinung nach plötzlich die relativ geringe Spezifität des Epi proColon-Test relevant. Weil der Epi proColon-Test eine relativ geringe Spezifität hat, zeigt er bei verhältnismäßig vielen Menschen ein positives Ergebnis an, obwohl die gar kein Darmkrebs haben. Da sich gemäß der ACS Richtlinie, alle Testpersonen mit einem positiven Testergebnis einer Darmspiegelung unterziehen müssen, steigt für diese Testpersonen aus Sicht der ACS unnötig das Risiko, obwohl das eigentlich gar nicht nötig wäre, weil die ja gar kein Darmkrebs haben.
Wie das mit einer relativ geringen Spezifität zu verstehen ist, wird meiner Meinung aus den Daten der ADMIT-Studie deutlich, die in einem Dossier von Epigenomics noch mal sehr deutlich herausgearbeitet wurden:
• 203 people were offered the blood test for CRC screening and 202 completed it (99.5%) • 30 people had a positive Epi proColon result
• 210 people were offered the stool test for CRC screening and 185 completed it (88.1%) • 3 people had a positive FIT result;
Die Frage muss doch lauten: Warum schlägt der Epi proColon bei ähnlich hoher Sensivität (also Erkennungsrate für Darmkrebs) 10 mal häufiger an? Die Erklärung ist nicht, dass er mehr Darmkrebs findet, sondern dass er bei mehr Patienten zu einem falschen Ergebnis kommt. Von diesen 30 Patienten oben, haben sich 17 einer Darmspiegelung unterzogen, aber kein einziger dieser 17 hatte Darmkrebs, wie es weiter hinten in dem Dossier heißt.
“Subjects with positive results were counseled to undergo colonoscopy. For subjects with a positive Epi proColon result, 17/30 (56.7%) completed colonoscopy; of these cases, 10/17 (58.8%) resulted in actionable findings (polypoid, polyps, adenomas) and 0 (0%) were diagnosed as CRC.”
[CRC bedeutet: ColoRectal Cancer = Darmkrebs]
In der ACS Begründung für die Ablehnung des Bluttests wird sowohl die verhältnismäßig geringe Spezifität erwähnt, als auch, dass dem Expertengremium noch viele weitere Informationen gefehlt haben:
“Although these studies demonstrate improving test sensitivity, concerns remain about poor specificity compared with recommended screening options and the limited base of evidence in asymptomatic, screening populations. In addition, there has been no microsimulation modeling of the newer version of the test to estimate its benefit, a benefit-harm ratio, or a screening interval for regular testing, which also has not been established by the manufacturer. In addition, mSept9 is a novel blood test for CRC early detection with no comparable screening tests from which to infer a benefit in terms of critical outcomes (CRC mortality or incidence reduction), as there are for the included screening test options. Importantly, the test has not been cleared by the FDA for unrestricted use in general routine screening. Going forward, the performance of plasma DNA tests should be monitored. An accurate blood test would have obvious value in the repertoire of screening options, and even a test with somewhat poorer performance would likely make a contribution in adults persistently nonadherent to screening recommendations. In both instances, adherence would likely be high. However, based on the limitations noted above, at this time, mSept9 is not included in this guideline as an option for routine CRC screening for average-risk adults.”
MfG J:)E
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