Grundsätzlich natürlich. Das Problem daran ist nur, dass neue Kredite mit Eigenmitteln unterlegt werden müssen. Sollte die Bank die Bilanzsumme stark ausweiten, dann muss sie nicht nur Refi aufnehmen (kein Problem), sondern auch Gewinne thesaurieren oder sich anderweitig Kapital besorgen, damit die Eigenmittelquoten konstant bleiben. Zusätzliche Zinsüberschüsse aus etwaigem Netto-Neugeschäft benötigen damit als "Investition" das Einsetzen von mehr Kapital (was natürlich in Konkurrenz mit Dividendenauszahlungen steht). Und bei gegebenen Kapitalquoten, Umständen und der Bilanzstruktur würde das wieder bedeuten, dass thesaurierte Gewinne grob mit der Eigenkapitalrendite (niedrig) "angelegt" werden (wobei es wohl auch noch einen Anteil an rentablerem Altgeschäft gibt und der Grenz-RoE niedriger liegen könnte). Daraus alleine kann also kein hohes EPS-Wachstum entstehen. Die hohe Ausschüttungsquote führt sowieso dazu, dass nicht zu viele neue Eigenmittel pro Jahr entstehen können, außer man nimmt extern auf, was aber wiederum eine Verwässerung bedeuten würde.
Was dagegen funktionieren würde: die Bank kann natürlich auch in Kauf nehmen, dass die Kapitalquoten sinken. Die Aarealbank hat ohnehin sehr hohe Quoten und erfüllt die gesetzlichen Vorgaben (Basel) über. Sie könnte theoretisch also den Hebel erhöhen (was natürlich mehr Risiko bedeuten würde), um so die Eigenkapitalrendite zu erhöhen. Aber, ob das mit der Risikostrategie in Einklang steht?
Was dagegen denkbar wäre, ist, dass die hohe Kreditnachfrage die Zinsen für diese Geschäfte und diese Laufzeiten wieder erhöht, womit wir wieder beim Thema der zukünftigen Zinsspanne wären. Aber alleine aus mehr Vergabe lässt sich kein hohes EPS-Wachstum erzielen, außer man hebelt sich stärker. Bei anderen Banken ist das anders, weil dort oft nur ein relativ kleiner Teil der Bilanz wirklich Kredite sind und man den Anteil erhöhen könnte und somit einen höheren Anteil an rentableren Geschäften erreichen könnte. So etwas erhöht die Zinsspanne auch dann, wenn das Zinsniveau gleichbleibt. Die Aarealbank hat allerdings ohnehin einen sehr hohen Anteil an Krediten und wenig andere Finanzinstrumente.
Die Refi ist natürlich auch günstig, aber das ist in der Zinsspanne bereits berücksichtigt. Und diese ist in Europa nun mal äußerst niedrig.
Ich halte das Investment auch für gut, allerdings nicht für extrem unterbewertet. Persönlich hoffe ich, dass die Eigenkapitalrendite deutlich steigt, wenn Integrationskosten wegfallen und stattdessen Synergien hinzukommen. Daraus erhoffe ich mir einen guten EPS Schub. Anschließend erwarte ich allerdings kein hohes EPS-Wachstum, eben aus den erklärten Gründen. Doch das sollte reichen, um in ein paar Jahren eine sehr gute Dividende (on Cost Basis) liefern zu können.
PS: im aktuellen Bankmagazin (Springer Gabler) ist ein Interview des Aareal-CEOs zu lesen. Er schreibt, dass er es für möglich hält, dass die Niedrigzinsphase deutlich länger anhält als viele es erwarten. Das Interview ist auch sonst sehr interessant.
Viele Grüße
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